Schon bisher war die berufliche Kombination von Erhard Schönegge ungewöhnlich: Softwareentwickler und Gärtnermeister. Doch seit einem guten Jahr beschäftigt er sich zudem intensiv mit Themen, die eher einem Banker anstünden: Zusammen mit einer Handvoll Mitstreitern hat er eine Währung zum Leben erweckt - eine Regionalwährung für das Freisinger Land. Bärling heißt sie, und es sind schon über 12 000 Bärlinge im Umlauf.
Von Beruf ist der 52-jährige Erhard Schönegge Gärtnermeister, er bewirtschaftet mit seinem Bruder den Naturland-Gartenbetrieb Schönegge bei Nandlstadt. Seit 1995 hat sich der Vater von sechs Kindern außerdem in der Softwareentwicklung ein zweites Standbein aufgebaut. "Schon bei meiner Ausbildung zum Gärtner war mir klar, dass es für mich keine Alternative zur ökologischen Wirtschaftsweise gibt", erzählt er, und meint mit ökologisch Wirtschaften - stark vereinfacht - einen fairen Umgang mit Pflanzen, Tieren und den biologischen Ressourcen.
Von daher findet er den Sprung zum Regionalgeld gar nicht so verwunderlich: "Dasselbe gilt auch für das gemeinsame Wirtschaften, fairer Umgang ist förderlich für alle. Geld, dessen Funktion und Regeln einmal ganz andere sind, hat mich immer schon fasziniert", sagt er. Als direkt vermarktender Gärtner seien ihm regionale Wirtschaftskreisläufe selbstverständlich, eine regionale Komplementärwährung könne das unterstützen. Dass es funktioniert, zeigen viele Beispiele, etwa der "WIR" in der Schweiz, der "Palmas" in Brasilien, der dort einer ganzen Kleinstadt als eigenes Zahlungsmittel dient, oder der "Chiemgauer" rund um den Chiemsee. Seit einigen Jahren ist Erhard Schönegge auch Mitglied der Grünen, die er seit 2014 als Marktrat in Nandlstadt und Kreisrat in Freising vertritt.