Freising war früher von einer Ringmauer mit Wachtürmen umgeben. Davon zeugt noch heute der Bürgerturm im Unteren Graben. Wer Freising verlassen oder hinein wollte, der musste eines der sechs Stadttore passieren. Stadtführerin Myriam Wagner-Heisig hat vor Kurzem bei einem Rundgang durch die Stadt erklärt, wie beschwerlich das Reisen in vergangenen Zeiten gewesen ist. Darum dürften nur wenige Bürgerinnen und Bürger das Verlangen gehabt haben, die schützende Stadtmauer durch die Tore zu verlassen. Das taten allenfalls Kaufleute, Boten und Bauern, die ihre Felder bestellen mussten. Heute: Die beiden Münchner Tore
Es gab zwei Münchner Tore: das alte und das neue. Letzteres lag laut Heimatforscher Ernst Keller an der heutigen Bahnhofstraße zwischen Moosach und der Altöttinger Kapelle, dem Vinzentinum. 1452 erbaut, war es zunächst nur dem fürstbischöflichen Hof vorbehalten. Gewöhnliches Volk war ausgeschlossen. Keller sieht einen Zusammenhang mit dem spätmittelalterlichen Fürstenweg, der von Freising bis Eggertshofen bei Pulling verlief. Der ist identisch mit dem Verlauf der heutigen Münchner Straße. Erst später waren das neue Münchner Tor und der Fürstenweg für die Öffentlichkeit zugänglich.
Das alte Tor ist im Jahr 1450 erstmals erwähnt. Es befand sich am Rand des Wörth, unweit der ehemaligen Kammermühle, weshalb es Kammermüller Törl genannt wurde. In der Nähe befindet sich heute ein Parkhaus. Früher verlief dort die Straße nach München. Mit dem Bau der Bahnhofstraße verlor das alte Tor seine Bedeutung. 1841 wurde es abgerissen.
Wie es sich einem Fürstbischof gebührt, war das neue Münchner Tor prächtig mit gotischen Türmchen am Giebel ausgestattet. Als es 1878 abgerissen wurde, hatte sich im Vorfeld überregionaler Protest gerührt, der die Freisinger Bürgerschaft aber nicht weiter störte. Das Tor war zu eng geworden. Deshalb beschloss der Magistrat laut Freysinger Wochenblatt vom 1. Dezember 1830, sowohl das Torwächter-Haus als auch das Torwächter-Häuschen abzureißen, an dem der Pflasterzoll kassiert wurde.
Den „Zuschlag auf Abbruch“ sollte der Meistbietende erhalten. Der sollte noch am selben Tag mit dem Abriss beginnen und diesen binnen zwei Wochen vollendet haben. Den Bauschutt habe er sofort wegzuschaffen oder andernfalls zum Verfüllen von Vertiefungen zu verwenden.
Schwer getäuscht hat sich der Verfasser eines Textes in der Neuen Münchner Zeitung vom 7. März 1859. Der rühmt die „Eleganz und Zierlichkeit der Formen“ sowie die schöne Harmonie der Verhältnisse. Obwohl der Zahn an dem Gemäuer genagt habe, „macht das Ganze auf das kunstgebildete Auge des gegen Freysing Herziehenden einen höchst wohltätigen Eindruck“. Alle kunstverständigen Fremden bewunderten dieses „Thor ob seiner malerischen Schönheit“. Selbst Berliner Architekten hätten es in ihre Skizzenbücher eingetragen.
Der Autor des Textes rügt indes die Freisinger Bürgerschaft, unter dessen „Streichen“ schon vierzig Jahre zuvor das schöne Landshuter Tor habe fallen müssen. Freilich könne man sich durch den Abbruch die Kosten für die Restaurierung sparen. „Aber wohin gelangten wir, wenn Alles, was keinen Nutzen mehr bringt und doch Opfer erheischt, von uns zerstört werden dürfte?“
Das Argument, die großen Wagen passten nicht mehr durch das enge Tor, ist für den Autor nicht stichhaltig. Die neue Ostbahn von München nach Landshut habe den Getreidetransport um die Hälfte schrumpfen lassen. Bald würden nur noch Kutschen zum Freisinger Bahnhof fahren.
Die Passauer Zeitung schreibt am 11. April 1864, dass nach dem „Vorgange anderer Städte, welche ihre beengenden Thore oder Thürme demolirten“ nun auch die Turmtore Freisings fielen. Alle Appelle waren indes vergebens. 1878 musste auch das neue Münchner Tor weichen.