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Sommerakademie im Europäischen Künstlerhaus Freising:"Als Geschenk erhält man dann Freude"

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Seit 15 Jahren kommen Künstlerinnen und Künstler im Sommer an den Schafhof, um sich in der speziellen Atmosphäre dort kreativ zu entfalten. Unterstützt werden sie in den Kursen von Profis, die ihrerseits von der Akademie schwärmen.

Von Lena Meyer, Freising

Schwer und mit noch blassen Wangen hängen die Augustäpfel in der kräftigen Sonne. Ab und zu fällt einer zu Boden, kullert über den Rasen, dessen Halme sich im leichten Wind biegen. "Fülle des August", nennt Sabine Berr den Anblick, den der Freisinger Schafhof momentan bietet. Der seichte Übergang von Sommer nach Herbst schaffe eine passende Stimmung für Künstlerinnen und Künstler, findet sie. Der Schafhof, mit seinen historischen Gemäuern und umgeben von alten Gärten und Baumen, sorge für die richtige Atmosphäre, um sich künstlerisch zu entfalten: Sowohl die Anlagen, als auch das historische Gebäude und seine Gewölbe böten Raum und Möglichkeiten, der eigenen Kreativität nachzugehen. Und das völlig ungestört.

Aus diesem Grund sei der Schafhof der ideale Ort für die Sommerakademie 2022, sagt Berr. Seit 15 Jahren wird die Akademie nun schon an diesem Ort ausgerichtet und Berr selber ist "sehr froh da zu sein". Die Sommerakademie ermöglicht Freunden der Kunst eine kreative Entfaltung - unabhängig von ihrem künstlerischen Wissensstand. Unterstützt werden sie dabei von professionellen Künstlerinnen und Künstlern. Eine von ihnen ist Sabine Berr.

"Es geht nicht um das fertige Bild, sondern um den Prozess. "

Die Akademie sei ihr eine Herzensangelegenheit, erklärt Berr. Ihr gehe es weniger darum, fixiert ein Kunstwerk entstehen zu lassen, als viel mehr Neuanfänge zu schaffen. "Es geht nicht um das fertige Bild, sondern um den Prozess. Und als Geschenk erhält man dann Freude", so Berr. Ihre Schützlinge bewundern ihre künstlerische Expertise: Sie habe ein "scharfes Auge und sieht sofort, wo man etwas verändern kann", lobt etwa Jutta Schäfer aus Berlin.

20 Jahre lang war Schäfer Theater- und drei Jahre Porzellanmalerin. "Kunst und Malerei waren schon immer dabei", erklärt sie. Seit zehn Jahren reist sie nun regelmäßig für die Sommerakademie an. "Hier habe ich Zeit nur für mich", begründet Schäfer das. Freising gefalle ihr und die Zeit an der Akademie sei ein Highlight. Hauptgrund ihrer Begeisterung ist aber Sabine Berr. Schäfer ist beeindruckt, wie wertschätzend die Künstlerin mit ihren Schützlingen umgeht und welch reiches Wissen sie vermittle.

Sabine Berr möchte den Fokus auf Frauen in der Kunst lenken

So stellt Berr beispielsweise in der sogenannten "Schlauen Stunde" weibliche Künstlerinnen vor. "Männer haben in der Kunstgeschichte eine Dominanz", begründet Berr. Aus diesem Grund möchte sie den Fokus auf Frauen in der Kunst lenken. Vor allem aber möchte sie zeigen, wie viele verschiedene künstlerische Methoden und Strömungen existieren - den einen Stil gibt es für sie nicht. Positiv falle ihr die künstlerische Vielfalt ihrer Schützlinge auf: Von Ölgemälden bis hin zu Scherenschnitten - "es gibt alles", lobt Berr.

Das Wissen der Sommerakademie könne jedoch auch gut auf den Alltag angewandt werden, erklärt Sibylle Weingart. Sie selber kommt aus München und reist ebenfalls seit zehn Jahren an, um die Kurse der Akademie wahrzunehmen. Im diesjährigen Kurs beschäftigt sie sich mit Scherenschnitten und erschafft Wesen der Fantasie. Die Akademie sieht sie als einen Gegensatz zur Hektik des Alltags, das Projekt entschleunige. Produktiv sei man dabei natürlich auch, jedoch zwanglos: "Man riskiert auch, dass ein Bild nicht gelingt", das gefalle ihr. Manchmal bedeute Gestalten eben auch, sich zurück zu ziehen, so Weingart, und Vertrauen in den eigenen Prozess und in die eigenen Fähigkeiten zu haben. Das habe sie in der Zeit der Akademie gelernt.

Mittlerweile ist die Sommerakademie gut etabliert, viele Mitglieder kennen sich untereinander. Es sei immer "eine große Freude, wenn man sich wieder sieht", so Schäfer. Neuzugänge fänden sich jedoch ebenfalls schnell ein und integrierten sich in die Gruppe. Den Umgang innerhalb der Gruppe aus maximal zwölf Teilnehmenden beschreibt sie als sehr familiär.

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