Die Altgedienten im Freisinger Stadtrat, wie zum Beispiel Charlotte Reitsam (Grüne), erinnern sich: Vor etwa zwanzig Jahren hatte man, noch unter dem jetzigen Alt-Bürgermeister Dieter Thalhammer, den Bau eines Sportparks am Karwendelring beschlossen. Alles, was davon bis jetzt steht, das sind Kletterfelsen. Jetzt soll der Karwendelpark weiter verwirklicht werden, nach Vorschlag der Verwaltung als Ganzes. Eine Priorisierung des zweiten Bauabschnitts allein empfiehlt sie nicht. Der Ausschuss für Planung, Bauen und Umwelt hat am Mittwoch jedenfalls dem Stadtrat empfohlen, den Bau der Teilabschnitte 2 und 3 zu genehmigen. Allerdings sind dafür knapp 1,8 Millionen Euro veranschlagt. Nun hängt alles von den Haushaltsberatungen ab.
Anlass dafür, dass sich die Stadträte nach langer Zeit wieder mit dem Karwendelpark beschäftigen müssen, waren Anträge der SPD-Fraktion und der Freisinger Mitte. Die Sozialdemokraten hatten eine Prüfung veranlasst, ob sich durch den Bau des Sportparks die Wohn- und Aufenthaltsqualität des gegenüberliegenden Steinpark-Angers verbessern könnte. Dies sei aus Sicht der Verwaltung der Fall, heißt es in den Sitzungsunterlagen. Die Freisinger Mitte beantragt schlichtweg die Umsetzung des Projekts. Eine frühere Verwirklichung sei nicht möglich gewesen, weil die Baugenehmigung gefehlt hatte.
Matthias Berger von der Verwaltung skizzierte kurz das weitere Vorhaben. Auf dem stark abfallenden Gelände mit einem Höhenunterschied von zwanzig Metern sollen ein Bolzplatz und ein Hartplatz entstehen. Es ist unter anderem auch Raum für Seniorensport, einem Kleinkinderspielplatz und Spielgeräte vorhanden. Im Haushalt 2024 sind für den Karwendelpark aktuell etwa 1,4 Millionen Euro eingestellt. Die Gesamtkosten werden allerdings alles in allem auf 1,8 Millionen Euro beziffert. Es fehlen also 400 000 Euro. Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher ist zuversichtlich, diese Lücke schließen zu können. „Ein Großteil des Geldes ist da.“ Er hofft auf günstige Ergebnisse bei der Ausschreibung und eventuell müsse man „etwas anderes“ schieben.
Robert Weller (Freie Wähler) meldete Bedenken an. Der Haushalt müsse durchforstet werden und da schaue es nicht so rosig aus. Und überhaupt falle es unter dieser Bedingung schwer, der Bevölkerung zu verkaufen, dass die Stadt einen 1,8 Millionen teuren Spielplatz bauen wolle. Rudi Schwaiger (CSU) sieht die Dringlichkeit für den Sportpark nicht mehr gegeben. Der sei zu einer Zeit konzipiert worden, als viele junge Familien an der Philipp-Dirr-Straße gleich in der Nachbarschaft wohnten. Er schätzt den Anteil an Kindern und Jugendlichen in dieser Wohngegend als nicht mehr so hoch ein. Die jungen Familien seien in den Steinpark weitergezogen. Eschenbacher und Ulrich Vogl (ÖDP) erwiderten, dass es sich beim Karwendelpark nicht nur um einen simplen Spielplatz handele, sondern um ein Angebot, das sich an den gesamten Freisinger Norden und Neustift richtet.
Der Sportpark ist keine Lösung für soziale Brennpunkte im Steinpark
Als Trugschluss bezeichnet es Eschenbacher, dass sich durch den Bau des Sportparks „die angespannte Situation im Steinpark entzerrt“, wie Philomena Böhme (Freisinger Mitte) hofft. Anwohnende beschweren sich dort immer wieder über Fußball spielende Jugendliche, die dort Fassaden beschädigen. Ein anderes Problem sind Menschen, die dort bisweilen gerne einen über den Durst trinken. Das seien Alkoholiker, sagte Weller. Diesen Konflikt werde man nicht lösen können. Der soziale Brennpunkt am Steinplatz habe nichts mit einer Altersklasse zu tun. Und solche Leute „wollen wir nicht auf dem Spielplatz haben“.
Werner Habermeyer (Grüne) plädierte, Jugendreferentin Joana Bayraktar und die Jugendzentren in die Diskussion einzubinden. Man dürfe nicht einen Brennpunkt auf einen anderen Ort hin schieben. „Wir brauchen Sport- und Bolzplätze“, sagte Hans Hölzl (Freisinger Mitte) klipp und klar. Deshalb müsse man den Karwendelpark in den Stadtrat einbringen.