Freisinger Volksfest:Freising sucht einen neuen Festwirt für das Volksfest

Freisinger Volksfest: Ludwig und Stefanie Tauscher haben zehn Jahre lang das Bierzelt auf dem Freisinger Volksfest betrieben. Um einen neuen Dreijahresvertrag haben sie sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr beworben.

Ludwig und Stefanie Tauscher haben zehn Jahre lang das Bierzelt auf dem Freisinger Volksfest betrieben. Um einen neuen Dreijahresvertrag haben sie sich aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr beworben.

(Foto: Marco Einfeldt)

Ludwig Tauscher hat für die kommenden Jahre kein Angebot mehr abgegeben. Das wirtschaftliche Risiko schien ihm zu groß. Die Stadt will demnächst seinen Nachfolger präsentieren.

Von Peter Becker, Freising

Sang- und klanglos ist in Freising eine Ära zu Ende gegangen. Wenn am 1. September das Volksfest beginnt, wird es einen neuen Festwirt geben. Ludwig Tauscher und seine Frau Stefanie, welche die Gäste aus Nah und Fern seit 2012 bewirteten, haben für die kommenden drei Jahre kein Angebot mehr abgegeben. Angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Lage sei ihnen das unternehmerische Risiko zu hoch gewesen, erklärt Stefanie Tauscher auf Nachfrage. Angst davor, es werde in diesem Jahr kein Festzelt geben, braucht aber Niemand zu haben. Stefan Klopfer, Chef des Freisinger Ordnungsamts, versichert, die Stadt sei an einem Nachfolger für das Ehepaar Tauscher dran. Wer das ist, das Geheimnis soll bald gelüftet werden.

Ein Schwenk zurück ins Jahr 2012: Damals hieß der Festreferent der Stadt noch Erich Irlstorfer, Volksfestmanager war Erich Bröckl. Tauscher war zum ersten Mal Festwirt. Seine Bilanz hätte makellos sein können, wenn da nicht die Geschichte mit den Hendln gewesen wäre. Die waren ihm am Seniorennachmittag und am letzten Volksfestsonntag schlichtweg ausgegangen.

So ein Fauxpas sollte Tauscher in den folgenden Jahren nicht mehr passieren. Die Volksfeste mit ihm kamen stets gut an. Umso überraschter war Klopfer, als es um die Vergabe für die nächsten drei Jahre ging. Bewerbungsende war am 31. Oktober 2022. Weil es im Ordnungsamt zu einigen organisatorischen Umstellungen kam, wurden die Angebote nicht gleich nach Ablauf der Frist gesichtet. "Da ist uns dann aufgefallen, dass sich Tauscher nicht mehr beworben hat", sagt Klopfer. Auch Volksfestreferent Anton Frankl habe nichts gewusst.

"Wir haben unseren Vertrag erfüllt", sagt Stefanie Tauscher

Ob das Ehepaar Tauscher die Stadt hätte informieren sollen, dass sie das Bierzelt nicht mehr betreiben will, bleibt dahin gestellt. Stefanie Tauscher sieht die Angelegenheit pragmatisch. "Wir haben unseren Vertrag erfüllt", sagt sie auf Nachfrage und bestätigt Klopfer. "Wir haben uns nicht mehr beworben." Sie betont aber, dass es keinerlei "böses Blut" zwischen ihnen und der Stadt Freising gegeben habe.

Mehrere geschäftliche und private Gründe habe es für die Entscheidung, "einen anderen Weg zu gehen", gegeben. "Wir haben das Volksfest gerne gemacht", betont Stefanie Tauscher. Es war übrigens das Einzige, das sie und ihr Mann im Jahr ausgerichtet haben. "Es hat viel Nerven, Zeit und Energie gekostet." Ihr Mann sei schon Monate zuvor immer in Freising präsent gewesen.

Doch dann kamen Corona, der Krieg in der Ukraine, einhergehend mit der Kostenexplosion bei Energie und Lebensmitteln. Nichts war, wie in den Jahren zuvor. Die Bedingungen hatten sich radikal geändert und für die Bierzeltbetreiber stellte sich die Frage, ob sich das Geschäft für sie wirtschaftlich noch lohne.

Die Leute schauen mittlerweile mehr auf ihr Geld

Zum einen ist da der Personalmangel in der Gastronomie. Zum anderen kann angesichts der gestiegenen Kosten niemand vorhersagen, wie sich die Volksfestgäste verhalten. Schon 2022 war zu spüren, dass die Leute mehr auf ihr Geld schauen. Bereits vor der Pandemie ging der Bierausschank in Freising zurück. Man müsse zwischen Einsatz und Ertrag abwägen, gibt Stefanie Tauscher mit Blick auf das wirtschaftliche Risiko zu bedenken. Kommt vielleicht noch schlechtes Wetter dazu, "dann kann es ganz schnell böse ausschauen".

In den vergangenen 20 bis 30 Jahren habe sich viel verändert, sagt Stefanie Tauscher. Früher hätten die Brauereien den Festwirten noch die Zelte gestellt. Diese Zeiten sind längst vorbei. Großbetriebe beherrschen heute die Bierzelte. Es rechneten sich auch nur noch die großen Feste, sagt Stefanie Tauscher. Solche, an denen in drei bis vier Tagen so um die 200 Hektoliter Bier ausgeschenkt würden, die lohnten sich einfach nicht mehr. Und so beschloss das Unternehmen Tauscher, sich auf sein Kerngeschäft, den Zeltverleih und die Event-Gastronomie zurückzuziehen.

An Klopfer und seinem neu gegründetem "Veranstaltungsbüro" im Ordnungsamt liegt es nun, einen geeigneten Wirt für die kommenden drei Jahre zu finden. So lange soll der Vertrag laufen. Anscheinend sind nur noch wenige Details zu klären, etwa um die Deko oder den überdachten Biergarten. Am Platz soll es nicht mangeln. Auch nicht an den Bedienungen. Es gebe ein Stammpersonal, sagt Klopfer, das gerne weitermachen würde.

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