Süddeutsche Zeitung

Einblick ins Stadtmuseum:Grabbild eines Försters

Eustach Dillis kam auf ungeklärte Weise ums Leben und wurde in Hohenbachern begraben.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, wenn diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising, in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Reliefbildnis vom Grabstein des Königlichen Forstmeisters Eustach Dillis.

Eustach Dillis (1766-1823) ist ein Bruder des berühmten Malers Johann Georg Dillis. Ulrike Götz, Direktorin des Freisinger Stadtmuseums, schreibt in ihrem Beitrag zum aktuellen Sammelblatt, dass beide aus einer Försterfamilie aus der Gegend von Schwindkirchen bei Dorfen stammten.

Eustach Dillis war zunächst im bayerischen Oberland beschäftigt. Dann ereilte ihn der Ruf an die 1803 im Laufe der Säkularisation im Weihenstephaner Benediktinerkloster gegründete staatliche Forstschule. Dort war Dillis Revierförster. In gleicher Stellung wurde er 1807 auf den Domberg versetzt. Dort standen viele einst kirchliche Gebäude leer und warteten auf eine andere Nutzung. Das Forstamt befand sich zunächst da, wo heute das Diözesanmuseum steht. Dann zog es 1811 in den ehemaligen Domherrenhof neben dem Osttor auf dem Domberg ein. Dort befindet sich noch heute der Sitz der "Bayerischen Staatsforsten - Betrieb Freising".

Der Hofbildhauer Joseph Kirchmayer könnte das Grabbild gestaltet haben

Laut Ulrike Götz starb Dillis kurz vor Weihnachten 1823 auf einem Dienstgang in der Moosach bei Vötting. Die Umstände seines Todes seien bis heute nicht vollständig geklärt. Dillis wurde auf dem nächst gelegenen Friedhof in Hohenbachern beerdigt.

Es wird vermutet, dass sein Bruder, der Maler Dillis, das Marmorbild für den Grabstein bei einem seiner Münchener Künstlerkollegen in Auftrag gegeben hat. Dabei könnte es sich um den Hofbildhauer Joseph Kirchmayer (1772-1845) handeln, der schon das Grabbild des Vaters der Dillis-Brüder in Schwindkirchen gestaltet hatte. Der Künstler arbeitete 1824 an einem weiteren Projekt in Freising: Er schuf die Porträtreliefs des Königs und der Königin für den heutigen Königsstein am Fürstendamm.

Das Relief zeigt den Forstmeister im Profil und nach dem Geschmack der damaligen Zeit. Das Bildnis kam nach dem Auflassen des Grabs in Hohenbachern um 1904 in den Bestand des Museums.

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