Weihnachten 2022:Der Baum zum Fest ist ein Konsumartikel

Weihnachten 2022: Auch die Tanne, die auf dem Freisinger Marienplatz steht, stammt aus heimischem Anbau und zwar vom Christbaumhof Fischer in Attenkirchen.

Auch die Tanne, die auf dem Freisinger Marienplatz steht, stammt aus heimischem Anbau und zwar vom Christbaumhof Fischer in Attenkirchen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Über die Ökobilanz von Christbäumen wird seit Jahren diskutiert. Ihr Import aus Ländern wie Dänemark schadet dem Klima besonders. Aber es kann auch regional weihnachtlich sein und wer möchte, kann sich den Baum zum Fest sogar selbst schlagen.

Von Charline Schreiber und Niklas Merk, Freising

In den Schaufenstern der Freisinger Altstadt flackern schon die Lichterketten, die ersten Christkindlmärkte bieten ihren Kirschglühwein an und auf dem Marienplatz leuchtet seit dieser Woche der elf Meter hohe Christbaum. Am Montag haben Forstministerin Michaela Kaniber und Staatsminister Florian Hermann die bayerische Christbaumsaison in Mauern mit einer Handbügelsäge offiziell eröffnet. Wenn schon ein Weihnachtsbaum, dann aus der Region, ohne lange Transportwege und frisch geschnitten.

Auch die Tanne auf dem Marienplatz stammt aus dem Landkreis, 25 Jahre wuchs sie auf dem Christbaumhof Fischer in Attenkirchen. Betreiber Sepp Fischer hat bereits die ersten wohnzimmergeeigneten Nordmanntannen, Blaufichten und Kiefern gefällt, denn zum ersten Adventswochenende kommt erwartungsgemäß der erste große Ansturm auf seiner acht Hektar großen Plantage. Am zweiten Adventswochenende können die Freisinger ihren Christbaum auf dem Hof von Sepp Fischer auch selbst schneiden.

Das Werkzeug zum Fällen stellt der Hof

Das Werkzeug dafür stellt der Hof. "Wenn dann etwas nicht klappt, kommt eben einer von uns und schneidet den Baum." Im Herbst schon, als die Blätter der Laubbäume noch fast alle an ihren Ästen hingen, kamen bereits Familien auf die Plantage und kennzeichneten den Baum, den sie im Dezember in ihrem Wohnzimmer stehen haben wollen. "Die bleiben noch bis zum vierten Advent stehen und dann schneiden wir sie frisch zu Weihnachten."

Weihnachten 2022: Eröffnung der bayerischen Christbaumsaison in Mauern mit Michael Kaniber und Florian Herrmann.

Eröffnung der bayerischen Christbaumsaison in Mauern mit Michael Kaniber und Florian Herrmann.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Durch die Pandemie habe er in den vergangenen zwei Jahren mehr Weihnachtsbäume verkauft, weil die Menschen ihre Weihnachtstage zuhause verbrachten, sagt Fischer. Er glaubt, dass er dieses Jahr ähnlich viele Bäume verkaufe, der Trend aber eher zu kleineren Bäumen ginge. "Die Tanne ist dann keine 2,5 Meter mehr hoch", sagt er, "kostet anstatt 50 Euro aber auch nur noch 35 Euro." Nun war der Sommer heiß und die Böden trocken, einigen jungen Tannen sieht man das an der Farbe ihren Nadeln an. An Christbäumen mangelt es deswegen trotzdem nicht und auch die Preise habe Fischer nicht erhöht, "das ließe sich unter den aktuellen Umständen überhaupt nicht vermarkten."

Im Prinzip erfüllen Weihnachtsbäume fast den gleichen Zweck wie Schnittblumen

Im Prinzip erfüllen Weihnachtsbäume fast den gleichen Zweck wie Schnittblumen, sie hinterlassen ihren würzigen Geruch im Wohnzimmer, mit etwas Glück bewundert der Besuch die Wahl und nach zwei Wochen haben sie ausgedient. Nur wachsen Schnittblumen nicht zehn Jahre heran, um kurz beschmückt und dann entsorgt zu werden. Christian Morgenstern sagte mal: "Ich habe Dir heute ein paar Blumen nicht gepflückt, um Dir ihr Leben zu schenken." Sollten die Christbäume in den Wäldern verbleiben?

Nein, sagt Alfred Fuchs, der den Forstbetrieb der Bayerischen Staatsforsten in Freising leitet. Waldbesitzer müssten ohnehin Platz für ihre Bäume schaffen. Dafür müssen sie einzelne Bäume aus dem Bestand fällen. "Für den Waldnachwuchs ist das notwendig." Die Wälder im Landkreis sind zu zwei Dritteln in privater Hand, sagt Fuchs, wie aber die Förster den privaten Verkauf von Bäumen handhaben sei unterschiedlich. Dadurch, dass die Christbäume aus Wäldern aber nicht aktiv bewässert und gedüngt werden, ist ihre Ökobilanz weitaus besser als die der Plantagen.

Christbaumplantagen seien Ackerkulturen und hätten einen ähnlichen Effekt auf die Natur, wie der Anbau von Ackerfrüchten. Durch das Nährstoffmanagement und die CO2-Speicherung eines Christbaumes, der bis zu zehn Jahren wächst, sei es ressourcenschonender Christbäume, anstatt Ackerfrüchte anzupflanzen, sagt Alfred Fuchs. "Dennoch dürfen wir uns nichts vormachen. Weihnachtsbäume sind Konsumartikel, die nur dafür produziert werden", sagt der Forstbetriebsleiter. Für ihre Zucht auf Plantagen braucht es Wasser, Dünger und viel Platz. Bäume aus der Region zu kaufen, sei deswegen umso wichtiger. Tannen gebe es im Landkreis genug. So würden regionale Verkäufer unterstützt und unnötige Transportwege vermieden.

Laut statistischem Bundesamt stammten importierte Weihnachtsbäume im Jahr 2020 überwiegend aus Dänemark, 91 Prozent der 2,1 Millionen Tannen wurden aus dem Nachbarland geliefert. Anders als regionale Christbäume, würden importierte Bäume schon Anfang Oktober geschlagen, kämen in Kühlhäuser, um sie frisch zu halten, bis sie dann in Lastwagen verladen und rund 1000 Kilometer nach Freising gefahren werden. "Das steht ja in keinem Verhältnis", sagt Fuchs.

"Wir wissen, wo unser Produkt herkommt"

Gegen das schlechten Image der dänischen Importtannen wehrt sich hingegen Rita Hörl aus Altenerding. Als kleiner Familienbetrieb im Nebenerwerb bieten sie und ihr Mann seit vielen Jahrzehnten vor allem Nordmanntannen an. Diese würden am stärksten vom Kunden nachgefragt und stammen in der Tat aus Dänemark. "Wir haben eine langjährige Beziehung zu unserem Produzenten und wissen wo unser Produkt herkommt", so Hörl. Die Umweltauflagen in Dänemark stünden denen in Deutschland in nichts nach und auch die Arbeitsbedingungen und das Lohnniveau erfüllten mindestens gleichwertige Standards. Natürlich braucht es eine Lastwagen-Fahrt von der dänischen Ostseeküste bis nach Altenerding, wo sie ihre Bäume verkauft: "Mir fehlt da allerdings manchmal etwas die Verhältnismäßigkeit." Auch von Kühlhäusern habe sie in ihrer gesamten Zeit noch nie etwas mitbekommen: "Ich kann nur für uns sprechen. Aber das wäre absolut unwirtschaftlich."

Bayerische Weihnachtsbäume sind mit einer goldroten Banderole gekennzeichnet, auf der "Bayerischer Christbaum" geschrieben steht, heißt es vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Auch Bäume mit dem Siegel "Geprüfte Qualität Bayern" würden wieder angeboten, die bayerische Herkunft sei dabei staatlich geprüft.

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