Etwa 100 Professorinnen und Professoren zählt die TU München (TUM) allein am Standort Weihenstephan – und der Anteil der Frauen ist zuletzt deutlich gestiegen. Zwar liegt er insgesamt bei einem Drittel. Bei den Neuberufungen in den vergangenen fünf Jahren aber waren es bereits 49 Prozent. Noch etwas ist zu beobachten: Es kommen auch immer mehr Forschende aus dem Ausland nach Freising, seit 2020 waren das 40 Prozent der neu berufenen Wissenschaftler.
Die zunehmende Internationalität drückt sich auch im Motto der Fakultät „One health“ aus – und in ihrem Namen. Bereits 2020 wurde aus dem Wissenschaftszentrum Weihenstephan die TUM School of Life Sciences. Auch die guten Platzierungen in internationalen Ranglisten hob Dekanin Ingrid Kögel-Knabner am Mittwochabend beim Neujahrsempfang am Campus hervor. Stolz ist man auf Rang acht für die Agrarwissenschaften und Platz zehn für die Biotechnologie beim Shanghai-Ranking. Gleichzeitig betonte die Dekanin aber, dass man mit Universitäten wie Oxford oder auch der ETH Zürich nicht konkurrieren könne, weil dort das Betreuungsverhältnis Studierende-Professoren ein ganz anderes sei als in Deutschland.
Etwa 4600 Studierende hat die TUM School of Life Sciences. Außerdem gibt es mehr als 1000 Doktorandinnen und Doktoranden – eine Zahl, die auch die Dekanin erstaunt hat. Eine weitere Zahl, die in Fachkreisen einen hohen Stellenwert hat: 15 TUM-Wissenschaftler gehören zu den „Highly Cited Researchers“, den in Fachpublikationen am häufigsten zitierten Forschenden, zehn von ihnen kommen aus Weihenstephan. Außerdem gab es zahlreiche Auszeichnungen, Agrarwissenschaftlerin Chris-Carolin Schön und Landschaftsplaner Stephan Pauleit beispielsweise erhielten die Bayerische Umweltmedaille.
Das Spektrum der TUM in Weihenstephan ist breit gefächert. Das Thema „One health“ umfasst gesunde Lebensmittel ebenso wie die Gesundheit von Mensch und Tier sowie resiliente Lebensräume. Ein Schwerpunkt ist die Infektionsforschung. Derzeit entsteht an der Liesel-Beckmann-Straße das Zentrum für Infektionsprävention. Das Richtfest fand im September statt, voraussichtlich Anfang 2026 kann das Gebäude eingeweiht werden. Die TUM will in dem interdisziplinären Forschungszentrum auch neue Strategien entwickeln, um das Problem der multiresistenten Keime in den Griff zu bekommen, die zu einer enormen Gefahr für den Menschen werden könnten.
Vor wenigen Tagen in Betrieb genommen wurde der moderne Schweinestall der Versuchstation Thalhausen. In das alte Gebäude ist in Modulbauweise ein kompletter Raum hineingesetzt worden. Dieser konnte dadurch schnell realisiert werden, wie die Dekanin erklärte. Auch dort kann im Bereich Infektionsforschung gearbeitet werden. Das Abwasser wird getrennt gesammelt und von einer Spezialfirma behandelt.

Ein „generell hohes Level“ sei der TUM wichtig, betonte Kögel-Knabner, dazu gehöre eine gute Grundlagenforschung. Dennoch gehe die Nähe zur Praxis – ein Vorwurf, der immer wieder laut wird – dabei nicht verloren. Die Dekanin verwies auf die hohe Zahl an Ausgründungen. Das TUM-Venture Lab Food-Agro-Biotech in Freising habe seit 2021 insgesamt 130 Start-ups begleitet, zurzeit würden etwa 100 betreut. 18 davon nutzten die Infrastruktur wie Werkstätten, etwa um Prototypen zu entwickeln. 100 Millionen Fundraising-Einnahmen konnten für die Start-ups eingeworben werden.
In diesem Jahr will die TUM nachhaltiger werden. Weitere Dächer wie am Zentralen Hörsaalgebäude sollen saniert, begrünt und mit Photovoltaik-Anlagen bestückt werden. Spannend wird, wie es mit dem geplanten Agrarzentrum weitergeht, in dem die TUM mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Landesanstalt für Landwirtschaft eng zusammenarbeiten soll. Auch gemeinsame Studiengänge sollen aufgelegt werden.
Freisings OB Tobias Eschenbacher hob beim Neujahrsempfang die Nähe von Stadt und Hochschulen hervor. Mit der Vortragsreihe TUM@freising oder dem Science Slam erhielten Laien auf verständliche und unterhaltsame Weise Einblick in die Arbeit der Forschenden. „Uns interessiert sehr, was Sie hier in Weihenstephan machen“, sagte Eschenbacher, „auch wenn wir nicht alles verstehen.“
Neue Professorinnen und Professoren
Neu berufen wurden im vergangenen Jahr: Alexander Bartelt (Translationale Ernährungsmedizin), Michaela Eder (Wood Science and Functionalization), Julien Gronnier (Zellbiologie der Pflanzen), Stefan Guldin (Complex Soft Matter), Nadia Kamal (Computational Plant Biology), Richard Peters (Tree Growth and Wood Physiology), Katharina Scherf (Food Biopolymer Systems), Cornelius Senf (Earth Observation for Ecosystem Management), Bärbel Stecher (Intestinal Microbiome), Hristo Svilenov (Biopharmaceutical Technology) und Peng Yu (Pflanzengenetik). Zwei neue außerplanmäßige Professoren sind Martin Wiesmeier (Bodenkunde) und Ulrich Hammes (Plant Cell Physiology).