Waldbesucher während der Brut- und Setzzeit:Wie die Axt im Wald

Waldbesucher während der Brut- und Setzzeit: Quadfahrer im Wald und auf den Wiesen sind nicht unbedingt das, was sich Forstbesitzer wünschen.

Quadfahrer im Wald und auf den Wiesen sind nicht unbedingt das, was sich Forstbesitzer wünschen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Einschränkungen während der Coronakrise treiben viele Menschen zum Sport und zu Spaziergängen in der Natur. Dabei nehmen nicht immer alle Erholungssuchenden genügend Rücksicht auf Tiere oder Pflanzen.

Von Katharina Aurich, Freising

Die Einschränkungen während der Coronakrise treiben offensichtlich viele Menschen in die Wälder, welche die Natur als eine Art Selbstbedienungsladen betrachten. Sie nehmen keine Rücksicht auf Pflanzen und Tiere. "So viele Menschen wie noch nie sind draußen unterwegs, den Leuten ist langweilig und sie sind angespannt", schildert der Förster und Jagdpächter Marcel Eiltzer, der im nördlichen Landkreis für 600 Hektar Privatwald rund um die Marktgemeinde Au zuständig und von morgens bis abends in seinen Revieren unterwegs ist.

Auch rund um Freising, im Weltwald oder im Forst am Biergarten an der Plantage habe die Anzahl der Erholungssuchenden stark zugenommen, berichten Alfred Fuchs, Leiter des Forstbetriebs Freising der Bayerischen Staatsforsten, und Herbert Rudolf, Vorsitzender des Vereins Weltwald und Walderlebnispfad sowie Leiter des Forstreviers Freising. Allerdings verhielten sich die Menschen hier rücksichtsvoll, berichten die beiden Fachleute übereinstimmend. Die Beschwerden hielten sich in Grenzen. "Für uns ist die angestiegene Besucherzahl kein Problem, denn es ist für die Menschen wichtig, dass sie sich gerade jetzt in der Krise im Wald bewegen können", betont Fuchs.

Viele Tiere brauchen im Moment besonderen Schutz

Jagdpächter Eiltzer informiert, dass das Haar- und Federwild im Moment besonders Ruhe und Schutz benötige, denn es sei Brut- und Setzzeit, die Jungtiere werden in ihren Verstecken geboren und aus den Eiern in den Nestern schlüpften die Küken. Der Druck auf die Tiere werde durch die vielen Erholungssuchenden in seinen Revieren immer größer, kritisiert er. Vor allem Hundebesitzer nähmen keine Rücksicht, ihre Vierbeiner sprängen in das Unterholz und jagten, sie stöberten und scheuchten das Wild auf, schildert Eiltzer. Wenn eine Ente zweimal von ihrem Nest vertrieben werde, dann seien die Eier kalt und damit kaputt, erklärt der Förster. Selbst Jäger und Förster nähmen in dieser sensiblen Zeit ihre Hunde an die Leine. Die Freisinger Forstleute Fuchs und Rudolf dagegen sind mit dem Verhalten der Hundebesitzer zufrieden. Sehr selten würde ein Hund tatsächlich einen Hasen oder ein Reh jagen, so ihre Erfahrung.

Besonders gerne scheinen Quad- und Motocrossmaschinenfahrer in der Dämmerung querfeldein durch die Wälder und Wiesen zu heizen, beschreibt Eiltzer die Situation rund um Au. Wenn der Tag zu Ende gehe, komme aber das Wild aus seiner Deckung heraus um zu äsen. Natürlich tun die Tiere dies nicht, wenn Motoren laut aufheulten und Fahrzeuge über Wiesen preschten.

Besonders problematisch: Gartenabfälle und Plastiküten

Ein weiteres Problem im Wald sei die Trockenheit und die dadurch erhöhte Waldbrandgefahr, schildert Eiltzer. Immer wieder sammle er Zigarettenstummel auf, auch einen Feuerwehreinsatz habe es bereits gegeben, da Waldbesucher ein Feuer machten. Fast schon normal seien für ihn diejenigen Mitbürger, die mit ihren Autos tief in die Wälder hinein fahren, obwohl dies verboten sei, und dort ihre Gartenabfälle abladen. "Wenn sie wenigstens die Plastikhüllen entfernen würden", sagt der Förster. Noch mehr ärgere er sich über die Plastiktüten mit Hundekot, die überall liegen gelassen würden. Natürlich habe jeder Bürger das Recht, sich im Wald aufzuhalten, Sport zu treiben und sich zu erholen, aber man sollte dabei an die Natur denken, appelliert Eiltzer.

Es gebe immer wieder schwarze Schafe, sagt auch der Freisinger Forstbetriebsleiter Fuchs. Besonders ärgerten ihn die Fahrzeuge auf gesperrten Waldwegen, das sei gesetzlich verboten. In solchen Fällen erstatte er Anzeige, da das Nummernschild den Übeltäter ausweise. Anders ergehe es ihm mit den Mountainbikefahrern, die unberechtigt quer durch den Wald heizten. Sie seien "husch" sehr schnell wieder verschwunden. Fuchs und Rudolf setzen grundsätzlich auf Gespräche und Verständnis der Waldbesucher und sie hätten die Erfahrung gemacht, dass das Wild die Störungen hinnehme und man trotzdem im Weltwald jagen könne, wie sie sagen.

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