Schulbeginn in Freising:Die Klassleiterstellen sind alle besetzt

Schule

Nächste Woche geht die Schule wieder los. 9216 Kinder konnte das Freisinger Schulamt für das neue Schuljahr an den Grund- und Mittelschulen unterbringen - trotz Lehrermangels.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Dennoch sei die Klassenbildung an den Grund- und Mittelschulen des Landkreises alles andere als einfach gewesen, sagt Irmintraud Wienerl, Leiterin des Freisinger Schulamts. Die Zahl der Schüler ist leicht rückläufig.

Von Alexandra Vettori, Freising

Die Leiterin des Freisinger Schulamts, Irmintraud Wienerl, hat sich vornehm zurückgehalten, als sie am Donnerstag bei der Pressekonferenz zum neuen Schuljahr nach dem Lehrermangel an den 41 Grund- und Mittelschulen im Landkreis gefragt wurde. "Die Klassenbildung ist alles andere als einfach", sagte sie nur, und hat es natürlich mit ihren Kollegen trotzdem geschafft, 308 Klassen an den Grund- und 145 Klassen an den Mittelschulen im Kreis Freising zu bilden - und damit insgesamt 9216 Schüler untergebracht, 32 Kinder weniger als im Vorjahr.

Die durchschnittliche Klassenstärke ist damit ein wenig gesunken, von 20,4 im Vorjahr auf 20,3 im neuen Schuljahr, das nächste Woche beginnt. Für 1651 Kinder wird es das erste Schuljahr sein, die Zahl der ABC-Schützen stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um sechs. Und noch eine positive Meldung hatte Wienerl: "Die Klassleiterstellen konnten alle besetzt werden." Wie groß der Lehrermangel insgesamt aber ist, verdeutlichte die Schulamtsleiterin mit Hinweis auf die Noten, mit denen Lehrer noch Anstellung beim Staat finden. Sie selbst sei seit 42 Jahren Schulrätin, erklärte sie. "Ich habe Zeiten erlebt, da war die Anstellungsnote 2, wer das nicht hatte, kam auf die Warteliste. Heute haben wir seit zwei Jahren Volleinstellung, das heißt, der Staat nimmt jeden, der einen Notendurchschnitt bis 3,5 hat, und die kriegen auch sofort die Verbeamtung."

Zumindest in den Kindergärten hat der vom Kultusministerium festgesetzte neue "Einschulungskorridor" zu Irritationen geführt. Denn Eltern von Kindern, die in der Zeitspanne vom 1. Juli bis zum 30. September sechs Jahre alt werden, müssen ihre Kinder jetzt nicht mehr im September einschulen lassen, sondern dürfen das ein Jahr später tun. Den Kindergärten könnte das wegen ihres akuten Personalmangels weiteres Ungemach bescheren, weil man steigende Zahlen von Sechsjährigen befürchtet, die ein Jahr länger betreut werden müssen. Wie sich der Einschulungskorridor tatsächlich auswirke, könne man jetzt aber noch nicht sagen, betonte Wienerl.

Die digitale Offensive im Unterricht wird weitergeführt, ab diesem Schuljahr gibt es im Landkreis einen Berater

Das trifft auch auf den Sinn der Neuerung zu. Danach gefragt, meinte die Schulamtsleiterin nur: "Ich bin kein Politiker". Weitergeführt wird heuer die digitale Offensive im Unterricht. Schon den Grundschülern soll nicht nur die Medienkompetenz vermittelt werden, also wie man im Internet recherchiert und digitale Bilder und Inhalte zum Beispiel in Referaten integriert, sondern auch die Reflexion über digitale Medien. Das reicht von der Vermittlung der Gefahren, die im Internet lauern können, bis hin zu der Frage, wann die Nutzung digitaler Medien sinnvoll ist und wann nicht.

Auf Nachfrage betonte Wienerl, dass in den Jahren zuvor schon Fortbildungen für die Lehrer gelaufen seien. In diesem Schuljahr gebe es je Landkreis erstmals einen Berater, der die Schulen unterstützt. Was die Hardware anbelangt, sind die Grund- und Mittelschulen auf die Kommunen als Schulaufwandsträger angewiesen. Diese aber, so Wienerl, habe der Städtetag schon gut informiert. Besondere Angebote gibt es im neuen Schuljahr auch wieder, so zum Beispiel neu an der Moosburger Theresia-Gerhardinger-Grundschule fünf Wochenstunden, an denen ein Heilpädagoge aus dem Förderzentrum Pulling kommt und einzelne Schüler fördert. An der Grundschule Nandlstadt gibt es neu das Angebot "kooperative Sprachförderung". Hier ist es das Ziel, Kinder der Eingangsklassen im Sprachbereich zu fördern. An der Paul-Gerhardt-Mittelschule in Freising wird es sogar eine "Band-Klasse" geben, die Instrumentalunterricht erhält. Dabei handelt es sich um ein Kooperationsprojekt mit der Universität Erlangen. Begonnen wird mit einer fünften Klasse. "Der Klassenlehrer steht voll dahinter. Wenn es gut läuft, kann das ausgeweitet werden", so Wienerl. Ein ähnliches Angebot gibt es seit zwei Jahren in der Grundschule Nandlstadt mit einer Bläserklasse.

Schließlich treten im Lehrplan der Mittelschulen noch einige kleinere Änderungen in Kraft. So wird die "Kompetenz-Orientierung" weiter vertieft, was bedeutet, dass immer mehr Abstand vom Frontalunterricht genommen wird und die Schüler selbst Zusammenhänge erkennen und Transferleistungen erbringen müssen. Außerdem wird Informatik ein Pflicht- statt wie bisher ein Wahlfach.

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