Demonstration mit 1000 Teilnehmenden:"Ein starkes Signal für Freising"

Demonstration mit 1000 Teilnehmenden: Um die tausend Teilnehmende kamen zur Kundgebung auf den Marienplatz.

Um die tausend Teilnehmende kamen zur Kundgebung auf den Marienplatz.

(Foto: Marco Einfeldt)

Hohe Resonanz auf den Streikaufruf in der Domstadt überrascht auch die Gewerkschaften. Die Botschaft für die laufenden Tarifverhandlungen ist dabei klar: "Wir wollen nicht nur dienen, sondern auch verdienen."

Von Johannes Lesser und Helene Schaarschmidt, Freising

Unter dem Motto "Zusammen geht mehr" haben sich am Donnerstagmorgen gut 1000 Demonstranten - einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi folgend - vor dem Landratsamt in Freising versammelt. Von dort aus zogen sie unter dem Klang hunderter Trillerpfeifen durch die Freisinger Innenstadt. Mitglieder der Gewerkschaften Verdi, GEW und DGB sowie zahlreiche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des öffentlichen Dienstes wollten so ein starkes Zeichen in Richtung Arbeitgeber und Politik schicken.

Mit Bannern, Fahnen und Trillerpfeifen demonstrierten unterschiedlichste Berufsgruppen, wie die des Landratsamtes, der Stadtwerke, der Agentur für Arbeit und der Krankenhäuser. Bei der anschließenden Kundgebung am Marienplatz hielt unter anderem Monika Zauner, Personalratsvorsitzende der Stadt Freising, eine Rede. In dieser forderte sie eine Lösung in der dritten Runde des Tarifkonfliktes. Konkret bedeutet dies: 10,5 Prozent mehr Lohn aber mindestens 500 Euro monatlich mehr für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Es gehe dabei um die Wertschätzung der Mitarbeitenden des öffentlichen Dienstes, aber auch um eine Lebensunterhaltssicherung.

Demonstration mit 1000 Teilnehmenden: Ihre Botschaften vermittelten die Streikenden auf Bannern und Plakaten.

Ihre Botschaften vermittelten die Streikenden auf Bannern und Plakaten.

(Foto: Marco Einfeldt)
Demonstration mit 1000 Teilnehmenden: Dabei gab es auch durchaus sarkastische Untertöne.

Dabei gab es auch durchaus sarkastische Untertöne.

(Foto: Marco Einfeldt)
Demonstration mit 1000 Teilnehmenden: Monika Zauner, die Personalratsvorsitzende der Stadt Freising, forderte endlich eine Lösung im Tarifkonflikt.

Monika Zauner, die Personalratsvorsitzende der Stadt Freising, forderte endlich eine Lösung im Tarifkonflikt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Wolfgang Nördlinger, Mitglied der GEW Landesfachgruppe Sozialpädagogische Berufe, klagt: "Der öffentliche Dienst hält den Laden am Laufen - und wir alle können rechnen. Bei einer Inflation von etwa 8,7 Prozent ist das Angebot der Arbeitgeber von 5,5 Prozent, verteilt auf die nächsten zwei Jahre, nicht im Geringsten ausreichend, nein, es ist sogar unterirdisch schlecht. Soziale Gerechtigkeit sieht anders aus." Die Mitarbeitenden der GEW forderten eine fairere Bezahlung sowie eine höhere Wertschätzung für den Beruf der Erzieher. "Soziales Engagement darf nicht bei den Kindern aufhören", sagt etwa Martina Buchberger, Vorsitzende der GEW in Freising. Die Verdi-Vertrauenssprecherin des Freisinger Landratsamtes, Carolin Hofer, sprach im Anschluss der Demo von "einem starken Signal für Freising". Das letzte Angebot der Arbeitgeber fordere geradezu dazu heraus, aktiv zu werden.

Der Betrieb im Krankenhaus und bei den Stadtwerken wurde aufrechterhalten

Trotz der Freude über die zahlreichen Demonstrierenden war es der Gewerkschaft dennoch wichtig, die wichtigsten Versorgungswege zu erhalten. Sowohl aus dem Klinikum Freising, als auch von den Stadtwerken kamen deswegen nur so viele Teilnehmende, wie entbehrt werden konnten, um den notwendigen Betrieb nicht zu gefährden. Merle Pisarz, Verdi-Geschäftssekretärin, betonte die Überraschung der Gewerkschaft über die hohen Teilnehmerzahlen. 1000 Menschen seien zuvor unvorstellbar gewesen. "Es gehe jetzt darum, den Arbeitgebern zu zeigen, dass die Beschäftigten aufgrund der steigenden Lebenshaltungskosten in wahre Not kommen könnten."

Das Bürgerbüro musste am Donnerstag geschlossen bleiben, ebenso die Kfz-Zulassungsstelle, der Bauhof sowie sieben Kindertagesstätten im Landkreis Freising. An diesem Freitag wird der reguläre Betrieb wieder aufgenommen. Die Stadt rechnet in Zukunft jedoch bereits mit weiteren Streiks, sollte sich in der dritten Runde der Tarifverhandlungen keine Lösung finden lassen.

Die allgemeine Unzufriedenheit der Menschen ist und bleibt deutlich spürbar. Schon jetzt sind gut 360000 Stellen im öffentlichen Dienst unbesetzt. Sollte sich die Situation für die Arbeitnehmer nicht verbessern, könnte sich der Fachkräftemangel verstärken, welcher sich unter anderem in der Schließung von Kindertagesstätten bereits bemerkbar macht. "Wir wollen nicht nur dienen, sondern auch verdienen, die Löhne müssen schleunigst an die gestiegenen Lebenskosten angepasst werden", so Wolfgang Nördlinger.

Die steigende Inflation und die wachsende Unsicherheit trieb die Menschen in den vergangenen Wochen in ganz Deutschland auf die Straße. Und die Gewerkschaften wollen nicht aufhören zu streiken, bis sie ihre Forderungen durchgesetzt haben.

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