Schuljahresbeginn:Start mit Brezen und Pralinen

Für 79 Schüler beginnt der Unterricht an der neuen Freisinger Realschule in Containern, die Räume aber sind voll ausgestattet. Bis zum Umzug in den Neubau 2018 kommen nun jedes Jahr mehrere Klassen dazu

Von Peter Becker, Freising

79 Schüler sitzen plaudernd auf dem Fußboden und sind wie auf Kommando still, als Andrea Weigl, die Leiterin der Interims-Realschule an der Erdinger Straße, hinters Mikrofon tritt. Dafür verteilt sie gleich ein Lob. Sie hätten schon gelernt zu schweigen, wenn Erwachsene reden, sagt Andrea Weigl. Bis die Kinder endlich ihre Klassenzimmer in Beschlag nehmen dürfen, dauert es eine gute Dreiviertelstunde. Dann hatten die Redner das Zustandekommen der Interims-Realschule mit ihren Containern als Übergangslösung ausgiebig gewürdigt. Sie ersetzt bis zum Jahr 2018 die "richtige" Realschule, die etwa 500 Meter entfernt in den Guten Ängern entstehen soll.

"Neue Lehrer, neue Klassengemeinschaften, neue Räume", fasst Eva Bönig, Zweite Bürgermeisterin der Stadt Freising, die Eindrücke zusammen, die da auf die Kinder einstürmten. Das sei sicher ein spannender Tag, vermutet sie. Mit dem Ausdruck "Debütanten-Jahrgang" überfordert aber sie den Wortschatz der Kinder. Auf die Frage, ob jemand wisse, was debütieren bedeutet, erntet sie nur Schweigen. "Das ist, wenn man etwas zum ersten Mal macht", erklärt sie daraufhin. Eva Bönig lobt noch einmal die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis bei der Konzeption der Interims-Realschule. Geplant hat sie die zuständige Verwaltung im Rathaus, den finanziellen Part übernimmt der Landkreis.

Eva Bönig betont, dass die Klassenzimmer "voll funktionsfähig" seien. Es handele sich um keine Notlösung, sondern entlaste die Karl-Meichelbeck-Realschule, die aus allen Nähten platze. Schulleiterin Christine Obermeier bestätigt dies auf Nachfrage. "Statt der sieben Eingangsklassen haben wir dieses Mal nur vier."

Das liegt daran, dass die Kinder aus den südlichen Stadtgebieten und aus Marzling der neuen Realschule in Lerchenfeld zugeordnet sind. Drei Klassen sind deshalb an die Interimsschule ausgelagert worden, die Christine Obermeier und ihr Schulteam in den nächsten Jahren mitbetreuen. Auch an der Echinger Realschule ist eine Entlastung zu spüren. Dort gibt es eine Eingangsklasse weniger als in den vergangenen Jahren. Die Kinder aus dem westlichen Landkreis fahren jetzt wieder nach Freising.

Erster Schultag in der Interims-Realschule

Die "Pioniere" in Lerchenfeld begrüßte Landrat Josef Hauner. Die 79 Schüler wechselten nicht nur die Schulart, sie lernen auch in einem Containerdorf.

(Foto: Lukas Barth)

Als "Pioniere" bezeichnet Landrat Josef Hauner die Kinder der ersten drei Eingangsklassen. Er stellt ihnen in Aussicht, in einigen Jahren auch bei der Eröffnung der Realschule in den Guten Ängern dabei sein zu dürfen. "Bis dahin ist diese Schule Eure Heimat", sagt Hauner. Drei Klassen kämen in jedem Schuljahr neu dazu. Alles, was dazu an Ausstattung notwendig sei, werde rechtzeitig zur Verfügung gestellt. Und für die erste Schulpause hat Landrat Hauner den Schülern Brezen mitgebracht. Als Geschenk gibt es für jeden zusätzlich eine Praline.

Ministerialbeauftragter Wilhelm Kürzeder, am Kultusministerium zuständig für die Realschulen im östlichen Oberbayern, hat für die "Frischlinge", wie er die neuen Fünftklässler nennt, eine Schultüte mitgebracht. Auch er hebt hervor, dass es für die Kinder "ein besonderer Anfang" sei. "Eine Schule wird aus der Taufe gehoben und entsteht neu." Natürlich stecken in der Schultüte Süßigkeiten. "Die Schule soll ja Freude machen", betont er.

Selbst Realschuldirektor, legt Kürzeder aber Wert auf Pädagogik. Deshalb hat er eine Stimmgabel mit hineingepackt. Auf seine Frage, ob jemand wisse, was man mit so einer Stimmgabel anfangen könne, erhält er eine simple Antwort. "Stimmen!", sagt ein Mädchen. Der Ministerialbeauftragte nickt.

Sein Präsent hat allerdings mehr symbolischen als nützlichen Wert. "Es soll immer eine gute Stimmung sein", wünscht er. Doch Schule, schränkt er bei der Eröffnung ein, mache nicht immer Spaß. Für den Fall, dass die Noten einmal nicht so gut ausfallen, wünscht er den Kindern deshalb verständnisvolle Eltern, tröstende Freunde und auch aufmunternde Lehrer.

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