Jeder Mensch sollte kochen können. Das mache unabhängig und verbinde einen mit der Natur. Davon ist Joaquin (auch genannt Kim) von Dehn überzeugt. Im Moment sammle er Bärlauch, um damit die Fleischpflanzerl zu verfeinern, die er in seinem neuen Café Botanika im Schafhof serviere, erzählt er. Dehn ist leidenschaftlicher Koch, obwohl er diesen Beruf nie erlernt hat. Aber bereits als Kind habe er im großen Garten seiner Eltern in Caracas in Venezuela regelmäßig ein Feuer gemacht, Lebensmittel aus Mutters Kühlschrank "geklaut" und gekocht. Von seinem Taschengeld kaufte er sich Taschenkrebse und Langusten, um zu lernen, wie man sie zubereitet. Im Alter von 20 Jahren, nach dem Abitur am deutschen Humboldt-Gymnasium in Caracas, ging Dehn nach Hamburg, um zu studieren.
Deutschland war ein Schock für den jungen Mann, denn in Venezuela war es immer warm. Auch die Mentalität der Menschen unterschied sich, es fehlte die Leichtigkeit und Lebensfreude. Trotzdem blieb er in Deutschland, kam nach Bayern, wo er nach dem Grundstudium der Agrarwissenschaften der Uni den Rücken kehrte und nur noch kochte. Zunächst in verschiedenen Küchen in München, bis er schließlich sein eigenes Catering-Unternehmen, "Muskat" in Zolling gründete. Joaquin von Dehn begann mit einem Mitarbeiter, heute sind es zwölf Festangestellte, mehr als 20 400-Euro-Kräfte und einige Freelance-Köche. Die Erinnerung an die Gerüche der Karibik, an die Vielfalt der Gewürze und die Liebe zu Lebensmitteln und zur Natur ist Dehn auch nach all den Jahren in Deutschland geblieben.
Jedes Jahr fliegt er in seine alte Heimat, im Moment sei es zwar gefährlich, sich in den Städten aufzuhalten, aber im Dschungel habe sich nichts verändert. Dort wandere er in der üppigen und fruchtbaren Natur mit den Indios und fahre mit einem Einbaum auf den Flüssen, schildert der 55-Jährige. Im Montagsinterview erzählt Kim von Dehn, wie aus dem kleinen Jungen aus Caracas ein Unternehmer in Bayern wurde.