Freisinger Köpfe:Antje Petzold, Lebenskünstlerin

Bei Antje Petzold fällt einem spontan das Wort Lebenskünstlerin ein. Die 47-Jährige, die in Freising als langjährige Wirtin des Klimperkasten bekannt ist, hat so viel zu erzählen, so viel erlebt, das es kaum in nur ein Leben zu passen scheint.

Freisinger Köpfe: Antje Petzold.

Antje Petzold.

(Foto: Marco Einfeldt)

Geboren wurde Petzold in Brandenburg in der "schönen Lausitz". Ihre ersten Lebensjahre verbrachte sie auf einem Bauernhof in der Nähe des Spreewaldes, bis die Familie in eine Plattenbausiedlung umgesiedelt wurde. Als 14-Jährige zog Petzold dann von Zuhause aus, um eine Sprachenschule, ein niedersorbisches Gymnasium in Cottbus, besuchen zu können, und wohnte - bis sie 18 Jahre alt war - dort in einem Internat. "Ich wollte unbedingt mein Abi machen, anders wäre das nicht gegangen", erzählt sie.

Eigentlich wollte sie danach Journalismus studieren, die Zusage für ein Volontariat beim Sorbischen Rundfunk hatte sie schon. "Dann aber kam die Wende und damit der erste große Umschwung in meinem Leben", sagt sie. Statt das Journalismus-Studium zu beginnen, arbeitete sie in einem Behindertenheim für psychisch kranke Menschen und machte eine Ausbildung zur Krankenschwester. Zwei Jahre auf der Intensivstation folgten. "Meine Vorstellung von Mutter Teresa konnte ich dort aber nicht ausleben", sagt sie trocken.

Schon während ihrer Krankenhaus-Zeit verkaufte sie nebenbei Lebens- und Unfallversicherungen, das machte sie nun hauptberuflich. "Und weil ich alles immer mit Stempel und Zertifikat haben will, lernte ich Versicherungsfachfrau", erzählt sie. Petzold zog von Potsdam nach Berlin und war dort für einige Zeit als "Frau Kaiser von der Hamburg Mannheimer" tätig. In Berlin habe sie als damals Anfang Zwanzigjährige viele Menschen kennengelernt, auch aus der IT-Branche. Petzold arbeitete für zwei Dotcom-Firmen, zweimal wurde ihr betriebsbedingt gekündigt. "Danach wollte ich Polizistin werden, die Internetkriminalität hat mich gereizt." Also bewarb sie sich für eine Ausbildung und hatte - bis auf eine - bereits sämtliche Prüfungen zur Zulassung bestanden, als sie ein Jobangebot aus München von dem weltweit größten Datenbankhersteller bekam.

"Ich war damals 25 Jahre alt und habe mich für Karriere und Geld entschieden - und danach zwei Jahre lang damit gehadert", sagt sie. "Ich kannte niemanden in München und ich habe die Bayern nicht verstanden." Erst als sie in einen Theaterverein ging und anfing zu kellnern, wurde es besser. Petzold kündigte ihren Angestelltenjob und beriet eine Zeitlang als Selbständige mittelständische Betriebe.

Ihr damaliger Freund, der in Freising lebte, war Stammgast im Klimperkasten und erzählte ihr eines Tages, dass der damalige Wirt aufhören wollte. "Und so kam ich, wie die Jungfrau zum Kinde, zum Klimperkasten." Es sei der Job, bei dem sie mit dem Herzen so richtig dabei gewesen sei, sagt sie. Auch nach dem Ende der Kultkneipe, die Anfang des Jahres schließen musste, arbeitet sie nun wieder im Gastrobereich.

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