Eigentlich ist Diana Melzer Apothekerin. Mittlerweile arbeitet sie aber nur noch in Teilzeit. Melzer hat nämlich noch einen Nebenjob, sie ist Stadtführerin in Freising. Seit April bietet sie nun auch Touren durch die Domstadt mit ihrer Rikscha an. Der Beginn sei etwas zögerlich gelaufen, erzählt die 39-Jährige. "Aber das Wetter im April hat ja auch nicht so mit reingespielt." Die Resonanz, wenn sie mit ihrer roten Rikscha auftaucht, aber sei eigentlich immer sehr positiv, sagt Melzer. "Man sieht lachende Gesichter oder den nach oben gestreckten Daumen."
Diana Melzer ist durch und durch Freisingerin, sie hat die Stadt nur für ihr Pharmaziestudium in München verlassen. Die Liebe zu Freising und zur Geschichte ließen sie dann zur Stadtführerin werden. "Ich habe bei der Stadt angefragt, ob Interesse besteht und wie die Ausbildung zur Stadtführerin aussieht."
Das Interesse von Seiten der Stadt war zwar da - aber dann begann die Corona-Zeit mit den Lockdowns. "Ich habe mir das notwendige Wissen in Eigenregie beigebracht", erzählt Melzer. Sie bekam von der Stadt Unterlagen zu ausgesuchten Führungen mit vielen Hintergrundinfos. Im November 2021 konnte sie dann endlich beim Kreisheimatpfleger eine Probeführung machen. "Der hob den Daumen hoch und im März 2022 gings dann endlich los."
Etwa vier Führungen macht sie jeden Monat, im Sommer sind es mehr, im Winter weniger. Sie gehen von der Altstadt hoch auf den Domberg oder nach Weihenstephan, daneben bietet sie historische Führungen an und sogar eine in Englisch. "Es macht mir unglaublichen Spaß, mein Wissen über Freising, das ich so gerne mag, an Touristen oder auch an interessierte Freisinger weiterzugeben", sagt sie. Mittlerweile kenne sie wohl jeden Winkel der Domstadt. Und hängt nun noch eine Ausbildung als Kirchenführerin an.
Wie sie dann auf die Idee mit der Rikscha kam? "Die Rikscha haben wir uns schon vor zwei Jahren gebraucht gekauft, damals hatte sie allerdings noch keinen Motor", erzählt Melzer. Damit wurden zunächst kleine Ausflüge und Fahrten gemacht oder die Tochter vom Hort abgeholt. "Dann haben wir uns den Motor gegönnt", sagt Melzer. Auf die Idee, mit der Rikscha auch Stadtführungen anzubieten, brachte sie ihr Lebensgefährte. Dieser nämlich bietet solche nebenberuflich in München an. In Freising habe es das bislang noch nicht gegeben, sie sei auf eine Marktlücke gestoßen, "und ich dachte mir, ich probiere das einfach mal aus." Und konnte so ihre Leidenschaft, das Radfahren, zum Nebenberuf machen.
Eineinhalb Stunden dauert die Stadtführung mit Rikscha, die vom Roider-Jackl-Brunnen aus startet. Nach Stationen am Fuß des Lindenkellers und dem Veitshof geht es an der Moosach entlang bis zur Vöttinger Mühle. Nach einem Abstecher an die Isar und die Korbiniansbrücke führt die Tour über den Fürstendamm zurück in die Innenstadt , wo auf dem Marienplatz das Ende der Fahrt ist. An jeder Haltestelle gibt es von Melzer viele Informationen und Erzählungen. Die Gäste können auch Sonderwünsche äußern, die Tour kostet 80 Euro. Der Vorteil gegenüber der klassischen Stadtführung zu Fuß sei, dass der Radius mit dem Lastenfahrrad deutlich größer sei, sagt sie. Die Rikscha könne aber auch für Hochzeiten, Sommerfeste oder Familienfeiern gebucht werden - oder für einen Tag ausgeliehen werden.
Auch privat wird nur das Rad genutzt
"Je häufiger ich unterwegs bin, umso bekannter werde ich hoffentlich", sagt Melzer. An diesem Nachmittag zumindest wird sie bald von einer Passantin angesprochen, die nach ihrer Visitenkarte fragt. Eine Fahrt mit der Rikscha wäre ein wunderbares Geburtstagsgeschenk für ihren langjährigen Freund, sagt die Frau begeistert. Melzer rät zu einem Gutschein.
Diana Melzer fährt aus Überzeugung Fahrrad - auch privat. Seit acht Jahren hat sie kein Auto mehr, erzählt sie. Für größere Einkäufe gibt es einen Anhänger, für schlechtes Wetter schützende Kleidung - und die Urlaube werden natürlich mit dem Rad gemacht. "Was ich mir wünsche, ist der Ausbau des Radnetzes." Das liege ihr sehr am Herzen, sagt sie.