Süddeutsche Zeitung

Steinpark-Schulen in Freising:Lernen mit Panorama-Blick

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Nach neunjähriger Planungsphase und drei Jahren Bauzeit sind die Grundschule und die Mittelschule am Steinpark fertig. Noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm, am Dienstag zum Schulstart ist es damit vorbei. Ein Rundgang.

Von Charline Schreiber, Freising

Mit dem Blick über ein grünes Baumkronenmeer vergisst es sich schnell, dass man in der dritten Etage eines Schulgebäudes sitzt: Hier, auf dem Gelände der ehemaligen Steinkaserne im Norden Freisings, werden die Schüler und Schülerinnen der Grund- und der Mittelschule am Steinpark im neuen Schuljahr unterrichtet. Seit dem Spatenstich Ende 2019 ist auf dem 15 600 Quadratmeter großen Areal eine moderne Schule entstanden, in die die Kinder und Jugendlichen nach drei Jahren Bauzeit nächste Woche einziehen dürfen.

Der Haupteingang führt ins sogenannte Forum, einen weitläufigen Eingangsbereich, an den die Aula, ein Musik- und ein Mehrzweckraum grenzen. Mit deckenhohen Trennwänden aus Eichenholz können diese vom Foyer separiert werden, zeigt Projektleiter Rudolf Striegl. Von hier aus kommen die Grundschüler links hoch in ihre Klassenzimmer, für die Mittelschüler geht es rechts hoch, in den südlichen Teil der Schule. Die Farben der Geländer verraten den Kindern und Jugendlichen, in welchem Schulteil sie sich befinden: grün für die Grundschule und blau für die Mittelschule. Die Farben finden sich auch in den Wand- und Bodenfliesen der Toiletten wieder. Natürlich steht es auch an den Türen, in einer Schriftart, die von einem Typografen und Designer extra für die Steinpark-Schulen entwickelt wurde. Das mit sandsteinfarbenem Klinker und rotbraunen Fronten verkleidete Schulgebäude ist hell, durch die Fensterflächen flutet warmes Licht die Räume.

"Das sind zwei getrennte Schulen, die in einem Gebäude angesiedelt sind", erklärt Striegl. In der Mensa essen die Schüler zusammen, nur zu unterschiedlichen Zeiten. Auch hier, viele Fenster und Licht, das in den Speisesaal dringt. Die Essensausgabe ist in mattem Schwarz gehalten, hier sollen schon bald rund 1800 Essen über den Tresen gehen können. Die Lebensmittel dafür lagern in den vier Kühlkammern der 500 Quadratmeter großen Küche, in der sich außerdem eine meterlange Waschstraße für schmutziges Geschirr befindet. Und damit die Schüler auch lernen können, wie man solche Gerichte kocht, grenzt direkt an die Kantine eine Lehrküche an.

Jeder Raum ist hochmodern, die Fachräume mit neuester Technik ausgestattet. In insgesamt 44 Klassenzimmern und zehn Fachräumen sitzen die Kinder und Jugendlichen nächste Woche an weißen Einzeltischen und auf grauen ergonomischen Stühlen. Je nach Klassendynamik können die Sitzeinheiten flexibel für Gruppenarbeiten zusammengeschoben werden. In den Klassenzimmern sind die Tafeln sowohl analog als auch digital. Außen können die Lehrenden mit Kreide auf das tannennadelgrüne Board schreiben, die Innenflügel sind für Whiteboardmarker geeignet und umgeben eine digitale Wand. Für rund die Hälfte der Schüler stehen bereits digitale Endgeräte zur Verfügung, die den Unterricht in Zukunft einfach gestalten sollen, erzählt Mittelschulleiter Simon Peczler.

Die beiden Schulleitungen seien in die Planung stets mit eingebunden gewesen, um im Sinne der Kinder Entscheidungen für die Ausstattung zu treffen. Pelczer und auch Grundschulleiterin Sabine Jackermaier haben ihre Büros bereits bezogen. Mit Projektleiter Rudolf Striegl arbeiteten sie in den vergangenen Monaten eng zusammen, auch um pädagogische Entscheidungen in die Planungen mit einzubeziehen.

Rund 74 Millionen Euro hat das Bauprojekt die Stadt Freising gekostet, damit liege es nur drei Millionen Euro über dem Projektbeschluss aus dem Jahr 2018, sagt Projektleiter Striegl. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Schule barrierefrei ist. Fahrstühle führen in die einzelnen Etagen, am Geländer steht die Geschosshöhe in Brailleschrift, für gehörbeeinträchtigte Kinder gibt es Akustikplus-Klassenzimmer, die besonders schallgedämmt sind. Als erste Schule in Bayern verfügt das Gebäude über ein Notfall- und Gefahrenreaktionssystem, kurz NGRS. Oder noch verständlicher: Amokalarm. In Notfallsituationen kann durch den roten Druckknopf direkt die Polizei alarmiert und über die integrierte Sprechanlage mit dem Sekretariat kommuniziert werden.

Noch ist die Schule nicht ganz fertig, von den Decken hängen Kabelschlaufen, Kartons verteilen sich in den Ecken der Räume und Handwerker gehen mit Akkuschraubern durch die Gänge. Es ist der Feinschliff, der bis zur Einschulung der Grundschüler und zum Schulbeginn am Dienstag noch gemacht werden muss. Die Schüler müssten sich aber keine Sorgen machen, sagt Striegl, bis nächste Woche seien auch diese Kleinigkeiten erledigt. "Trotzdem werden bis Ende des Jahres noch letzte Arbeiten vorgenommen", dazu zähle auch die Tribüne der neuen Sporthalle, die in Zukunft auch von Vereinen genutzt werden soll. Auf dem Schulhof können die Kinder aber schon im Balancierpark spielen und die Mittelschüler auf Hängematten entspannen.

700 Schülerinnen und Schüler starten hier nächste Woche in ihr neues Schuljahr. Platz ist für 1100 Schüler. Vor fünf Wochen führte Rudolph Striegl die Kinder und Jugendlichen durch die Räume und zeigte ihnen schon mal, wo sie schon bald lernen dürfen. "Ich glaube, dass da Vorfreude aufkam."

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