Süddeutsche Zeitung

Frauenfußball in Freising:Mehr als nur Kicken

Um nicht nur "Beiwerk" zu sein wie in anderen Klubs, möchte Gudrun Petz den ersten Frauenfußballverein in der Stadt gründen.

Von Laura Dahmer, Freising

Gudrun Petz hat eine Vision: Ein Fußballverein, der ausschließlich für Fußballerinnen gedacht ist. Denn andere Vereine, die sowohl Männer- als auch Frauenmannschaften haben, sehen ihre weiblichen Kickerinnen häufig nur als "Beiwerk", klagt sie an. "Sie bekommen die schlechteren Trainingszeiten, weniger Geld und erhalten vom Vorstand oft weniger Unterstützung", sagt Petz. Sie möchte deshalb bald den 1. FFC Freising gründen, den ersten Frauenfußballverein der Stadt.

Ihre Idee hat die Freisinger Unternehmerin in den vergangenen Wochen an die Stadt und einige Sportvereine herangetragen, um mögliche Kooperationen anzufragen. Die Frage, die sie immer wieder zu hören bekam: Wieso ein eigener Verein, wo es doch schon etliche Fußballvereine in Freising gibt? Gudrun Petz lacht. "Das zeigt, dass sie die Idee nicht verstanden haben. Es gibt immer noch den sehr starken Gedanken: Fußball ist ein Männersport", sagt sie. "Mit einem reinen Frauenverein will ich die Hemmschwelle senken und ein Sicherheitsgefühl schaffen."

"Ich glaube: Die Nachfrage ist da, sobald das Angebot da ist"

Aber ist denn die Nachfrage dafür da? Auch darauf reagiert Petz mit einem Lachen. "Ich glaube: Die Nachfrage ist da, sobald das Angebot da ist", sagt sie. "Mädchen spielen anfangs meist in einer Jungsmannschaft - bis sie es altersbedingt nicht mehr dürfen. Für schüchterne Mädchen kann das ein Problem sein. Manche Eltern mögen sogar Bedenken dabei haben, ihre Töchter in einen Fußballverein voller Männer zu stecken."

Die Idee ist Petz gekommen, als sie eine Nachricht aus Mönchengladbach las. Die Mädchen- und Damenmannschaften des 1. FC Mönchengladbach waren geschlossen aus dem Verein ausgetreten und hatten einen eigenen gegründet. Grund war, dass der Vereinsvorstand die ersten beiden Damenmannschaften aus dem Spielbetrieb abmelden wollte. Petz kam daraufhin der Gedanke, in Freising eine ähnliche, eigene Struktur für Fußballerinnen zu schaffen. "Ich dachte mir: Ich kann ja nicht immer nur rummotzen, wie schlecht alles ist. Dann muss ich halt einfach mal die fehlende Infrastruktur schaffen."

Petz hat Kooperationen mit anderen Vereinen angefragt, ist aktuell auf der Suche nach einem Trainingsplatz

Im Landkreis Freising gibt es nicht allzu viele Vereine mit Frauenmannschaften. Etwa den TSV Eching, die SG Eichenfeld-Eittingermoos, die SpVgg Attenkirchen, den FCA Unterbruck, den SV Vötting, den FC Neufahrn oder den FC Moosburg. Bei einigen umliegenden Vereinen hat Petz eine Kooperation angefragt . "Ich habe dabei immer betont: Kooperation, nicht Integration", sagt die Freisingerin. "Ich will von vornerein vermeiden, dass Frauen- hinter Männermannschaften anstehen." Bisher ist sie auf kein konkretes Interesse gestoßen. Gleichzeitig ist Petz gerade mit der Stadt Freising im Gespräch und auf der Suche nach einem Trainingsplatz. Vorgeschlagen hat sie dafür den Nusserplatz bei der Luitpoldanlage. Die Wiese neben dem Fußballplatz würde sie am liebsten für ein Vereinsheim in Form eines Containers nutzen. In den kommenden zwei Wochen soll die Stadt nun abklären, ob eine Nutzung möglich wäre oder welche zentralen Alternativen es gibt.

In Petz neuem Verein sollen Leistung und Hobby nebeneinander existieren. Wenn Interesse besteht, möchte sie Mannschaften zum Ligabetrieb anmelden und Nachwuchsfußballerinnen entsprechend fördern. Wer mehr Interesse am reinen Hobby hat, soll aber auch zum Zug kommen. "Wer kicken will, soll kicken können", sagt die neue Vorsitzende des 1. FFC. "Das Wichtigste im Verein sollen Anerkennung, Wertschätzung und die Förderung von Fußballerinnen sein. Es geht um mehr als nur ums Kicken."

Der 1. FFC Freising sucht für seine Gründung noch Spielerinnen, Trainerinnen und Trainer und einem Vereinsvorstand. Interessierte können sich bei kontakt@ffc-freising.de melden.

Anmerkung der Redaktion: Im ursprünglichen Artikel war davon die Rede, dass der Verein bereits gegründet sei. Für die offizielle Gründung sucht Gudrun Petz aber noch einen Vorstand. Das wurde nachträglich ausgebessert.

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Quelle:
SZ vom 16.07.2020/lada
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