Wirtschaft im Landkreis Freising:Verhalten optimistisch

IHK am Kustermannpark in München, 2019

Nach Angaben der IHK München und Oberbayern hat die regionale Wirtschaft den ersten Corona-Lockdown besser verkraftet als erwartet.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Wirtschaft im Landkreis hat sich überraschend schnell vom ersten Corona-Lockdown erholt. Die Zahlen, auch die fallende Arbeitslosenrate, stammen aber von vor dem Teil-Lockdown.

Von Nadja Tausche, Freising

Es ist eine Entwicklung, die Hoffnung macht: Die Wirtschaft in der Region hat sich nach dem Corona-bedingten Einbruch schneller erholt, als erwartet worden war. Wie aus dem aktuellen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern (IHK) hervorgeht, gilt das auch für den Landkreis Freising, obwohl dieser wegen der engen wirtschaftlichen Verflechtung mit dem in der Krise gebeutelten Münchner Flughafen besonders hart getroffen ist. Rund 70 Prozent des Einbruchs durch die Pandemie konnten in München und den umliegenden Landkreisen über den Sommer wieder aufgeholt werden, heißt es in dem Bericht. Gesonderte Landkreis-Zahlen werden nicht erfasst. Aber: "Für den Landkreis Freising lassen sich generell weitestgehend die ähnlichen Corona-Folgen auf die Wirtschaft wie in anderen Landkreisen Oberbayerns feststellen", berichtet IHK-Pressesprecher Florian Reil.

Auch die Situation bei der Arbeitslosigkeit hat sich im Landkreis zuletzt gebessert. Im Oktober ging die Zahl der Arbeitslosen zurück, wenn auch nur leicht: 3303 Arbeitslose zählt die Arbeitsagentur im Landkreis Freising, das sind 131 Menschen und 0,1 Prozent weniger als im September. Positiv zu bewerten sei das auch im Hinblick darauf, dass die Zahlen zum Winter hin tendenziell eher steigen, erklärt Pressesprecherin Christine Schöps: Das liege daran, dass in Bereichen wie Bau oder Landschaftsbau nicht mehr gearbeitet werden kann. Vor allem der Wert bei der Jugendarbeitslosigkeit ist zuletzt sichtbar gesunken, um 0,3 Prozent bei den unter 25-Jährigen - ein Grund dafür ist der Start des Ausbildungsjahres.

Allerdings bewegt sich die Arbeitslosenquote nach wie vor auf einem deutlich höherem Niveau als in den vergangenen Jahren: Während die Quote im Oktober 2019 bei 1,9 Prozent lag, sind es ein Jahr später 3,0 Prozent. Zu beachten ist, dass sich sowohl die Zahlen zur schnellen wirtschaftlichen Erholung als auch die Arbeitslosenzahlen auf die Zeit vor dem Teil-Lockdown beziehen, der im November in ganz Deutschland gilt. Otto Heinz, IHK-Vorsitzender des Regionalausschusses Erding-Freising, prognostiziert nun erst einmal eine Pause für die wirtschaftliche Erholung.

Die Flughafenpassagiere fehlen in Geschäften und Restaurants

Eine große Rolle spielt bei der wirtschaftlichen Situation des Landkreises der Münchner Flughafen. "Solange weiterhin so viele Passagiere am Flughafen ausbleiben, steht den vom Airport abhängigen Branchen eine schwere Zeit voraus, zum Beispiel den Hotels in unserem Landkreis", so Heinz. Etwa im Juli 2020 ist die Zahl der Gästeübernachtungen im Landkreis um 58 Prozent im Vergleich zum Juli des Vorjahres gesunken, wie Reil mit Bezug auf Daten des Statistischen Landesamts berichtet. Das sei nach der Stadt München der zweitstärkste Einbruch in ganz Bayern gewesen. Aber nicht nur Hotels sind betroffen: "Die Übernachtungsgäste fehlen vor Ort auch als Kunden des Einzelhandels, in den Einkaufsstraßen, als Besucher der Sehenswürdigkeiten und als Gäste in den Biergärten und Gaststätten", so Reil. "Darüber hinaus bezieht der Airport Waren und Dienstleistungen in Millionenhöhe aus den benachbarten Landkreisen."

Betrachtet man die wirtschaftliche Situation auf Branchen aufgeteilt, sind der IHK zufolge Hotel- und Gastronomie, die Kultur- und Kreativwirtschaft sowie das Reisegewerbe besonders stark von der Corona-Krise getroffen. Zu den größten Profiteuren zählen der Online-Handel, IT-Dienstleister, der Fahrrad,- Lebensmittel- und Drogeriehandel, der Elektronik- und Möbelhandel sowie Bau- und Gartenmärkte. Die Investitionspläne sind demnach generell auf einem niedrigen Niveau. Die IHK vertritt Unternehmen aus Industrie und Handel, für den Konjunkturbericht hatte die Kammer im Laufe des Septembers zahlreiche Unternehmen in der Region befragt. Nicht in der IHK vertreten sind unter anderem Handwerker und Ärzte, aber auch die meisten Künstler, die von der Pandemie besonders hart getroffen sind, tauchen im Konjunkturbericht der IHK nicht auf. Trotzdem denkt Reil, dass die IHK-Statistik ein "Stimmungsbild der Gesamtwirtschaft" zeichnet.

Wie es weitergeht, hängt vom Fortgang der Pandemie ab

Von der Arbeitsagentur heißt es, die stärksten Rückgänge bei freien Stellen, die Unternehmen an die Arbeitsagentur melden, seien in den Bereichen Verkehr, Logistik sowie Schutz und Sicherheit zu verzeichnen, gefolgt von Berufen des produzierenden Gewerbes, kaufmännische Dienstleistungen, Handel sowie Vertrieb und Tourismus. Allerdings würden im Landkreis Freising in genau diesen Bereichen normalerweise sehr viele Stellen gemeldet, erklärt Schöps: Und wo es viele Stellen gebe, könne eben auch viel wegfallen. Die Zahlen der Arbeitsagentur sind dabei ein Abbild der gegenwärtigen Situation und liefern gleichzeitig eine Tendenz für die Zukunft: Wer nicht sehr zuversichtlich ist, hält sich mit Neueinstellungen eher zurück. Genau das ist derzeit deutlich zu spüren: "Betroffen sind sämtliche Berufsbereiche", heißt es von Arbeitsagenturchef Nikolaus Windisch. Wie viele Betriebe im Laufe des Sommers und Herbst Kurzarbeit angemeldet und umgesetzt haben, wird erst Anfang Dezember bekanntgegeben.

Wie es im kommenden Jahr mit der Erholung der regionalen Wirtschaft weitergeht und inwiefern sich der Teil-Lockdown bemerkbar macht, hängt maßgeblich vom Fortgang der Pandemie ab. Zumindest Otto Heinz ist überzeugt: "Wenn wir durch gemeinsame Anstrengung und Disziplin das Ansteckungsgeschehen in den Griff bekommen, wird der wirtschaftliche Aufholprozess im neuen Jahr wieder an Dynamik gewinnen."

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