Freising vor der OB-Wahl:Neue Machtverhältnisse im Stadtrat

Aufruhr im Freisinger Stadtrat: Die Mehrheitsverhältnisse verschieben sich weiter. Nach den acht CSU-Räten, die ihre Fraktion verlassen haben, ist nun auch die Grüne Ricarda Schindler aus ihrer Fraktion ausgetreten - und schließt sich der neuen Gruppierung an.

Birgit Goormann-Prugger

Die kommunalpolitische Szene in Freising ist nach dem Austritt von acht Stadträten aus der CSU-Fraktion weiter in Aufruhr. Wie jetzt bekannt wurde, wird Ricarda Schindler, seit 2008 Stadträtin der Grünen, ihre Fraktion verlassen und der neuen Liste um Tobi Eschenbacher beitreten. Damit sind die Grünen im Stadtrat nur noch zu acht und verlieren ihren Status als stärkste Fraktion an die neue Gruppe, die sich mit ihren neun Mitgliedern am gestrigen Montagabend offiziell konstituiert hat.

Ricarda Schindler, 25, hat die Grünen nach Aussagen von Fraktionssprecher Jürgen Maguhn Ende der vergangenen Woche über ihre Entscheidung informiert. "Ich bedauere das natürlich, aber wir müssen ihre Entscheidung respektieren", sagte er. Getrennt habe man sich in gegenseitigem Einvernehmen, von einem zerrütteten Verhältnis könne keine Rede sein. Das bestätigte auch Ricarda Schindler. "Ich habe mich bei den Grünen immer wohlgefühlt, aber ich habe einfach das Gefühl, dass ich bei der neuen Liste mehr für Freising erreichen und spontaner reagieren kann, ohne auch noch auf Landes- oder Bundespolitik zu achten". Sie habe sich in den vergangenen Tagen dazu entschlossen, gleich der neuen Gruppe beizutreten, um von Anfang an dabei zu sein und nicht erst abzuwarten, wie sich alles entwickelt.

Ricarda Schindler, gelernte Automobilkauffrau, ist seit 2004 kommunalpolitisch aktiv. Zusammen mit dem Grünen Stadtrat Alexander Arnheiter gründete sie 2004 die Grüne Jugend und wurde 2008 in den Stadtrat gewählt. Dort ist sie Mitglied im Hauptausschuss, im VHS-Beirat und im Aufsichtsrat der Wohnungsbau- und -verwaltungs GmbH der Stadt. Engagiert hat sie sich außerdem im Szenekulturforum und im Kulturverein "Prima Leben und Stereo" (Plus). Darum ist sie auch eng mit Reinhard Fiedler befreundet, Plus-Veranstalter und einer der Abtrünnigen aus der nun auf drei Mitglieder geschrumpften CSU-Fraktion.

Ebenso eng befreundet ist sie mit Tobias Eschenbacher. "Damit hat sie auch den Austritt bei uns begründet und mit der Hoffnung, so einen möglichen OB-Kandidaten Tobias Eschenbacher besser unterstützen zu können. Das geht bei uns natürlich nicht", sagte Jürgen Maguhn. Eschenbacher selbst wollte am gestrigen Montag vor der konstituierenden Sitzung der neuen Gruppe am Abend keinen Kommentar zur aktuellen Entwicklung abgeben. Bislang hat er sich auch noch nicht dazu geäußert, ob er für die neue Liste als OB-Kandidat antreten will. Neuzugang Ricarda Schindler würde es sich wünschen. "Er hat sich noch nicht entschieden, aber ich hoffe, dass er antritt und ich glaube, das ist auch realistisch", sagte sie gegenüber der SZ.

Dem Vernehmen nach ist die noch namenlose Gruppe der CSU-Abtrünnigen in Freising für viele interessant, die sich abseits von Parteipolitik in der Stadt engagieren wollen. Uferlos-Veranstalter Michi Kasper beispielsweise sagte am Rande einer Veranstaltung, er finde die neue Vereinigung politisch sehr interessant und könne sich durchaus vorstellen, dafür aktiv zu werden.

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