Freisinger Köpfe: Schwindelfrei und sehr beliebt

Johanna Hiergeist ist Kaminkehrerin - und bringt deshalb Glück

Kaminkehrerin Johanna Hiergeist ist gemeinsam mit ihrem Mann Georg für einen der vier Freisinger Kehrbezirke, zu dem 2400 Haushalte gehören, zuständig. Die Arbeit sei körperlich nicht sehr anstrengend, berichtet die zierliche Frau, aber man müsse natürlich schwindelfrei sein. Gute Nerven braucht Hiergeist manchmal auch für die langen Sitzungen im Freisinger Stadtrat, dem sie seit 2008 für die Freien Wähler angehört.

Hiergeist ist eine waschechte Freisingerin, ging hier zur Schule und absolvierte eine kaufmännische Ausbildung bei der Post. Der Kontakt zu vielen unterschiedlichen Menschen machte ihr viel Freude, das ist bis heute so geblieben. Nur, dass sie jetzt nicht mehr hinter dem Schalter steht, sondern mit ihren Besen über die Dächer klettert, um die Schornsteine ihrer Kunden zu fegen. Als ihr Mann Georg den Kehrbezirk übernahm, um den er sich bei der Regierung von Oberbayern beworben hatte und den Zuschlag erhielt, aber keine Mitarbeiter fand, entschloss sich Hiergeist 1994 dazu, noch einmal umzusatteln und machte eine Ausbildung zur Kaminkehrergesellin. Allerdings wird das Kaminkehrerpaar nicht für immer für diesen Bezirk zuständig sein: Alle sieben Jahre, das nächste Mal 2022, wird der Auftrag erneut ausgeschrieben. Dann werde ihr Mann vielleicht nicht mehr dabei sein, sondern in Rente gehen, und sie sich etwas Neues suchen, sagt die 53-Jährige.

Aber noch ist es nicht soweit und sie freue sich jeden Tag, wenn sie als eine der wenigen weiblichen Kaminkehrer in ihrem schwarzen Outfit von den Kunden begrüßt wird. Anfangs war sie noch eine Exotin, inzwischen sind immerhin 15 Prozent der Kaminkehrer Frauen. Noch immer freue sich jeder, sie zu sehen, sagt Hiergeist. Denn seit dem Mittelalter, als Häuser sehr oft von primitiven Feuerstellen aus in Brand gerieten, glaubt man, dass der Kaminkehrer, der durch seine Arbeit vor Feuer schützt, Glück bringt.