Freisinger Köpfe:Aus der DDR nach Neufahrn zu Rotary

Freisinger Köpfe: Waltraud Böhme, die Präsidentin des Rotary-Clubs München.

Waltraud Böhme, die Präsidentin des Rotary-Clubs München.

(Foto: Marco Einfeldt)

Waldtraud Böhme vom Rotary Club München Flughafen war früher einmal eine "rechtskräftig" verurteilte "Straftäterin". Das war Ende der 1970er Jahre in der DDR.

Die Präsidentin des Rotary-Clubs München Flughafen, Waltraud Böhme, war früher einmal eine "rechtskräftig" verurteilte "Straftäterin". Das war Ende der 1970er Jahre, als sie noch in Leipzig wohnte. "Wir haben nichts Rechtswidriges getan, außer dass wir, mein Mann, mein Sohn und ich, legal aus der DDR ausreisen wollten", sagt sie. Der SED-Staat sah das anders. Dagegen wiederum ging die BRD vor: Sie kaufte die Familie frei und ermöglichte ihr, nach Bayern überzusiedeln. "Häftlingsfreikäufe aufgrund politischer Aktivitäten hieß das damals", sagt Waltraud Böhme. "Das fiel in die Zeit, in der Franz Josef Strauß der DDR einen Milliardenkredit gab."

Die Familie kam bei Verwandten in Neufahrn unter und konnte sich eine neue Existenz aufbauen. Das Urteil wurde von der BRD als Unrechtsurteil anerkannt, aufgehoben und die Familie rehabilitiert. Bald ging der Sohn aufs Gymnasium, da gab es keinen Grund mehr, woanders hinzuziehen.

Nach der Geburt ihrer behinderten Tochter orientierte sich die heute 67-Jährige beruflich neu. Noch in der DDR hatte Böhme zwei kaufmännische Ausbildungen gemacht, nun schulte sie auf Kosmetikerin um und machte sich selbständig. So konnte sie stundenweise von daheim arbeiten, während eine ältere Dame auf die Tochter aufpasste. Inzwischen arbeitet die erwachsene Tochter in der Werkstatt der Lebenshilfe Freising. Waltraud Böhme führt mit einer Partnerin eine Akademie für Kosmetik-Fernstudiengänge und arbeitet als Kosmetikerin. Zuvor hatte sie zehn Jahre lang an einer Münchner Berufsfachschule Kosmetikerinnen ausgebildet.

Wie Waltraud Böhme selbst zu Rotary gelangte und was sie zu Vorurteilen gegenüber dem Club sagt, erzählt sie im SZ-Interview.

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