Einblicke ins Stadtmuseum:Epitaph aus der Friedhofskirche

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Ein unbekannter Meister hat dieses Epitaph geschaffen, das sich einst in der Freisinger Friedhofskirche befand. Es zeigt den Aufbruch der Apostel in verschiedene Länder, um dort das Evangelium zu verkünden. (Foto: Stadtmuseum Freising, Willner)

Ein unbekannter Maler stellt die Apostel bei ihrem Auszug in die Welt dar, um dort das Evangelium zu verkünden.

Von Peter Becker, Freising

"100 Einblicke in das Freisinger Stadtmuseum", so lautet der Titel des 45. Sammelbandes des Historischen Vereins Freising. Er gibt mit ausgewählten Objekten einen Überblick über die vielfältige Sammlung des Stadtmuseums, die mehr als 6000 Objekte aufweist. Die Publikation zeigt einen Querschnitt durch die Freisinger Geschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Mit Vorfreude blickt der Historische Verein dem Zeitpunkt der Eröffnung des neuen Stadtmuseums entgegen, in dem diese Fundstücke wieder aus dem Depot ans Licht geholt werden. Einen Vorgeschmack darauf bietet eine Serie der SZ Freising, in der ausgewählte Exponate vorgestellt werden. Heute: Epitaph aus der Friedhofskirche.

Die "Divisio Apostolorum" beschreibt den Augenblick, in dem sich die Apostel Jesu nach Christi Himmelfahrt aufteilen, um in verschiedenen Ländern der Welt das Evangelium zu verkünden. Laut Ulrike Götz, der Leiterin des Freisinger Stadtmuseums, ist dies ein eher selten gewähltes Motiv. Sie vermutet im aktuellen Sammelband des historischen Vereins, dass es sich bei der Holztafel mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Epitaph aus der Freisinger Friedhofskirche handelt. Darunter ist ein Totengedächtnisbild zu verstehen, das im Kirchenraum aufgehängt war. Vermutlich fehlten ein unterer Teil mit dem Namen der oder des Verstorbenen sowie eine Bekrönung.

Der Maler des Epitaphs, das um 1540/1560 entstanden ist, ist unbekannt. Er stellt die Welt kleinteilig dar, so wie es der Bildauffassung des Mittelalters entsprach. Vergoldungen im Rahmenbau und der Ornamentik verwiesen aber auf die Formensprache der Renaissance, schreibt Ulrike Götz.

Die Leiterin des Stadtmuseums verweist auf die interessante Besitzgeschichte des Epitaphs. Aus Unterlagen des Bamberger Historischen Vereins geht hervor, dass die Holztafel "aus d. Gottesackerkirche in Freising" stamme. Der Gerichtsrat Joseph Seitz war seit 1840 am Appellationsgericht in Freising, dem Asamgebäude, tätig gewesen. Er hegte wohl eine Vorliebe für historische Altertümer und kaufte während seiner Dienstzeit in Freising das Epitaph.

Sein Sohn Karl Joseph Seitz besuchte während der Dienstzeit seines Vaters in Freising das Königliche Lyzeum auf dem Domberg. Später zog die Familie wohl nach Bamberg zurück, wo Karl Joseph, auf den Spuren seines Vaters wandelnd, eine Beamtenlaufbahn als Jurist einschlug. Das Bild aus Freising schenkte er dem Historischen Verein in Bamberg. Der übergab es im Jahr 2004 aus eigener Initiative als unbefristete Leihgabe an sein Pendant in Freising.

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