Freisinger Skulpturenrundgang:Holz mit Seele

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Kunst im öffentlichen Raum: Der Tölzer Bildhauer Josef Lang zeigt seine Groß-Skulpturen im gesamten Freisinger Stadtgebiet und lädt zum Rundgang ein. Im "Alten Gefängnis" findet man Zeichnungen und Kleinfiguren von ihm.

Von Birgit Goormann-Prugger

Es geht eine stille Würde von den Figuren aus, die einem gerade im Freisinger Stadtbild begegnen. Groß und mächtig stehen sie da, von monumentaler Gestalt, und sind dennoch nicht übermächtig, keine Herrschergestalten, sondern Figuren mit Seele. Die einen wirken freundlich und heiter, die anderen nachdenklich und in sich versunken. Sie scheinen die Szenerie um sich herum zu beobachten, abwartend die einen, mitteilsam die anderen, fast meint man, sie würden einem antworten, würde man sie ansprechen. Vielleicht könnte man sie auch nach dem Weg fragen, sie wirken so allwissend.

Erschaffen hat sie der Tölzer Bildhauer Josef Lang. Der Mensch ist sein Lebensthema, Holz sein Material und die Kettensäge sein Werkzeug. Der Förderverein Altes Gefängnis hat Josef Lang für diese Ausstellung in Freising gewinnen können, mit Unterstützung des Kulturvereins "Modern Studio", der seinerseits in der Fronfeste Kleinskulpturen und Zeichnungen von Josef Lang zeigt. Am gestrigen Freitag ist die Ausstellung vor dem Bürgerbüro offiziell eröffnet worden. "Eine Kunstaktion im Doppelpack", wie das Thomas Mücke formulierte, Vorsitzender des Gefängnisvereins. Auch dort stehen zwei der Skulpturen von Josef Lang, ebenso wie vor dem Landratsamt, auf dem Domberg, auf dem Campus vor der Freisinger Bank, vor dem alten Gefängnis, am Schafhof, im Weihenstephaner Hofgarten, vor dem Weißbräu Huber und in der Stadtpfarrkirche Sankt Georg. Dort findet der Spaziergänger die Skulptur mit dem Titel "Kreuzabnahme". Ein Gestalt hält den zusammengesunkenen, leblosen Christus. Es schien den Ausstellungsmachern passender, dieses Motiv im geschützten Raum der Kirche zu platzieren. Kunst im öffentlichen Raumist ja auch immer gewissen Gefahren ausgesetzt, die man vorher nicht absehen kann. Josef Langs bis zu drei Meter große Gestalten sind Schwergewichte. Die Bauhofmitarbeiter, so Thomas Mücke, hätten darum auch mit schwerem Gerät anrücken müssen, um sie zu platzieren. Umdisponieren musste man beim Standort Domberg. Die Figur, die dort vorgesehen war, wollte nicht durch den Torbogen am Dombergaufgang passen, also steht sie nun auf dem Campus. Der Herr, der den Campus bewachen sollte, sinniert nun auf dem Domberg.

Eichen- und Lindenholz sind die bevorzugten Materialien von Josef Lang. Die Eiche verwendet er gerne für die Männergestalten und die weichere Linde für die Frauen. Er lasiert sie, nachdem ihre Form feststeht, die Männer oft mit einem dunklem Blau, die Frauen mit einem warmen Rotton. Von diesem Prinzip weicht er aber auch ab, zum Beispiel bei der "Kreuzabnahme". Da ist die Christusfigur in Rot getaucht, ebenso wie bei der kleinen Pietà, in der Gefängnisausstellung. Vor dem Gefängnis findet man dann noch die "Lady in Black" und beim Schafhof einen Herrn in leuchtendem Gelb, der auf dem Kopf steht. Das organische Material Holz verändert sich mit der Zeit, es bekommt zum Beispiel Risse, vielleicht wirken die Figuren von Josef Lang auch aus diesem Grund so beseelt. Zur Ausstellung ist auch eine Broschüre erschienen, die Auskunft darüber gibt, wo die Skulpturen von Josef Lang zu finden sind und über die Geschichte des jeweilige Standortes. Für auswärtige Besucher wird der Rundgang so zu einer Stadtführung. Josef Lang, 1947 in Bad Tölz geboren, hat über Umwege zur Kunst gefunden. Nach einer Ausbildung zum Kaufmann beginnt er 1977 eine Steinmetzlehre und absolviert als Meisterschüler von Professor Erich Koch das Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie. Ein Nachbar schenkte Lang dann eines Tages den Stamm einer gefällten Linde und so fand er zum Material Holz und zur Kettensäge.

Die Ausstellung im öffentliche Raum dauert bis zum 6. Oktober: Kleinskulpturen und Zeichnungen von Josef Lang sind im gleichen Zeitraum im Alten Gefängnis zu sehen. Öffnungszeiten: Freitag von 15 bis 19 Uhr und am Wochenende von 11 bis 19 Uhr.

© SZ vom 21.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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