Ist die Katze aus dem Haus, dann tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Auf den Freisinger Wochenmarkt gemünzt bedeutet das: Kaum haben die Ordnungskräfte der Stadt die Obere Hauptstraße verlassen, macht jeder, was er will. Gastronomen eröffnen noch eine Reihe Sitzgarnituren mehr, Marktleute verbreitern ihre Stände, Radfahrer und Radfahrerinnen preschen durch die schmalen Gassen zwischen den Verkaufsständen und mittwochs meint der eine oder andere, dass er sich mit seinem Auto durch die Obere Hauptstraße quetschen muss. Der Finanz- und Verwaltungsausschuss des Stadtrats sah sich am Montagabend außerstande, das Problem zu lösen. An Benjamin Küster vom Freisinger Ordnungsamt liegt es jetzt, entsprechende „rote Linien“ zu ziehen.
So schön es ist, dass sich die Innenstadt wieder mit Leben füllt, so herrscht insbesondere an den Samstagen Gedränge. Ulrich Vogl (ÖDP) hatte bereits vor einigen Wochen im Ausschuss beanstandet, dass Rettungswege blockiert würden. Zwischen den Tischreihen beim Augustiner und den Marktständen komme kein Rettungsdienst mehr durch, hatte er moniert. Da gebe es keine zwei Meter mehr Platz, sagte Vogl.
Nun ist es so, dass das Ordnungsamt durchaus am Samstag kontrolliert, ob Sicherheitsabstände eingehalten werden. Kontrolleure sind zur Stelle, wenn die Marktbeschicker ihre Stände aufbauen. Es ist aber nicht der Stand allein, der zu Engpässen führt. Die Marktbeschicker spannen zusätzlich Schirme oder andere Vorrichtungen auf, um ihre Kundschaft vor Regen oder Sonne zu schützen. Ständer vor den Geschäften würden so platziert, dass keiner mehr durchkomme. Allerdings sind Ordnungskräfte nur bis etwa zehn Uhr zur Stelle. Die Augustiner-Gaststätte öffne aber erst um 11.30 Uhr, sagte Küster. Da sei kein Personal mehr am Ort.
Spätestens zwei Wochen nach einer Kontrolle sei wieder alles beim Alten, klagte Vogl. Es gehe ja nicht darum, die Leute zu schikanieren. „Die müssen harte Arbeit leisten.“ Doch Fluchtwege dürften nicht zugestellt werden. Falls aus irgendeinem Grund eine Panik ausbreche, komme es zu Problemen. „Die Rettungsdienste kommen nicht durch.“ Die Sicherheit dürfe nicht leiden, pflichtete Reinhard Fiedler (FSM) bei.
Ein anderer Grund für Engpässe auf dem Markt ist die Kundschaft selbst. Manche Leute stellen sich just an die engste Stelle hin, um sich in aller Ruhe zu unterhalten. Andere wiederum haben offenbar ihren Fahrradschlüssel zu Hause vergessen. Deshalb nehmen sie ihre – zunehmend sperrigeren Fahrräder – mit an den Stand, um sie im Auge zu behalten. Das sorgt für zusätzliche Blockaden. Nun ist es so, dass es vielen Menschen gar nicht bewusst ist, dass sie Wege blockieren. Spreche sie man darauf an, gingen sie zur Seite und machten den Weg frei.

Es gibt allerdings noch eine andere Kategorie an Störenfrieden. So würden etwa laut Peter Warlimont (SPD) 15 Prozent der Leute, die mittwochs oder samstags auf oder zum Markt unterwegs seien, die Stimmung trüben. So bekämen Ordnungskräfte von ermahnten Personen zu hören, sie hätten ihnen überhaupt nichts zu sagen. Sie seien schließlich nicht von der Polizei. Eva Bönig (Grüne), die für Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM) die Sitzung leitete, beklagte allgemein eine zunehmende Rücksichtslosigkeit im menschlichen Miteinander. Die „Unbelehrbaren“, wie sie die Stellvertretende Bürgermeisterin nannte, glaubten, dass Regeln nur reine Empfehlungen seien, an die sich insbesondere sie nicht zu halten hätten.
Küster berichtete von Vorfällen, die sich hauptsächlich mittwochs ereigneten. Da gebe es Leute, die mit ihren Autos unbedingt durch die Obere Hauptstraße fahren wollen, obwohl dort gerade Markt ist. Küster berichtete, er sei schon bedroht worden, wenn er Personen auf das Durchfahrtsverbot hingewiesen habe. „Ich kann mich aber nicht hinstellen und ,bitte, bitte’ sagen!“
So schnell wird es keine Lösung für das Problem geben, das stand im Ausschuss fest. Das Ordnungsamt hat nicht genügend Personal, um die Markttage von Anfang bis Ende zu überwachen. Küster muss sich die „roten Linien“ überlegen, die es zu ziehen und dann auch zu überwachen gelte. Obendrein stellt sich für Werner Habermeyer (Grüne) die Frage nach den Sanktionen, die es zu verhängen gelte. Richard Grimm (FW) riet zu dezentem Auftreten auf. Ein Kontrolleur solle die Rolle eines Marktbeobachters, aber nicht eines Sheriffs spielen.