Süddeutsche Zeitung

Mobilitätskonzept Freising:Neue Radstellplätze am Bahnhof

Ein Doppelparksystem soll die Zahl der Fahrrad-Abstellplätze am Bahnhof verdoppeln. Dass das noch heuer und mit finanzieller Hilfe des Bundes erfolgt, ist einer "Offensive" der Bahn und der Stadtverwaltung zu verdanken.

Von Laura Dahmer, Freising

402. Etwa so viele neue Fahrradstellplätze sollen am Freisinger Bahnhof entstehen. Und das noch in diesem Jahr. Nachdem aus der Grünen-Fraktion kürzlich Kritik laut geworden war, die Umsetzung des Mobilitätskonzept gehe nicht schnell genug, haben die Stadträte im Bau- und Planungsausschuss am Mittwoch nun die Umsetzung der "Bike+Ride-Offensive" am Bahnhof beschlossen.

Ins Rollen kam das Projekt durch die Offensive, die Anfang des Jahres von der Deutschen Bahn und dem Bundesumweltministerium ins Leben gerufen wurde. 100 000 neue Fahrradstellplätze sollen damit bis 2022 an deutschen Bahnhöfen entstehen. Dafür stellt das Unternehmen den Kommunen die Flächen mietfrei zur Verfügung und unterstützt sie bei Planung, Lieferung und Montage. Der Bund fördert das Ganze mit bis zu 40 Prozent.

Doppelstockparker: Zwei Stockwerke für die Fahrräder

Aber 402 neue Stellplätze, wo sollen die Platz finden? Schon jetzt suchen Pendler oft vergeblich nach einem freien Fleckchen, um ihr Rad abzuschließen. Die Lösung, die die Stadt nun anstrebt: Doppelstockparker. Hinter dem Begriff versteckt sich ein platzsparendes System, das optisch an den Parklift für Autos erinnert. Dabei stehen zwei Autos auf einem Parkplatz übereinander, mit einem einfachen Mechanismus können sie auf- und abgefahren werden wie ein Aufzug.

Die Doppelstockparker für Fahrräder funktionieren ähnlich, müssen aber händisch heruntergeholt und hochgehoben werden. Jeder doppelstöckige Fahrradständer hat einen Ausziehgriff und mehrere Schienen. Mit einem Griff wird eine obere Schiene schräg nach unten gezogen. Nachdem das Rad in der Schiene verankert ist, hebt man es mit einer Handbewegung nach oben. "Und wie sicher ist das?", fragte ÖDP-Stadträtin Monika Hobmair im Planungsausschuss nach. Sie selbst habe ein gutes Fahrrad, das sie nie am Bahnhof abstelle, weil dort so viel geklaut werde. Von der Stadt heißt es, an den Schienen werde es Bügel zum Abschließen der Räder geben, um Diebstahlschutz zu gewährleisten. Mittelfristiges Ziel sei sogar ein Fahrradparkhaus.

Insgesamt sollen 852 Stellplätze entstehen, bisher sind es etwa 450

Im Planungsausschuss am Mittwoch wurde nun beschlossen, die Doppelstockparker am Bahnhof zu errichten. Dadurch sollen insgesamt 852 Stellplätze entstehen, aktuell sind es etwa 450. Die Stadträte zeigten sich sehr angetan von der schnellen Reaktion der Verwaltung. "Ich bin ja nicht so der Lober, aber sie treiben das mit tollem Druck an", hieß es von Karl-Heinz Freitag (Freie Wähler). Als die Offensive der Deutschen Bahn und des Umweltministeriums startete, reagierte die Stadt umgehend. Schon im März dieses Jahres stellte die Verwaltung einen Förderantrag. 123 094 Euro Zuwendung gibt es nun vom Bund, ein weiterer Förderantrag für Drittmittel vom Freistaat Bayern in Höhe von 127 800 Euro steht noch aus. Der Stadt bliebe so für die neuen Stellplätze noch ein Eigenanteil von etwa 57 000 Euro.

Die Idee für eine Erweiterung der Fahrradstellplätze gibt es schon lange. Bereits im Frühjahr 2018 hatte der Planungsausschuss die Stadtverwaltung damit beauftragt, einen Lösungsvorschlag für die Stellplatzsituation am Bahnhof zu erarbeiten. Einige Wochen später kam man dort mit den Doppelstockparkern um die Ecke, es war sogar Fördergeld vom Bayerischen Staatsministerium des Inneren, für Bau und Verkehr zugesagt. Dann aber geriet das Projekt ins Stocken - bis die Offensive der Deutschen Bahn kam. Jetzt sollen die neuen Stellplätze schon in nur wenigen Monaten aufgebaut werden.

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Quelle:
SZ vom 02.08.2019/lada
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