Freisinger protestieren:Ignorant und ambitionslos

Bund Naturschutz und Initiativen kritisieren Lärmaktionsplan

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Klima- und Lärmschutz ja, aber nicht am Flughafen München - das scheine nach wie vor das Motto von FMG und Staatsregierung zu sein, kritisieren Vertreter von Aufgemuckt, Bund Naturschutz und der BI Attaching. Anders lasse es sich nicht erklären, warum die Regierung einen völlig ambitionslosen Lärmaktionsplan genehmigt habe und warum im Entwurf für ein neues Landesentwicklungsprogramm (LEP) immer noch der Ausbau mit einer 3. Start- und Landebahn als Ziel enthalten sei.

Die BI Attaching, Aufgemuckt und der Bund Naturschutz in Bayern haben sich deshalb an die EU-Kommission zur Überprüfung gewandt und fordern die Streichung der Bahn aus dem LEP. Die EU-Kommission würde in Sachen Klimaschutz den Ländern mittlerweile genau auf die Finger schauen und nachfragen, sagte dazu Christine Margraf, Stellvertretende Landesbeauftragte des BN, am Freitag bei einer Online-Pressekonferenz. Mit einer Antwort von Seiten der EU-Kommission sei nicht sofort zu rechen. Mit einer Rückenmeldung rechne man aber durchaus. "Wir wollten das nicht einfach so hinnehmen. Gar nichts zu machen, war für uns nicht denkbar, darum jetzt dieser Schritt."

Manfred Drobny, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe sagte, die Staatsregierung und die FMG tue so, als habe sich beim Flugverkehr überhaupt nichts geändert. Sinkende Passagierzahlen und die Folgen des Klimawandels würden ignoriert. "Man kann fast sagen, gegenüber der Bevölkerung ist das unverschämt", so Drobny weiter. Michael Buchberger, Sprecher BI Attaching, erklärte, die BI habe sind intensiv mit dem Lärmaktionsplan befasst und zwei Stellungnahmen abgegeben. Was die Staatsregierung daraus gemacht habe, sei enttäuschend. "Wir haben das Gefühl, die Regierung interessiert sich einfach nicht für die Anliegen der betroffenen Bevölkerung und ist weiter allein Sachwalter des Flughafens", sagte Buchberger.

Die Regierung von Oberbayern habe sich offenbar mit den Äußerungen und Forderungen aus der Öffentlichkeitsbeteiligung überhaupt nicht auseinander gesetzt. Einwendungen seien nicht berücksichtigt, Verbesserungsvorschläge für echte Lärmschutz-Maßnahmen, insbesondere ein vollständiges Nachtflugverbot, aber auch der Verzicht auf die dritte Startbahn, seien ignoriert worden.

Christian Magerl, Sprecher des Aktionsbündnisses Aufgemuckt, untermauerte mit Zahlen die Ansicht, dass die dritte Startbahn aus dem Landesentwicklungsplan gestrichen werden könne. Im Vergleich zu 2019 sei die Zahl der Flugbewegungen 2021 um 63,3 Prozent von 417 138 (2019) auf 153 097 gesunken. Die Anzahl der Passagiere sank um 73,9 Prozent im Vergleich zu 2019 und die Fracht ging um 48,2 Prozent zurück. Auch 2022 setze sich diese Entwicklung fort. Zu erwarten sei zudem, dass auch künftig eine Vielzahl von Geschäftsreisen durch Videokonferenzen ersetzt würden. "Das funktioniert ja ganz wunderbar", sagte Magerl.

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