Eine eigene Siedlung für Tiny-Houses wird es so schnell nicht geben. Darüber war sich der Planungsausschuss des Freisinger Stadtrats einig, der am Mittwoch über einen entsprechenden Antrag der Freien Wähler diskutierte. Der Flächenverbrauch sei zu hoch, hieß es in einem Vortrag. Tiny-Houses werde es allenfalls an irgendwelchen "Restflecken" in den Stadtteilen geben. Karl-Heinz Freitag (FW) bat, diese Möglichkeit wenigstens für künftige Planungen im Hinterkopf zu behalten. Die Stadt werde aber einen Informationsflyer für Interessierte herausgeben, hieß es im Ausschuss.
"Tiny-Houses sind ein Stück Zeitgeist", sagte FW-Stadtrat, Karl-Heinz Freitag.
(Foto: Marco Einfeldt)Tiny-Houses seien "ein Stück Zeitgeist", argumentierte Freitag. Vielleicht finde man bei der Neuerstellung des Flächennutzungsplans das ein oder andere Fleckchen. Robert Weller (FW) wüsste auch wo. "Nördlich des Wieswalds auf dem Gelände des Bunkers Fridolin", schlug er vor. Oder auf dem gelände der ehemaligen Raketenstation. Die Stadt scheut sich derzeit davor, dort eine neue Wohnsiedlung entstehen zu lassen. Weller schlug vor, dort Tiny-Houses auf eine Dauer von beispielsweise 20 Jahren zu erlauben. Die Bewohner und Bewohnerinnen könnte man dazu verpflichten, auf Autos zu verzichten und dort nur Fahrräder zu erlauben.
Auf einem Campingplatz gäbe es sicher Flächen für einige Tiny-Houses
Dort solle aber keine Splittersiedlung entstehen, sagte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM). Und einer gewissen Erschließung bedürfe es doch. Er könnte sich etwa vorstellen, dass Tiny-Houses auf dem Gelände eines Campingplatzes entstehen könnten. Die Stadt Freising sucht derzeit nach einem geeigneten Standort. Angedacht ist etwa das Pullinger Moos. Doch da gebe es sicher große Konflikte mit dem Naturschutz. Bei den hohen Bodenpreisen werde sich ein Grundstückseigentümer auch kaum für ein Tiny-House entscheiden, sondern ein herkömmliches Geschosshaus bevorzugen, glaubt Eschenbacher. Und die Allgemeinheit werde nicht begeistert sein, die Erschließung einer Tiny-House-Siedlung für einige Wenige mit zu finanzieren.
Stadtdirektor Gerhard Koch wies darauf hin, dass Tiny-Houses auch im Außenbereich einer Genehmigung bedürften. "Menschen leben auch in Bauwagen", sagte Charlotte Reitsam (Grüne). Wo sei da der Unterschied? Jemand könne sich doch ein Tiny-House in seinen Privatgarten stellen. Brauche es da einer Genehmigung? "Das ist eine Riesenchance für soziale Ambitionen", betonte Charlotte Reitsam. Doch sei einfach ist das nicht. Wie bei allen Bauvorhaben müssten Abstände eingehalten werden. Andernfalls müsste ein Antrag auf "isolierte Befreiung" gestellt werden, ergänzte Koch.
In einem Vortrag hatte es geheißen, dass diese Kleinsthäuser wie "normale Gebäude" zu behandeln seien: bis zu 75 Kubikmeter verfahrensfrei, über 75 mit Bauantrag. In Dach wurde ein Antrag auf eine Tiny-House-Siedlung mit dem Verweis auf den hohen Flächenverbrauch angelehnt. In Freising hat eine Untersuchung von Studierenden zu einer Mustersiedlung von Kleinhäusern ergeben, dass dort auf einer Fläche von 17 000 Quadratmetern 38 Tiny-Houses mit einer Fläche von je 32 bis 56 Quadratmeter Wohnfläche untergebracht werden könnten. Im Gegensatz dazu können in einem am Angerbach entstehen Projekt auf einer Fläche von 16 600 Quadratmetern etwa 100 Wohnungen mit Flächen zwischen 38 und 77 Quadratmetern entstehen.