Süddeutsche Zeitung

Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung:"Verdient hätten ihn alle"

Die Jury vergibt 13 Tassilo-Kulturpreise an Künstler und Kulturschaffende. Reggae-Djane Anja Winnes aus Freising ist dabei.

Von Sabine Reithmaier

Einen Satz gibt es, der während jeder Tassilo-Jurysitzung mindestens einmal fällt. Er kommt ungefähr nach zwei Stunden, wenn die Jurymitglieder gerade eine leise Verzweiflung beschleicht. Sie wissen, allmählich wird es ernst, der Zeitpunkt der Entscheidung naht. Angesichts der Fülle an grandiosen Kandidaten lässt sie diese Aussicht regelmäßig ein bisschen verzagen. Dieses Mal war es Sophie Pacini, die in der Jury-Runde am Mittwoch als erste äußerte: "Eigentlich müsste jeder einen Preis bekommen."

Die Pianistin hat nie einen Tassilo erhalten. Denn der Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung ist nicht für etablierte Künstlerinnen und Künstler gedacht, die schon andere Auszeichnungen bekommen haben, laufend Wettbewerbe gewinnen oder Stipendien erhalten. Mehr am Herzen als die "Etablierten" liegen der Süddeutschen Zeitung jene Kulturschaffenden, die der Entdeckung und Förderung noch bedürfen. Außerdem will die SZ diejenigen würdigen, die für die kulturelle Vielfalt in Stadt und Region stehen, Menschen, die engagiert "Kultur von unten" machen.

Pacini, statt mit dem Tassilo mit dem Echo-Klassik und dem International Classic Music Award ausgezeichnet, saß zum ersten Mal in der Jury, genauso wie die Münchner Architektin und bildende Künstlerin Regina Baierl oder Birgitt Binder, die in Dorfen das Kulturzentrum Jakobmayer leitet. Erfahrene Tassilo-Juroren sind Bezirksheimatpfleger Norbert Göttler und Axel Tangerding, Leiter des Metatheaters Moosach im Landkreis Ebersberg. Für die Autorin war es die zehnte Jury-Sitzung, für SZ-Redakteurin Barbara Hordych die erste. Die unverwechselbaren Besonderheiten der einzelnen Kandidaten zu entdecken, bleibt aber für alle Juroren eine anspruchsvolle Aufgabe.

Zwar hatten die Kulturredakteurinnen und -redakteure der Lokalausgaben eine Vorauswahl aus 102 Kandidaten getroffen. Der Jury oblag es, aus dann 54 Nominierten die Preisträger zu küren. Zu vergeben waren drei Hauptpreise (je 2000 Euro), sieben weitere Preise (je 500 Euro), ein Ehrenpreis für ein Lebenswerk (1000 Euro) und den Tassilo-Sozialpreis, mit dem der SZ-Adventskalender für gute Werke besondere Kultursozialarbeit und -pädagogik mit 2000 Euro auszeichnet. Weil bei Letzterem die Entscheidung besonders schwerfiel, teilte ihn die Jury auf zwei Bewerber auf. Ein Teil der Juroren wünscht sich übrigens, dass für diesen Preis noch ein anderer, ein klingenderer Name gefunden wird.

Nach drei Stunden war sich die Runde schließlich einig, nicht ohne sich einige Male gegenseitig zu versichern: "Einen Preis verdient hätten alle Nominierten."

Die Tassilo-Preisträger 2021: Elle-Kollektiv (Landkreis Starnberg), Andrea Fessmann (LK Bad Tölz-Wolfratshausen), Gebärdenchor Sing & Sign (München), Peter Kees (LK Ebersberg), Kamill Lippa (München), Movimento (LK Ebersberg), Hans Prockl (LK Erding), Regenschirmpoeten (LK München), Giulio Salvati (LK Erding), Viktor Schenkel (München), Schrottgalerie (LK Ebersberg), Theater 4 (LK Fürstenfeldbruck), Anja Winnes (LK Freising). Wer welchen Preis gewonnen hat, wird bei der Preisverleihung am 30. Juni bekannt gegeben. Der Stream dazu wird unter www.sz.de/tassilo abrufbar sein.

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Quelle:
SZ vom 22.05.2021
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