Süddeutsche Zeitung

Freisinger Projekte:Schweigen ist Gold

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Wie man aus einem überdachten Asam-Innenhof ein Eisstadion machen könnte und warum das eine Win-Win-Win-Situation wäre

Kerstin Vogel

Dass auf diese Idee nicht schon längst jemand gekommen ist: Der Asam-Innenhof wird doch überdacht - und weil das Glasdach die Akustik so nachhaltig stört, dass man dort weder musizieren noch Theater spielen kann, verlegt man die Eisfläche aus der Luitpoldanlage - genau: in den Innenhof. Dann hätte man für 2,3 Millionen Euro Dachkosten und ein paar Kröten für den Transport der Eismaschinen ein Eisstadion mitten in der Stadt. Die Zuschauer könnten an den Fenstern des Asam-Komplexes Platz nehmen, hätten es dort warm und trocken - und vielleicht könnte mit dem Eintrittsgeld die Renovierung des einen oder anderen antiken Fensterrahmens bezahlt werden.

Das Eisstadion würde so nur ein Drittel der 6,9 Millionen kosten, die zuletzt als Preis für den Bau genannt wurden. Die Stadträte könnten aufhören zu streiten, wer am wenigsten provinziell an die Sanierung des Asam-Gebäudes herangeht - und die Freisinger könnten mitten in der Innenstadt Schlittschuhlaufen: Eine Win-Win-Win-Situation, die höchstens dadurch getrübt wäre, dass so ein Glasdach im Sommer ziemlich warm macht. Andererseits hat der Förderverein ja so unglaublich viele Zusagen von Sach- und Fach- und Handwerksleistungen, dass sich sicher ein Helfer finden ließe, der einen Sonnenschutz anbringt.

Leider wäre in Freising indes eher zu erwarten, dass auch diese hervorragende Idee wieder so lang diskutiert würde, bis sie das Dreifache kostet - und dann neu nachgedacht werden muss. Möglicherweise aber würde das dann gar keiner mehr erfahren, weil die neue Taktik der Stadtspitze, keine Kostenschätzungen mehr öffentlich zu machen, bis dahin so verfeinert worden wäre, dass auch keine Kosten mehr genannt würden. Überhaupt könnte man ganz aufhören, über solche Projekte zu sprechen. Dann müsste sich der Bürger nicht mehr ärgern, wenn sie nicht umgesetzt werden.

Dass auf diese Idee nicht schon längst jemand gekommen ist.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2012
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