Hochschulen in Freising:Spitzenplatz für die Agrarwissenschaften

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Anerkennung für die Agrar-Forschung in Weihenstephan, sie zählt laut Shanghai-Ranking zu den besten weltweit. Hier der Blick auf das Hans-Eisenmann-Forum für Agrarwissenschaften. (Foto: Marco Einfeldt)

Beim aktuellen Shanghai-Ranking der weltweit besten Universitäten schafft es der Fachbereich der TUM am Campus Weihenstephan erstmals in die Top Ten. Die Freude über die „internationale Sichtbarkeit“ ist groß.

Von Petra Schnirch, Freising

Um die Ausrichtung der Agrarwissenschaften an der TU München (TUM) in Weihenstephan gibt es seit Jahren lebhafte Diskussionen. Was die Weiterentwicklung der Forschung angeht, ist die TUM offenkundig auf dem richtigen Weg. Im aktuellen Shanghai-Ranking ist ihr in der Kategorie „Agricultural Sciences“ mit Platz acht erstmals der Sprung unter die besten zehn Universitäten weltweit gelungen. „Über solch eine internationale Sichtbarkeit freuen wir uns natürlich sehr. Das ist schon toll“, sagt Senthold Asseng dazu, Direktor des Hans-Eisenmann-Forums für Agrarwissenschaften und Professor für Digital Agriculture.

Auch in Fernerkundung und Biotechnologie zählt die TUM zu den Top Ten. In den vergangenen Jahren rangierte sie in den Agrar- und Gartenbauwissenschaften meist um Rang 35, im Vorjahr zwischen 51 und 75. Diesmal lässt sie den bisherigen deutschen Primus, die Universität Göttingen, und bekannte US-Hochschulen deutlich hinter sich. Wie erklärt man sich an der TUM diese Verbesserung?

„Wir haben in den letzten Jahren viele neue Professorinnen und Professoren berufen, uns auf wichtige Agrarthemen fokussiert, arbeiten sehr interdisziplinär und sind auch international stark vernetzt“, sagt Senthold Asseng. „Wir erforschen relevante Agrarthemen und unsere Veröffentlichungen werden viel zitiert.“ Zudem habe es eine methodische Änderung beim Shanghai-Ranking gegeben: Die meist-zitierten Wissenschaftler seien noch einmal extra mit in die Bewertung aufgenommen worden, erklärt er. Am TUM-Standort Weihenstephan gehört Asseng selbst zu den „Highly Cited Researchers“ – ein weiteres Ranking – ebenso wie Ingrid Kögel-Knabner und Bernhard Küster.

Um zu guten und relevanten Ergebnissen zu kommen, sei es wichtig, dass die verschiedenen Disziplinen und die verschiedenen Forschungsgruppen weltweit zusammenarbeiten. „Das ist an der TUM in größerem Maße der Fall als an anderen Universitäten“, erklärt Klaus Becker, stellvertretender Pressesprecher der TU München.

Bei aller Freunde sollte man die Platzierung nicht überbewerten, sagt Asseng, da damit nur ein Ausschnitt der Leistung einer Universität dargestellt werde. Bei dem Shanghai-Ranking liege diese besonders in der Forschung. Und Becker ergänzt: Für jedes Ranking gelte, „dass wir die Ergebnisse mit Realismus einordnen. Am meisten freut uns, dass die Gesamtschau über alle wichtigen Rankings hinweg einen eindeutig positiven Trend zeigt, vielfach bereits mit Top-Ten-Platzierungen“. Gewisse Schwankungen aber seien hier vollkommen normal.

Freut sich über die gute Platzierung der Agrar- und Gartenbauwissenschaften im Shanghai-Ranking: Senthold Asseng, Direktor des Hans-Eisenmann-Forums in Weihenstephan. (Foto: Uli Benz)

Für die Universitäten haben solche Rankings durchaus Bedeutung. Gute Platzierungen seien für die internationale Sichtbarkeit schon wichtig, meint Asseng. Es ziehe die besten Studentinnen und Studenten und die besten jungen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an – „das unterstützt wiederum unsere Forschung“.

Der Weihenstephaner Agrarwissenschaftler spricht auch einen Punkt an, der aktuell mit der geplanten Gründung eines Agrarzentrums am Campus im Fokus steht. Die Agrarwissenschaften der TUM sollen künftig eng mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft kooperieren. Denn die Herausforderungen der Landwirtschaft, wie Ernährungssicherheit, Klimawandel und Nachhaltigkeit, sind groß. Um diesen Reform-Prozess voranzutreiben, hat sich auch die Staatsregierung eingeschaltet. Auch künftig strebe man wissenschaftlich ein sehr hohes Niveau an, betont Asseng. „Das Shanghai-Ranking zeigt, dass wir das können.“

Dass die Veränderungen auch bei den Studierenden ankommen, zeigen die aktuellen Zahlen. Im Wintersemester 2024/25 haben sich etwa 160 Studierende für den Bachelor Agrar- und Gartenbauwissenschaften eingeschrieben, 2015 waren es gerade einmal 60. Froh über diese Entwicklung und das geplante Agrarzentrum mit allen drei Playern in Weihenstephan ist auch die Max-Schönleutner-Gesellschaft Weihenstephan.

Am Mittwoch zeichnete Vorsitzender Josef Bosch bei einem Festakt im Freisinger Schafhof Wissenschaftsminister Markus Blume und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber aus. Anlass für die Ehrung sei der seit zwei Jahren laufende politische Prozess zur Weiterentwicklung der Agrar- und Gartenbauwissenschaften in Bayern.

Ziel ist ein international anerkannter Agrar-Campus mit Spitzenforschung, der aber auch praxisnahe Anwendungen nicht vernachlässigt. „Dass zwei Mitglieder der Staatsregierung parallel ausgezeichnet werden, steht symbolisch für den engen Schulterschluss von Landwirtschaft und Wissenschaft, mit dem wir uns um Weihenstephan kümmern“, so Staatsminister Blume zu Verleihung der Schönleutner-Medaille.

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