Freisinger Bank:Jubiläum einer besonderen Selbsthilfegruppe

Vor 125 Jahren ist die erste Genossenschaftsbank im Landkreis gegründet worden - die heutige Freisinger Bank. Ihr Ziel ist immer noch die Förderung der Mitglieder.

Von Petra Schnirch, Freising

Die Keimzelle der Freisinger Bank liegt nicht etwa in der Domstadt selber, sondern in Wolfersdorf. Am 21. Januar 1894 gründeten dort 15 Mitglieder die erste Genossenschaftsbank im Landkreis Freising: die Spar- und Darlehenskasse Wolfersdorf. In den ersten Jahrzehnten fanden die Bankgeschäfte daheim, im Wohnzimmer des jeweiligen "Rechners", des Vorstands, statt. Erst 1939 entstand das erste Lagerhaus, in dem auch die Bankräume untergebracht wurden.

Die Wolfersdorfer hatten diesen Schritt vor 125 Jahren zur "Selbsthilfe" gewagt, wie Reinhard Schwaiger, Vorstandsvorsitzender der Freisinger Bank, bei einem Pressegespräch sagt. Dieses Jubiläum wird nun ein ganzes Jahr lang gefeiert.

Missernten und Wucherzinsen gaben den Anstoß

Missernten, Wucherzinsen der Geldverleiher in Höhe von 30 bis 60 Prozent pro Jahr und ein Preisverfall beim Getreide belasteten die Landwirte damals stark. Viele hatten nicht einmal das Geld, um Saatgut zu kaufen, wie Schwaigers Vorstandskollege Karl Niedermaier erklärt. Deshalb sei die Idee entstanden, sich selber zu organisieren. Nach der Ernte konnten die Bauern die Kredite wieder begleichen. Andere erhielten für Einlagen bei der Bank Zinsen.

Freisinger Bank: Ihre erste Geschäftsstelle in Freising hat die Raiffeisenbank 1970 an der Unteren Hauptstraße 43 bezogen, wenige Jahre später kaufte sie das nahe gelegene Schranner-Gebäude und zog dorthin um.

Ihre erste Geschäftsstelle in Freising hat die Raiffeisenbank 1970 an der Unteren Hauptstraße 43 bezogen, wenige Jahre später kaufte sie das nahe gelegene Schranner-Gebäude und zog dorthin um.

(Foto: Stadtarchiv Freising)

Ziel der Genossenschaftsbanken sei es noch heute, ihre Mitglieder zu fördern, sagt Schwaiger. Es gehe nicht um Gewinnmaximierung. Die Freisinger Bank habe mittlerweile 14 000 Mitglieder bei 41 000 Kunden. Jedes Mitglied habe eine Stimme und "schon ein gewisses Mitspracherecht", erläutert Niedermaier. Das sei der Unterschied zu einer Kapitalgesellschaft.

Der EU sind die kleinen Banken ein Dorn im Auge

Knapp 1000 Volks- und Raiffeisenbanken gebe es in Deutschland, ähnlich kleingliedrig sei das Bankensystem nur noch in Österreich, Südtirol und der Schweiz. Der EU aber sei dies ein Dorn im Auge, sie bevorzuge einige wenige Großbanken, weil das Regulierungen auf dem Finanzmarkt erleichtere. Reinhard Schwaiger aber stellt die Vorzüge der Genossenschaftsbanken dagegen. Sie verfügten über ein eigenes, zusätzliches Sicherungssystem. In 130 Jahren habe in Deutschland keine einzige von ihnen Insolvenz anmelden müssen. Sei ein Haus in Schieflage geraten, habe man sich gegenseitig geholfen. Im Landkreis Freising sei dies allerdings noch nie der Fall gewesen. Bis in die Sechzigerjahre hinein handelte es sich bei der kleinen Raiffeisenkasse Wolfersdorf sogar um eine eGmuH, eine eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung.

Fusionen hat es aber auch im Landkreis einige gegeben, weil ganz kleine Einheiten im Laufe der Jahre nicht mehr schlagkräftig genug waren. 1968 schlossen sich die Raiffeisenkassen Kirchdorf und Wolfersdorf zusammen. 1970 fusionierten sie mit Marzling, Attaching und Sünzhausen - neuer Sitz waren gemietete Räume an der Unteren Hauptstraße in Freising. 1978 folgte der Kauf des Schranner-Gebäudes an der Unteren Hauptstraße 34, zwei Jahre später konnte die Raiffeisenbank ihren neuen Hauptsitz beziehen. Weiterer großer Schritt war 1998 die Fusion mit der Volksbank Freising, die bereits seit 1912 im Stadtgebiet ansässig war. Sie war eher Anlaufstelle für Handwerksbetriebe, die Raiffeisenbank für Landwirte. Mit dem Zusammenschluss einher ging die Umfirmierung in "Freisinger Bank eG Volksbank-Raiffeisenbank". Aus Platzgründen war eine neue Hauptstelle erforderlich. Mit dem Kauf des Baywa-Geländes an der Münchner Straße sicherte sich das Geldinstitut 2002 ein Filetgrundstück, 2007 war der Neubau mit dem markanten Vordach fertig.

Die Bilanzsumme liegt bei über einer Milliarde Euro

Derzeit unterhält die Freisinger Bank 14 Filialen und neun SB-Geschäftsstellen, davon drei gemeinsam mit der Sparkasse. Sie hat 190 Mitarbeiter. 2018 lag die Bilanzsumme erstmals über einer Milliarde Euro. In dieser Größe ist die Bank auch zukunftsfähig, davon zeigt sich Vorstandsvorsitzender Schwaiger überzeugt. Wichtig seien der Freisinger Bank nach wie vor ihre Wurzeln - und "dass sich das Geld in unserer Region dreht". Auch den Wareneinkauf tätige man inzwischen so weit wie möglich in Freising und Umgebung.

Gefeiert wird das ganze Jahr über

Eine Veranstaltung mit "großem Pomp" wird es anlässlich des 125. Bestehens nicht geben, sagt Vorstand Karl Niedermaier. "Das passt nicht zur Freisinger Bank." Gefeiert wird vielmehr in kleinerem Rahmen übers ganze Jahr verteilt - mit geladenen Gästen, Kunden, Mitarbeitern und vielen anderen Freisingern.

Zum Auftakt findet am Donnerstag, 14. März, ein Festakt statt. Ein Konzert für die ganze Familie ist am Sonntag, 7. April, im Erdgeschoss der Freisinger Bank an der Münchner Straße geplant: Der Kulturverein 3klang spielt "Fiedes Herberge", eine Geschichte um sieben Katzen. Beginn ist um 16 Uhr. Zwei weitere Konzerte folgen am Uferlos-Festival: Am Samstag, 1. Juni, sind bei "Ich mal mir einen Tag" wieder vor allem Familien eingeladen. Die gleichnamige CD mit Kinderliedern ist über das Spendenportal der Bank finanziert worden. Die Unterbiberger Hofmusikanten spielen am Sonntag, 2. Juni, abends im Zelt der Freisinger Bank. Am Isar-Run will die Genossenschaftsbank am Donnerstag, 27. Juni, mit möglichst vielen Startern antreten. Einen Tag später, am Freitag, 28. Juni, öffnet sie ihre Dachterrasse für eine Samba Night mit Cocktailbar. Im September unterstützt die Freisinger Bank den Volksfestlauf. Ausklingen wird das Festjahr am Donnerstag, 12. Dezember, mit dem Konzert "Merry Jazzmass". psc

Bei den eigenen Geldanlagen setze man auf Nachhaltigkeit, ergänzt Karl Niedermaier, und meide Unternehmen, die beispielsweise Waffengeschäfte tätigen oder für deren Produkte Kinder arbeiteten. Die Kunden legten darauf immer mehr Wert.

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