Energiekosten für Verbraucher:"Die Menschen müssen sich auf hohe Nebenkosten einstellen"

Energiekosten für Verbraucher: Die Preise für Gas steigen rasant an. Verbraucher müssen sich auf hohe Kosten einstellen.

Die Preise für Gas steigen rasant an. Verbraucher müssen sich auf hohe Kosten einstellen.

(Foto: Marijan Murat/dpa)

Die Freisinger Stadtwerke haben ihre Kosten neu kalkuliert und die Preise zum 1. August um etwa 15 Prozent angehoben. Anbieter ermöglichen Kunden zwar Ratenzahlungen. Was verbraucht wird, muss aber bezahlt werden. Der Appell: Strom und Energie sparen, wo es nur geht.

Von Charline Schreiber , Freising

Die Gaslieferungen aus Russland gehen weiter zurück, unterdessen steigen die Energiepreise für Stromweiter an. Auch die Freisinger Stadtwerke ziehen Anfang August ihre Preise an. Die Preise belasten die Verbraucher bereits jetzt. Und sie sollen noch weiter steigen. Wie sollen die Kunde das langfristig bezahlen? Anbieter ermöglichen zwar Ratenzahlungen. Was verbraucht wird, muss aber bezahlt werden. "Wir haben schon unter normalen Bedingungen Kunden, die Schwierigkeiten haben, die Rechnungen zu bezahlen", berichtet Dominik Schwegler, Geschäftsführer der Freisinger Stadtwerke.

Die Freisinger Stadtwerke haben aufgrund der stark steigenden Preise ihre Kosten neu kalkuliert und die Preise zum 1. August um etwa 15 Prozent angehoben. "Was den Strom angeht, steigen unsere Preise aber aktuell relativ moderat, weil wir bereits große Mengen eingekauft hatten", so Schwegler. Somit seien nur die Ausgleichsenergie und zusätzliche Kunden mit den hohen Preisen belegt. Gleichzeitig wird die EEG-Umlage zum 1. Juli abgesenkt und die Stromkosten damit um rund 4,5 Cent pro Kilowattstunde brutto reduziert. Der Strompreis steige zwar, durch die gesenkte EEG-Umlage wirke sich das aber nicht auf das Portemonnaie des Kunden aus. Die Preise seien damit sogar vergleichbar mit den Preisen zu Beginn vergangenen Jahres, sagt Schwegler, auch wenn sich der Preis eigentlich versechsfacht habe. Solange die vereinbarten Konditionen gelten, profitiere der Verbraucher.

Aktuell kostet die Kilowattstunde rund 30 Cent brutto

"Höhere Gewalt", wie Schwegler sagt, etwa wenn das Gas wirklich knapp werden würde, könne dieses System aber ins Wanken bringen. "Man muss darauf vertrauen, dass das System dann trotzdem stabil bleibt." Der Geschäftsführer der Freisinger Stadtwerke ist sich sicher, dass sich die Bürger noch auf deutlich höhere Preise in den kommenden Jahren einstellen müssen. Aktuell koste die Kilowattstunde rund 30 Cent brutto. Die tatsächlichen Preise liegen vielerorts weitaus höher, bei bis zu 50 Cent. In der Vergangenheit haben lagen die anteiligen Kosten für die Stromerzeugung bei 20 Prozent. "Jetzt sind wir bei 30 Prozent, die Tendenz geht aber in Richtung 50 Prozent."

Die Marktpreise seien derzeit so hoch, dass sich ein einziger Grund nicht eindeutig ermitteln lasse. Der Auslöser sei natürlich der Krieg in der Ukraine. Reduzierte Öl- und Kohle- und Gaslieferungen hätten für einen Dominoeffekt gesorgt. "Die Leitenergieträger wie Öl und Gas werden teurer und das schlägt sich am Ende bis zum Brennholz oder eben in die Supermärkte durch." Auch die Industrie, die in der Pandemie weitgehend stillgestanden habe, laufe nun wieder an. Somit steige die Nachfrage nach Energie. Weil Freising industriell nicht so massiv geprägt sei, sei das aber für die Freisinger Stadtwerke nicht weiter ins Gewicht gefallen.

"Energie sparen, wo es nur geht"

Es wird wohl auch für die Freisinger Stadtwerke nicht einfacher. Dass sich in naher Zukunft die wirtschaftliche Lage entspannt und die Energiepreise sinken, glaubt Schwegler nicht. "Die Nachfrage ist da, aber es gibt schlichtweg keine Nachfragemehrung. Wir haben nur die notwendige Menge, mehr nicht", sagt der Geschäftsführer der Freisinger Stadtwerke. Daher auch der Appell, Energie zu sparen, wo es nur gehe. "Auch kleine Mengen am hinteren Ende, können in der Masse etwas bewirken."

Der Markt rund um Stromanbieter habe sich verschoben. Sie würden den Strom hauptsächlich in ihrem Gebiet anbieten, mit den bisweilen günstigeren Konditionen. "Überregionale Anbieter haben deutlich höhere Preise, weil sie schon auf dem Marktniveau sind." Schwegler warnt darum davor, seinen Stromanbieter vorschnell zu wechseln. Die Konditionen müssten genau betrachtet werden, dass der Stromanbieter der Wahl neue Kunden aufnimmt, sei nicht gesichert. Unterdessen seien Bestandskundenverträge aktuell die günstigsten, so Schwegler.

Viele Kunden in Freising werden schon seit vielen Jahren über Rohrleitungsnetze mit Fernwärme versorgt. Diese sollen auch weiter ausgebaut werden, um Haushalte nachhaltig zu versorgen. Zolling, Hallbergmoos und Freising seien die vorrangigen Gebiete. "Dass wir jetzt von diesem Netz auf Ortschaften gehen, die weitab von diesen Leitungen sind - damit ist nicht zu rechnen", so Schwegler. Die Fernwärme für Freising stamme aus dem Kraftwerkspark in Zolling. 50 Prozent regenerative Energie aus dem Biomasseheizwerk bezieht Freising daraus aktuell. An den hohen Energiepreisen ändere das für den Verbraucher aber vorerst nichts. "Die Menschen müssen sich auf hohe Nebenkosten einstellen, den einen wird das früher erreichen, den anderen später."

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