Freising:Zukunft von Müller-Brot weiter ungewiss

Fast einen ganzen Tag lang haben 20 Lebensmittelkontrolleure die Großbäckerei geprüft. Zu einem Ergebnis sind sie jedoch bislang nicht gekommen.

Katja Riedel

Die insolvente Großbäckerei Müller-Brot in Neufahrn hat sich am Montag in einer mehrstündigen Prüfung erneut mehr als 20 Lebensmittelkontrolleuren des Landratsamtes Freising, der Regierung von Oberbayern und des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit gestellt. Ob die Prüfer mit dem Ergebnis der sechswöchigen Reinigungs- und Sanierungsarbeiten zufrieden sind, gaben sie am Montagabend nicht mehr bekannt - auch nicht gegenüber der Insolvenzverwaltung. Ob Müller-Brot wie geplant am Mittwoch wieder produzieren darf, soll die Firma nun erst an diesem Dienstagmittag erfahren.

Großbäckerei Müller-Brot

Noch immer ist nicht entschieden, ob Müller-Brot die Produktion wieder aufnehmen kann.

(Foto: dpa)

Obwohl die Begehung am Nachmittag abgeschlossen war, gelang es den beteiligten Behörden nicht, die gesammelten Daten abzugleichen, um zu einem Ergebnis zu gelangen. Es gebe keine Tendenz, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl. Seit 30. Januar ruht die Produktion, nachdem mehrfach gravierende hygienische Missstände, unter anderem Schimmel- und Schädlingsbefall, festgestellt worden waren.

Inzwischen hat ein etwa 350 Personen starkes Team aus Hygieneexperten und Mitarbeitern alle Maschinen in der 54.000 Quadratmeter großen Produktionshalle gereinigt, auch baulich wurde vieles verändert, um Schädlingen die Lebensgrundlage zu entziehen. Nicht für alle Produktionslinien wurde am Montag die Freigabe beantragt, wie Ampferl der SZ sagte. In Bezug auf die Produktions- und Sortimentsplanung sei nur wichtig, dass die größeren Linien freigegeben würden. Weitere Anlagen sollen in den nächsten Tagen nachkontrolliert werden.

Die Anlagen seien bisher für einen Jahresumsatz von 120 bis 150 Millionen Euro dimensioniert. "Davon sind wir derzeit sehr weit entfernt", sagte Ampferl. "Man wird auch in Zukunft das Unternehmen nur auf Basis einer handwerklichen Größenordnung von etwa 40 Millionen Euro fortführen können." Handelsketten, auf die die bisherige Geschäftsführung zuletzt vor allem gesetzt hatte, sollen laut Ampferl nach einem möglichen Produktionsbeginn nicht wieder beliefert werden. Müller besitzt die dazu nötige IFS-Zertifizierung nicht mehr. Diese Verträge seien aber ohnehin so gestaltet, dass es unter den derzeitigen Bedingungen nicht sinnvoll sei, sie fortzuführen, sagte Ampferl. Sollte ein Investor diese Meinung teilen, würde dies einen massiven Stellenabbau unter den derzeit etwa 1300 Mitarbeitern bedeuten.

Derzeit sucht Ampferl einen Investor. Namen möglicher Interessenten hat er in der vergangenen Woche bereits dem Gläubigerausschuss vorgelegt, der darüber entscheiden würde, wer den Zuschlag bekommt. Ob das signalisierte Interesse tatsächlich zu Kaufangeboten führt, entscheidet auch das Ergebnis der Kontrolle. Der bisherige Mehrheitseigner Klaus Ostendorf hatte nach SZ-Informationen zu Beginn des Insolvenzverfahrens Interesse geäußert, das Unternehmen weiterzuführen. Seither ist Ostendorf aber offenbar nicht mehr in Erscheinung getreten. Minderheitseigner Michael Phillips hat vor etwa zwei Wochen die Produktion besucht, um sich ein persönliches Bild zu machen, wie sein Sprecher bestätigte. Phillips plane aber nicht, weiter in Müller-Brot zu investieren.

Ostendorf und Phillips hatten Müller-Brot 2003 übernommen, zu 60 und 40 Prozent über drei Beteiligungsgesellschaften. Ostendorf hatte die Anteile nicht direkt von Gründer Hans Müller, sondern von einer Deutsche-Bank-Tochter übernommen. Die Verbindlichkeiten beliefen sich damals nach SZ-Informationen auf mehr als 50 Millionen Euro. Finanziell steckte Müller-Brot also offenbar schon vor Bekanntwerden des Hygiene-Skandals in Schwierigkeiten. Die bisherigen Hausbanken sollen im Sommer bei einer Umschuldung bereits auf 25 Millionen Euro verzichtet haben. Dennoch hatte die Commerzbank als neue Hausbank im Oktober über eine eigens gegründete und inzwischen wieder liquidierte Zwischengesellschaft namens Mondstein 283. GmbH ein neues Darlehen in Höhe von mehr als zehn Millionen Euro gewährt.

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