Sieben Jahre war das Freisinger Stadtmuseum geschlossen. Am 20. Juli ist es nach der 65-Millionen-teuren Rundum-Sanierung des Asamgebäudes wiedereröffnet worden. Vier Monate später wurde am Dienstagabend nun die erste Sonderausstellung mit dem Titel „Bürger retten Bilder“ eröffnet. Die Bilder stammen alle aus der Barockzeit und zeigten durchwegs religiöse und kirchliche Themen. Das ist überraschend, denn sie hingen über 200 Jahre in einem Freisinger Wirtshaus, dem Furtnerbräu.
Bei mindestens vieren von ihnen sei die ursprüngliche Herkunft aus der fürstbischöflichen Residenzstadt Freising aufgrund der dargestellten Themen oder aufgrund von Beschriftungen sicher anzunehmen, erläuterte Museumsleiterin Ulrike Götz bei der Ausstellungseröffnung.
Ein achtminütiger Film im „Kinoraum“ des Stadtmuseums führt in das Thema ein und erläutert historische Zusammenhänge. Im zweiten Raum hängen die insgesamt fünf beschrifteten Gemälde, die vor drei Jahren von der Freisinger Familie Tüllmann der Sammlung des Historischen Verein Freising überlassen worden waren.
Die Tatsache, dass die Bilder allesamt aus dem Brauereigasthof Furtner in der Oberen Stadt ins Stadtmuseum gekommen sein, sei überraschend, so Ulrike Götz: „Fünf große kirchliche Gemälde gelangten irgendwann ins Wirtshaus und wurden dort aufbewahrt – wie kann das sein?“
Über 200 Jahre überdauerten sie im Furtnerbräu. Wieso sie in einer Wirtschaft waren und was abgebildet ist, erklärt Günther Lehrmann, der Vorsitzende des „Historischen Vereins Freising“. Alle Bilder, die Freisinger Kirchengut waren, wurden im Zuge der Säkularisation von 1803 von den Besitzern des Brauereigasthofs erworben.
Ein Portrait des Freisinger Bischofs und Kardinals Johann Theodor von Bayern ist das erste Gemälde. Die Unnahbarkeit, Persönlichkeit und die Stellung des Kardinals werde hier dargestellt, so Lehrmann. „Die Farbe Rot dominiert, der weiße Hermelin weist auf die Stellung als Reichsfürst hin, links am Bildrand erkennt man den Fürstenhut“, beschreibt Lehrmann das Gemälde.

Außerdem lagerte das Altargemälde „Tod des heiligen Benedikt“ in den Wohnräumen der Familie Braun, den ehemaligen Besitzern des Brauereigasthofs. Es entstand um das Jahr 1720, während der Herrschaft von Abt Ildephons im Benediktinerkloster Weihenstephan. Ildephons hieß eigentlich Johannes Huber. Er wurde 1677 als Sohn des Furtnerbräuers Balthasar Huber und seiner Frau Katharina geboren. Dass es ein Kind aus einem mittelgroßen Brauereibetrieb zum Abt eines bedeutenden Benediktinerklosters brachte, gilt als ungewöhnlich. Maler war Franz Joseph Lederer.

Auch eine Abbildung des berühmten Freisinger Gnadenbildes „Seminarmadonna“ gehört dazu. Abgebildet ist die Marienfigur, mit weit geöffneten Armen und einem Lilienzepter. Sehr ungewöhnlich sei zudem ein rahmenloses Ölgemälde. Das Thema des Bildes konnte von Sigmund Benker als „Rachel sitzt auf den Hausgöttern ihres Vaters Laban“ identifiziert werden.


Beim letzten Gemälde handelt es sich um ein großes Leinwandgemälde mit einem aufwändigem Schmuckrahmen aus geschnitzten Akanthusblättern. Abgebildet sind nach Informationen des Historischen Vereins die fünf franziskanischen Märtyrer. Laut der Datierung sei das Gemälde im Jahr 1629 gefertigt worden. Die fünf abgebildeten Männer seien die ersten Märtyrer, die nach Marokko geschickt worden seien. Unter dem Bild befindet sich eine gemalte Schrifttafel mit dem Wappen des Geistlichen. Zudem wird ein Vers aus dem ersten Korintherbrief des Heiligen Paulus zitiert und der Name des Stifters genannt.

„Der Historische Verein sieht in den fünf Gemälden aus dem Furtnerbräu wichtige Zeugnisse aus der Säkularisationszeit und freut sich, dass er sie als Bestand, der an diese Umbruchzeit erinnert, in seine Sammlung aufnehmen konnte. Ihr Wert liegt in der Herkunft der Bilder aus säkularisiertem Stifts- und Klosterbesitz“, erklärte Günther Lehrmann bei der Eröffnung. Sie seien aber auch eine Erinnerung an eine alte Freisinger Institution, den Furtnerbräu mit seinen früheren Eigentümern, der Familie Braun-Tüllmann.
Seine Rede beendet Günther Lehmann mit einem Zitat der Besitzerin des Furtnerbräus im Jahre 1886: „Jetzt habe ich zwar Bilder, aber keine Wand mehr zum Aufhängen.“ Gemeint ist damit der Großbrand, der das spätmittelalterliche Gebäude des Furtnerbräus zerstörte. Bürger hatten damals geholfen, Teile des Inventars zu retten. Somit seien die Gemälde also gleich zweimal von Bürgern gerettet worden. Da bekommt der Titel der Ausstellung „Bürger retten Bilder“ gleich eine ganz andere Bedeutung.
5000 Besucher in vier Monaten
Seit der Neueröffnung des Freisinger Stadtmuseums hat man circa 5000 Besucher und Besucherinnen gezählt, zehn Prozent Kinder und Jugendliche. „Für ein Stadtmuseum dieser Größe ist das eine zufriedenstellende Besucherzahl“, meint Ulrike Götz, die Museumsleiterin Stadtmuseums.
Nun werde ausprobiert, welche neuen Angebote sinnvoll und attraktiv seien. „Gerade auch für die Einheimischen, die ja nicht nur einmal, sondern immer wieder kommen sollen“, betonte Götz. Jeden ersten Sonntag gebe es einen klassischen Rundgang durch die Räumlichkeiten und jeden ersten Dienstag eine vertiefende Führung zu einem ausgewählten Thema. Im Aufbau seien auch museumspädagogische Programme.
Studioausstellung „Bürger retten Bilder“, Stadtmuseum Freising, bis 23. Februar 2025. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, elf bis 17 Uhr, Dienstag, 15 bis 21 Uhr, dienstags ist der Eintritt frei.

