Es war wieder eine gut besuchte Veranstaltung der Reihe „TUM@Freising“ am Dienstagabend im Lindenkeller. Eingeladen hatte die School of Life Sciences der TU München, die in regelmäßigen Abständen die Forschenden mit dem Publikum zusammenbringt. Diesmal ging es um die Böden, die nicht nur im metaphorischen Sinne die Grundlage der menschlichen Existenz bilden.
Der Boden – und damit ist nicht nur die Oberfläche, sondern grob gesagt die oberste, belebte Schicht der Erdkruste gemeint – hat nämlich wichtige Funktionen: Er regelt den natürlichen Kreislauf des Wassers, speichert Kohlenstoff, versorgt die Pflanzen mit Nährstoffen und ernährt somit Menschen und Tiere, ist ein natürlicher Lebensraum. Der Boden ist, spätestens nach dem Vortrag von Peter Schad wurde es auch den Laien klar, eine unglaubliche Ressource, die allerdings in der Klimadebatte nicht selten vergessen wird.
Peter Schad ist Biologe und Bodenkundler an der TUM, seine Arbeit und seine Leidenschaft für die Böden der Welt haben ihn schon in viele Winkel der Erde geführt, vor allem in lateinamerikanische Staaten wie Bolivien und Mexiko. In einige dieser Länder hat er auch das Publikum mitgenommen: So zeigte er heimische Böden, aber auch solche, die er etwa in Mexiko oder Russland analysiert hat. Im Vortrag ging es viel um die Struktur der Böden, aber auch um die Gefahren, die mit der intensiven Landnutzung einhergehen.
Städte befinden sich oft dort, wo der Boden besonders fruchtbar ist
Die intensive Landnutzung durch den Menschen verstärkt nämlich die Bodenerosion: Erosion ist an sich ein natürlicher Prozess, der heutzutage jedoch um ein Vielfaches beschleunigt wird. Auch verursacht die hohe Verdichtung der Böden durch schwere Maschinen eine Reduzierung seines Wasserspeichervermögens, was wiederum dazu führt, dass weniger Wasser in die Böden einfließt und mehr Wasser sich oberflächlich staut. Laut den Wissenschaftlern ist die Unterbodenverdichtung neben den extremen Wetterereignissen eine der Ursachen für häufigere Überschwemmungen. Hinzu kommt, dass die Landnutzung die Humusvorräte verringert und somit die CO₂-Vorräte in der Atmosphäre erhöht.
Ein weiteres damit verbundenes Thema ist die Bodenfruchtbarkeit. Guter Boden, welcher sich unter anderem durch eine reiche Humusschicht auszeichnet, ist Voraussetzung für die Nahrungsmittelversorgung. „Der fruchtbare Boden geht deutlich zurück“, sagte Peter Schad. Tatsächlich warnt ein UN-Report davor, dass jährlich 24 Milliarden Tonnen guter Boden verloren gehen. Laut Schad sollte daran gearbeitet werden, die Fruchtbarkeit zu verbessern und damit die Erträge zu erhöhen. Methoden wie die Nutzung von Kompost und der Anbau von Pflanzen wie Hülsenfrüchte könnten einen positiven Effekt haben.
Leider ist es so, dass sich die meisten Städte aus historischen Gründen genau dort befinden, wo der Boden besonders fruchtbar ist. Auch in Freising sei es so, erklärt Schad. In der Domstadt sei der Boden in den Isarauen besonders gut, genau dort, wo die Stadt sich ausdehnt.