Einblick ins Stadtmuseum:Die Puppenküche der Mathilde Geisler

Einblick ins Stadtmuseum: Puppenküche, gefertigt um 1900.

Puppenküche, gefertigt um 1900.

(Foto: Herbert Bungartz/Stadtmuseum)

Das Spielzeug mit Lerncharakter ist nicht nur schön anzuschauen, sondern funktioniert auch.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, wenn diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising, in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: die Puppenküche der Mathilde Geisler.

Recht hübsch anzusehen ist die Puppenküche, die sich im Bestand des Freisinger Stadtmuseums befindet. Ein unbekannter Hersteller hat sie etwa um 1900 herum angefertigt. Sie gehörte laut Eva Willberg vom Freisinger Stadtmuseum Mathilde Geisler (1890-1966), Tochter des Spirituosenfabrikanten Franz Paul Geisler und seiner Frau Mathilde. Sie wuchs im Herzen von Freising auf: am Marienplatz 4, dem heutigen "Geislerhaus". Geschenkt hat sie dem Stadtmuseum Barbara Keim in den Jahren zwischen 1960 und 1970.

Die Puppenküche ist nicht nur schön anzuschauen, sondern laut Eva Willberg auch funktionstüchtig. Sie besteht aus einer Holzkiste, die mit Fliesentapeten an Wänden und Boden beklebt worden ist. Ausgestattet ist die Puppenküche mit allen Gegenständen, die vor 120 Jahren als modern galten. Im Zentrum ist ein aus Eisenblech gefertigter Herd zu sehen. Auf ihm stehen Töpfe und ein Teekessel. Ein Geschirrschrank, Regale, ein Tellerbord und eine einer Kommode ähnelnde Anrichte beherbergen Koch- und Speisegeschirr, Besteck, Vorratsgefäße und andere Haushaltsgeräte aus emailliertem Blech, Messing, Kupfer, Keramik und Holz.

Als besonders bemerkenswert beschreibt Eva Willberg einen Mörser mit Stößel aus Messing, eine Kuchenform aus Kupfer und einen hölzernen Fleischhackstock mit Fleischklopfer. Der Boden der Küche besteht aus abwaschbarem Wachspapier, um nach dem Kochen das Reinigen zu erleichtern.

Die Puppenküche ist eine verkleinerte Nachbildung einer echten Küche. Sie ist als Spielzeug mit Lerncharakter konzipiert. Ein Gefäß für Spiritus sorgt dafür, dass mit dem Herd spielerisch gekocht und gebacken werden konnte. Eva Willberg informiert, dass es früher sogar spezielle Kochbücher für Puppenküchen gab. Diese sollten die Mädchen auf ein späteres Leben als Hausfrau vorbereiten.

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