Freisinger Asamgebäude:Sanierungsprojekt mit Unwägbarkeiten

Freisinger Asamgebäude: Das Erdgeschoß des Asamgebäudes. Es gibt noch viel zu tun.

Das Erdgeschoß des Asamgebäudes. Es gibt noch viel zu tun.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die CSU besucht bei ihrem Wirtschaftssommer die Großbaustelle des Asamtraktes, in dem seit 2017 schwer gearbeitet wird. Die Kosten liegen mittlerweile bei 59 Millionen Euro, 2023 soll alles fertig sein. Der Zeitplan ist eng, denn die Arbeiten sind zeitraubend.

Von Peter Becker, Freising

"Ja wie schaut's denn da aus?" Die Frau, die zu dem Tross von gut zwei Dutzend Leuten gehört, der zum Auftakt des CSU-Wirtschaftssommers die Baustelle des Asamgebäudes besichtigte, wirkte sichtlich beeindruckt von dem Tohuwabohu, das sich den Augen der Betrachter bot. Überall Staub auf den Holzbohlen. Kabel und Schläuche schlängeln sich über den Boden. Projektleiter Ulrich Setzwein von der Stadt Freising, der die Truppe anführte, warnte vor den Fallstricken am Boden, auf dass keiner hinfalle und sich verletze, bot schon mal eine helfende Hand, wenn sich jemand der älteren Besucher oder Besucherinnen auf dem unwegsamen Gelände schwertat.

Freisinger Asamgebäude: Ein Baustellenrundgang ist gerade mühsam.

Ein Baustellenrundgang ist gerade mühsam.

(Foto: Marco Einfeldt)

Im Innenhof des Gemäuers angelangt, gab Setzwein unter dem permanenten Gegrummel einer Baumaschine im Hintergrund erst mal einen kurzen Überblick über die Historie des Gemäuers. Als Lyzeum von 1695 bis 1758 erbaut, sei es nie generalsaniert worden. Höchste Zeit also, dass die Stadt Freising etwas unternahm, um den Komplex vor dem Verfall zu retten. 59 Millionen Euro soll die Sanierung nach dem letzten Stand der Dinge kosten. Am Ende des Rundgangs, im Asamsaal, erzählte CSU-Ortsvorsitzender Jürgen Mieskes, als er zum ersten Mal in den Stadtrat einzog, habe er sich gedacht, das Geld sei verschwendet. Es sei besser, das alte Gemäuer wegzureißen. Erst später habe es sich ihm erschlossen, warum das Asamgebäude so wichtig für Freising sei. 59 Millionen Euro seien sehr viel Geld, sagt er heute. "Doch wir sind verpflichtet, es zu erhalten."

Ein dringender Grund für die Sanierung des Asamgebäudes sind dessen feuchte Wände. "Der Boden unten ist nass", erklärte Setzwein, denn das Bauwerk stehe im Schwemmland. Jetzt wäre es vielleicht heutzutage ein Leichtes, die alten Ziegel, auf denen das Mauerwerk steht, durch Beton zu ersetzen. Darf die Stadt aber nicht, weil der Denkmalschutz bei der Sanierung ein gewichtiges Wort mitspricht. Stattdessen muss durch die feuchten Ziegel noch eine Fernwärmeleitung getrieben werden. Alles Arbeiten, die aufhalten. Damit die Feuchtigkeit nicht wieder die Wände hochkriecht, sind jetzt im Untergrund Bleche eingezogen.

Freisinger Asamgebäude: Das Mauerwerk ist feucht und muss mit einer Fernwärmeleitung trockengelegt werden. Einfach durch Beton ersetzen darf man es nicht.

Das Mauerwerk ist feucht und muss mit einer Fernwärmeleitung trockengelegt werden. Einfach durch Beton ersetzen darf man es nicht.

(Foto: Marco Einfeldt)

Seit 2017 sind die Bauarbeiten schon zu Gange. Trödeln dürfen Planer und Handwerker nicht. "2023 müssen wir fertig werden", sagt Setzwein. Denn ein Jahr später soll unter anderem dort Bistumsjubiläum gefeiert werden. Und der Unwägbarkeiten gibt es auf so einer Baustelle viele. Setzwein sagte, eine Firma habe überraschenderweise Insolvenz anmelden müssen. "So etwas ist nicht absehbar." Der Zeitverlust ist trotzdem da. Die Arbeiten müssen wieder ausgeschrieben werden. Es dauert, bis die neue Firma den Betrieb auf der Baustelle aufnehmen kann.

Tische entland der Moosach

Setzwein hat sich neben einer Infotafel platziert. Auf der ist der Grundriss des Gebäudes dargestellt. Zwei weitere Bilder vermitteln einen Eindruck, wie das Erdgeschoss einmal aussehen könnte. Der hintere Bereich des Asamgeländes sei bisher stets vernachlässigt worden, sagte Setzwein. Neben der bloßen Sanierung des Gebäudes geht es darum, diesen Teilbereich aufzuwerten. Geschehen soll das unter anderem durch "gute Gastronomie". Ursprünglich war angedacht, diese speziell auf die Theatergäste hin auszurichten. Künftig soll aber das ganze Jahr über dort Betrieb sein. Die Wirte können Tische entlang der Moosach aufstellen. Ein besonderer Bereich ist Veranstaltungen vorbehalten. Konzerte oder Public Viewing, etwa bei großen Fußballereignissen, können dort stattfinden. Sorgen von Anwohnern und Anwohnerinnen zerstreute Setzwein. "Da gibt es eine strikte Regelung", erklärte der Projektleiter. "Die Zahl der Veranstaltungen ist begrenzt."

Freisinger Asamgebäude: Bauleiter Ulrich Setzwein (rechts) vor der Info-Tafel im Innenhof. Dort ist der Grundriss des Gebäudes dargestellt.

Bauleiter Ulrich Setzwein (rechts) vor der Info-Tafel im Innenhof. Dort ist der Grundriss des Gebäudes dargestellt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Ansonsten wird im Erdgeschoss die Stadtinformation untergebracht. Und das öffentliche WC kehrt zurück an seinen Platz an der Brennergasse. In ein weiteres Zimmer zieht der Mehrgenerationentreffpunkt ein. Der Zugang zum Erdgeschoss wird wie gewohnt vom Marienplatz her möglich sein.

Das Stadtmuseum bekommt mehr Platz

Mehr Platz als zuvor bekommt das Stadtmuseum, das in das erste Obergeschoss einziehen wird. Auf die besorgte Frage von Bundestagsabgeordnetem Erich Irlstorfer, ob denn noch genügend Platz sei für den Neujahrsempfang der CSU, antwortete Setzwein mit einem beruhigendem "Ja".

Über unebene Treppen, auf denen sich bisweilen Kabel schlängeln, ging es hinauf in das zweite Obergeschoss des Gebäudes. Später, wenn die Baustelle abgeschlossen ist, gehts bequemer. Aufzüge befördern die Theaterbesucherinnen und -besucher dann von der Tiefe in die Höhe und wieder zurück. Vom geplanten Foyer geht es hinein in das "Herzstück" des gesamten Gebäudes, wie Setzwein sagte, den Asamsaal. Von der Pracht, die in ein paar Jahren dort im Theatersaal herrschen soll, ist derzeit wenig zu sehen: wie überall von Baustellenstaub bedeckte Bretter, Gestänge dort, wo mal die Bühne und der Bühnenaufzug stehen sollen. Bis zu 400 Sitzplätze soll der Saal künftig fassen.

Freisinger Asamgebäude: Der Theatersaal mit der wertvollen Stuckdecke der Gebrüder Asam ist das Herzstück des Gebäudes. Von der einstigen Pracht ist derzeit nur wenig zu sehen. Bis zu 400 Plätze soll der Saal später fassen.

Der Theatersaal mit der wertvollen Stuckdecke der Gebrüder Asam ist das Herzstück des Gebäudes. Von der einstigen Pracht ist derzeit nur wenig zu sehen. Bis zu 400 Plätze soll der Saal später fassen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die kunstvolle Decke des Theatersaals werden Stuckateure und Kirchenmaler noch auf Hochglanz bringen. Immerhin, sagte Setzwein, seien teilweise schon neue Fenster aus Eichenholz eingesetzt worden. Von der alten Bausubstanz soll so viel wie möglich erhalten bleiben. Alles so, wie es sich der Denkmalschutz vielleicht wünscht, das geht nicht. Brandschutz und Statik fordern Zugeständnisse. Auf dem Weg nach unten, zurück ins Erdgeschoss, beschäftigt dann doch eine Frage den ein oder anderen Besucher. "Ob die bis zum Ende 2023 fertig werden?"

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