Negativzinsen an Freisinger Banken:Noch trifft es keine Kleinsparer

Negativzinsen an Freisinger Banken: Bei der Freisinger Bank gibt es noch keine Pläne, Negativzinsen an die Kleinsparer weiterzureichen.

Bei der Freisinger Bank gibt es noch keine Pläne, Negativzinsen an die Kleinsparer weiterzureichen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bisher haben die Banken die Negativzinsen nur an sehr vermögende Kunden weitergegeben. Nun könnte es auch die Kleinsparer treffen, wie in Fürstenfeldbruck. In Freising ist das derzeit aber noch nicht der Fall.

Von Francesca Polistina, Freising

Im September hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen weiter gesenkt, und zwar von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent. Bisher wurden diese Negativzinsen nur an vermögende Kunden weitergereicht, nun trifft es wohl auch den Kleinsparer. Wie die Süddeutsche Zeitung am Mittwoch berichtete, hat die Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck die Minuszinsen von 0,5 Prozent schon ab dem ersten Euro eingeführt, zum ersten Mal in Deutschland. Betroffen sind Tagesgeldkonten seit dem 1. Oktober.

Wie sieht es für die Freisinger Bankkunden aus? Die Freisinger Bank-Volksbank Raiffeisenbank "sieht derzeit von einer pauschalen, flächendeckenden Bepreisung aller Einlagen ab", teilt Vorstandsreferentin Andrea Stommel auf Anfrage mit. Auch andere Banken, die in Freising Filialen haben, sehen Minuszinsen nicht flächendeckend, sondern ab bestimmten Beträgen oder nach Gesprächen mit den Kunden vor.

Bisher galten Negativzinsen für normale Privatkunden als Tabu

Laut dem Vergleichsportal Biallo gibt es in Deutschland ungefähr 150 Banken und Sparkassen, die Negativzinsen kassieren. Normalerweise werden Negativzinsen erst ab einem Vermögen von 100 000 Euro und nach individueller Vereinbarung verlangt. Die Entscheidung der Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck, Minuszinsen ab dem ersten Euro zu verlangen, egal, ab welchem Guthaben, ist also für ein deutsches Institut ein präzedenzloser Schritt: bisher galten Negativzinsen für normale Privatkunden als Tabu. Ob weitere Banken diesem Beispiel folgen werden, bleibt offen, aber höchstwahrscheinlich werden immer mehr Geldinstitute in Deutschland Negativzinsen einführen, sie erheben oder Freibeträge senken - und das könnte auch die Freisinger treffen.

Im Moment seien bei der Freisinger Bank-Volksbank Raiffeisenbank keine festen "Bepreisungen der Einlagen" vorgesehen, so Andrea Stommel von der Freisinger Bank. "Wir suchen mit unseren Kunden gemeinsam nach Lösungen zu alternativen Geldanlagen und treffen gegebenenfalls individuelle Vereinbarungen zur Berechnung von Negativzinsen", sagte sie weiter. "Aktuell sind Einlagen unter 500 000 Euro nicht mit Negativzinsen belegt." Änderungen seien derzeit nicht geplant, allerdings könnten diese für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden.

Freisinger Filialen haben aktuell nichts Entsprechendes vor, es könnte aber Kunden mit höherem Einlagevolumen treffen

Auch die Sparda-Bank München, die zwei Filialen in Freising hat, beschäftigt sich gerade mit der Einführung von Negativzinsen, und zwar "aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase und der nicht nachvollziehbaren Zinspolitik der EZB", wie eine Pressesprecherin sagt. Entscheidungen seien aber noch nicht getroffen worden. Deutsche Bank und Commerzbank haben bereits angekündigt, Negativzinsen einzuführen, allerdings nur bei Kunden mit höherem Einlagevolumen. "Im Kundengeschäft mit geringeren Einlagen gibt die Deutsche Bank keine Kosten für Einlagen an die Kunden weiter", sagt ein Sprecher auf Anfrage. Bei Kunden mit höherem Einlagevolumen wie Konzernen, große Firmenkunden und sehr vermögende Privatkunden sei die Bank "im engen Dialog", um passende Anlagealternativen oder Kompensationsmodelle zu vereinbaren, heißt es weiter.

Ähnlich ist es bei der Commerzbank: "Wir haben aktuell nicht vor, Negativzinsen an unsere Millionen Privatkunden weiterzugeben", sagt ein Sprecher. Klar ist aber auch: "Im Falle von sehr großen Einlagevolumen führen wir wie schon in der Vergangenheit Gespräche mit den jeweiligen Kunden, um eine Umschichtung in andere Anlageformen zu erreichen. Wir sprechen dabei als erstes mit Kunden, die deutlich höhere Summen auf dem Konto haben." Ziel sei es, Alternativen zur Anlage zu finden.

Auch bei der Hypovereinsbank gibt es keine Planung zur Einführung von negativen Zinssätzen im klassischen Filialgeschäft, wie ein Sprecher mitteilt. Gespräche gebe es hingegen mit Investoren, Kunden des öffentlichen Sektors und Firmenkunden, mit dem Ziel, alternative Anlagelösungen zu entwickeln. Die Sparkasse Freising war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

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