Sperrung am Ligeder BergVolkes Zorn

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Seit 2017 ist die Straße am Ligeder Berg wegen Abrutschgefahr halbseitig gesperrt. Der Petitionsausschuss des Landtags trifft beim Ortstermin auf verärgerte Anwohner und mahnt Bahn und Staatliches Bauamt, sich zu einigen.

Von Alexandra Vettori, Wang

Dass der Unmut groß ist im Wanger Ortsteil Volkmannsdorf, das ist bei Politikern und Behördenvertretern am Dienstag angekommen. Da hatte Bürgermeister Hans Eichinger zum Ortstermin auf die Staatsstraße 2045 geladen, die am Ortsausgang von Volkmannsdorf wegen akuter Hangrutschgefahr am Ligeder Berg nur noch halbseitig, nach Osten ortsauswärts, befahren werden darf. Gesperrt hatte sie das zuständige Staatliche Bauamt Freising - vor zwei Jahren. Seither führt die inoffizielle, aber rege genutzte Umleitung nach Westen kilometerlang über Feldwege und dann durch Wohngebiete zum Kirchfeld im Ortszentrum von Volkmannsdorf.

Es war eine hochkarätige Gruppe, die sich da auf der gesperrten Spur am östlichen Ortsausgang drängte: Denn Bürgermeister Eichinger hat den Verkehrs-Petitionsausschuss des Landtags angerufen, und der entsandte jetzt seine Sprecher Thorsten Schwab und Inge Aures nach Wang. Dazu waren der Bereichsleiter Verkehr im Staatlichen Bauamt, Hans Jörg Oelschlegel, gekommen, ein Vertreter der Bahn, die beiden Landtagsabgeordneten Johannes Becher (Grüne) und Benno Zierer (Freie Wähler) und rund 50 stinksaure Anwohner. Gleich zu Beginn des Termins, als der Volkszorn sich gegen die Landtagspolitiker des Petitionsausschusses wenden wollte, stellte Inge Aures klar: "Wir sind da, um zu helfen und alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen." Dass es eine extrem verzwickte Lage ist, sah freilich auch sie ein.

Die rutschende Böschung gehört der Bahn, die sich nicht finanziell an der Sanierung beteiligt

Denn das Straßenbauamt hat die Staatsstraße vor zwei Jahren ohne Abstimmung mit der Gemeinde gesperrt, es sei Gefahr im Verzug gewesen, so Oelschlegel. Man habe ein Gutachten zur Standfestigkeit des Ligeder Bergs in Auftrag gegeben, dessen Ergebnis Ende 2017 für alle überraschend gewesen sei. Seither verhandelt das Bauamt mit der Bahn, der die rutschende Böschung gehört, weil an deren Fuß die Regionalstrecke München - Regensburg - Nürnberg liegt. Finanziell beteiligen aber wird sich die Bahn an der Sanierung der Böschung nicht. Seit Januar 2018 wird der Ligeder Berg geologisch überwacht, die gemessenen Setzungen betragen zwischen einem und vier Millimeter pro Monat. Was genau so schwierig bei den Verhandlungen war, darüber war am Dienstag nichts zu erfahren. Wie die Böschung saniert wird, nämlich mit einer Vernagelung, dagegen steht fest, auch, dass die Bauarbeiten rund viereinhalb Monate dauern werden. Nur wann sie starten, weiß man noch nicht.

Es wäre schön, warb Oelschlegel, wenn die Gemeinde die holperige Umfahrung durch die Felder asphaltieren könnte. Das hat sie in Bereichen, in denen sie die Grundstücksbesitzer dafür gewinnen konnte, auch getan. Nur Geld vom Bauamt gab es dafür nicht. Denn dabei, so Oelschlegel, handele es sich um Gemeindestraßen und -wege, die "nicht als offizielle Umleitung ausgewiesen sind". Allerdings sagte er zu, die Kosten flössen in die Gesamtmaßnahme ein, die sich, nach jetzigen Stand, Gemeinde und Bauamt teilen. Allerdings, betonte Bürgermeister Eichinger, gehört der Gemeinde nur der schmale Gehweg, und den gebe man gerne an das Bauamt ab.

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Grund für die Sperrung war ein abgerutschter Gehsteig

Ursache für den rutschenden Hang ist der Schwerlastverkehr, der momentan ausgesperrt ist. Denn weil die Staatsstraße so schmal ist und einige enge Schleppkurven aufweist, mussten die Laster im Begegnungsverkehr stets über den Gehsteig fahren. Der aber war nicht auf eine solche Belastung ausgelegt und rutschte ab. Die plötzliche Sperrung Ende 2017 hielten viele Anwesende für überzogen, eine Tonnagebeschränkung für Laster hätte genügt. Doch dagegen wehrte sich Oelschlegel. Erstens sind Tonnagebeschränkungen auf Staatsstraßen nicht vorgesehen und zweitens "hält sich da auch niemand daran". Einige Bürger waren der Meinung, es solle eine Umgehungsstraße her und die Staatsstraße zur Gemeindestraße oder, noch besser, gleich zum Radweg werden. Ein anderer monierte: "Wir versenken Millionen und rasieren den Hang ab für die Sanierung, anstatt Ursachen zu bekämpfen. Die liegen in Gewerbegebieten auf der grünen Wiese und Neubauten, ohne, dass man bedenkt, was mit dem Verkehr ist. Es bräuchte eine Konzept für die ganze Gegend hier."

Dafür aber, betonte Schwab vom Petitionsausschuss, sei man nicht hier. Jetzt gehe es um eine lokale Lösung. Er schlug vor, dass Bahn und Bauamt innerhalb von einigen Wochen sich auf die Hangsanierung einigen. Dann erhält die Gemeinde Nachricht. Und in spätestens sechs Wochen soll ein Ergebnis vorliegen.

© SZ vom 25.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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