Süddeutsche Zeitung

An den Einfahrten zur Stadt Freising:Wertschätzung für alle

Die Grünen wollen den Zusatz "Universitätsstadt" auf den Ortsschildern durch "Hochschulstadt" ersetzen, um TU und HSWT künftig gleich zu behandeln. Präsident Veulliet würde wohl die erste Tafel spendieren, doch so einfach ist auch das in Krisenzeiten nicht.

Von Kerstin Vogel, Freising

Früher war vielleicht nicht alles besser, der Unterschied zwischen (Fach-)Hochschule und Universität aber war zumindest deutlich leichter erklärt: Die Praktiker fanden sich zum Studium eher an den Hochschulen ein, die künftigen Forscherinnen und Forscher entschieden sich für die Universität. Heute lässt sich das längst nicht mehr so eindeutig zuordnen, schon gar nicht in Freising, wo sich TU München Weihenstephan und Hochschule Weihenstephan Triesdorf (HSWT) gleichermaßen seit Jahren bemühen, das eine zu tun, aber das andere nicht zu lassen. Und egal, für was sich die Studierenden entscheiden, das Renommee beider Einrichtungen reicht weit über die Grenzen der Stadt hinaus.

Schon im Juni hatten deshalb die Freisinger Grünen im Stadtrat eine kleine Änderung auf den Ortsschildern an den Einfahrten zur Stadt beantragt. Nicht länger Universitäts-, sondern Hochschulstadt solle dort künftig unter dem Namen Freising stehen, wegen der Gleichbehandlung und weil Hochschule eben der umfassendere Begriff ist, wie Grünen-Stadträtin Susanne Günther jetzt bei der Diskussion des Antrags im zuständigen Ausschuss erklärte: "Das subsumiert ja alles."

Bedenken hatte zunächst das Kulturreferat der Stadt geäußert. Eine Umbenennung von Universitätsstadt in Hochschulstadt sei "vor dem Hintergrund bildungspolitischer Reputation und Image-Aspekten nicht förderlich", so die Einschätzung dort. Die Universität sei "höherrangig", weil zur Lehre die ausgeprägte Forschungsorientierung trete und dort wegen des Promotionsrechtes höhere Abschlüsse möglich seien. Universitätsstandorte würden sich zudem meist mit den großen historischen Städten im Land verbinden, so das Kulturreferat weiter, das Freising da in einer Reihe mit Würzburg, Regensburg oder Passau sehen möchte.

"Kein Schaden, was die Reputation angeht"

Dem widersprach ÖDP-Stadtrat Ulrich Vogl, der appellierte, "beide bedeutenden Hochschulen in Freising wertzuschätzen und gleichermaßen zu würdigen". Auch die HSWT habe mittlerweile Promotionsrechte, ergänzte Günther, außerdem die größere Zahl von Studierenden - "und es ist auch kein Schaden, was die Reputation angeht, eher im Gegenteil". Präsident Veulliet würde sich sehr über diesen Schritt freuen, richtete sie dann noch aus: "Er würde sogar das erste Schild spendieren."

Möglicherweise wird die Stadt noch darauf zurückkommen, denn angesichts der aktuellen Haushaltslage und den damit verbundenen Sparbestrebungen in der Stadt stieß auch die vorgelegte Rechnung des Ordnungsamtes durchaus auf Interesse. Dort hatte man ermittelt, dass insgesamt 29 Ortseingangstafeln die Bezeichnung "Universitätsstadt" ausweisen und somit ersetzt werden müssten. So eine Tafel koste derzeit etwa 250 Euro netto, der Bauhof würde zudem einen Arbeitsaufwand für zwei Arbeiter à 1,5 Stunden bei einem Stundenlohn von 40 Euro berechnen, womit sich die Kosten für die gesamte Austauschaktion auf gut 12.000 Euro summieren würden.

"Nicht zeitgemäß, unnötig und überflüssig."

Dann könne man die Schilder nur sukzessive ersetzen, sagte Robert Weller (FW), der den Antrag der Grünen ansonsten "inhaltlich richtig" nannte: "Das geht nur kostenneutral oder gar nicht." Überhaupt kein Verständnis konnte angesichts der Haushaltslage CSU-Kollege Rudi Schwaiger, nebenbei Weihenstephan-Referent des Stadtrats, für die Pläne aufbringen: "Das ist nicht zeitgemäß, unnötig und überflüssig", gab er zu Protokoll: "Dann können wir gleich auch noch die Fachschule für Blumenkunst mit auf die Ortsschilder schreiben."

Im Stadtrat, der nun noch endgültig entscheiden muss, könnte es auf einen von Peter Warlimont (SPD) und dem Oberbürgermeister angeregten Kompromiss hinauslaufen, dass nämlich alle künftig auszutauschenden Ortsschilder den Zusatz "Universitäts- und Hochschulstadt" erhalten. Und sollte das dann immer noch zu teuer sein, könnte die Stadt auf den Vorschlag des Finanzreferats zurückkommen, die alten Ortsschilder zur Refinanzierung über die Touristinfo zu verkaufen. Als Erinnerungsstück für alle, denen manches früher vielleicht doch besser gefallen hat.

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