Freising:Rückkehr zum wilden Alpenfluss

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Die Renaturierung der Isar zeigt laut Bund Naturschutz erste Erfolge

Die Renaturierung der Isar im Landkreis Freising ist dem Bund Naturschutz in Bayern (BN) zufolge bisher sehr positiv verlaufen. Sie fördere die Artenvielfalt in der Umgebung des Flusses und helfe, große Wassermengen, etwa bei Hochwasser, aufzufangen, erklärte Christine Margraf der Kreisgruppe Freising am Montag bei einem Pressegespräch. Der BN hatte ein Jahr lang die Renaturierung der Isar an drei Stellen des Flusslaufs im Gebiet Hangenham, Niederhummel und Rosenau untersucht.

Seit 2006 waren als Renaturierungsmaßnahmen an diesen Stellen Uferbefestigungen entfernt worden. Eine Forschergruppe des BN hatte ein Jahr lang vor allem den Flusslauf und Flora und Fauna analysiert und teils überraschende Erkenntnisse bekommen, sagte Margraf. Zwischen Rosenau und Moosburg habe die Isar dadurch, dass die Deiche rückverlegt wurden, mehrere Flussarme geschaffen. Manfred Drobny vom BN stellte fest, dass sich die Isar an vielen Stellen erheblich verbreitert habe, weil der künstliche Flussverlauf aufgehoben worden war. "Teilweise war der Fluss dort auf 60 Meter eingezwängt, jetzt hat er sich auf 140 Meter Breite vergrößert." Damit ähnele der Fluss wieder viel mehr dem wilden Alpenfluss, der die Isar ursprünglich war, sagte Margraf.

Außerdem hätten sich zahlreiche Tier- und Pflanzenarten wieder am Fluss eingefunden, sagten die Forscher. Erfreulich sei, dass mehrere Weidenarten nach Jahrzehnten wieder Gebüsch am Isarufer bildeten, sagte Margraf. Die Weiden wiederum böten zahlreichen Bienen wichtige Pollenquellen. So könnten von 506 bekannten Wildbienenarten in den untersuchten Abschnitten wieder 119 verschiedene Arten nachgewiesen werden, sagt Margraf. Allerdings, räumt sie ein, sei ein Manko der Untersuchung, dass es keine "Null-Aufnahme" gebe, also keinen Direktvergleich mit dem Zustand vor der Untersuchung. Daher hatte das Forscherteam Untersuchungsergebnisse älterer Studien und Luftbildaufnahmen verwendet und die Flussabschnitte teilweise mit nicht-renaturierten Abschnitten verglichen.

Wolfgang Willner, in der Gruppe unter anderem zuständig für Spinnen und Laufkäfer, berichtete, dass zwei Wolfspinnenarten, die zuvor nicht vorhanden gewesen seien, wieder an der Isar siedelten. Die Spinnenart ist auf Kiesflächen und Totholzansammlungen angewiesen, um überleben zu können. Diese Bedingungen, sagte Willner, fänden die Spinnen nun wieder in den Auen der Isar, wenn die sich selbst überlassen werde. Auch Margraf unterstrich die Bedeutung der Renaturierung. Sie entspreche klar den Zielen des europäischen Naturschutzes und müsse deswegen unbedingt weitergeführt werden. "Die Isar ist ein Modellfluss in Bayern für erfolgreiche Renaturierung", sagte sie. Wie an der Isar finde an keinem Fluss in Bayern die Rückverlegung von Deichen so statt.

Christian Magerl, Vorsitzender der Kreisgruppe, hat intensiv die Vögel an den Flussabschnitten beobachtet. Bemerkenswert sei vor allem, dass der Flussregenpfeifer an den Abschnitten der Isar erstmals wieder brüte. Nach 50 Jahren habe die Forschergruppe nun wieder gesicherte Kenntnisse über ein Vorkommen des Vogels in den Isarauen. Somit habe der sich sein angestammtes Habitat durch die vielen Kiesbänke zurückerobern können.

Von Anwohnern und Besuchern der Isar werden die Zurück-zur-Natur-Maßnahmen laut Magerl begeistert aufgenommen. Die Isar sei dadurch attraktiver und beliebter bei Ausflüglern, hatten die Forscher nach einer Befragung festgestellt. Gleichzeitig seien die Menschen bereit, Einschränkungen hinzunehmen, wie die Absperrung von Kiesbänken, um den Naturschutz aufrecht zu erhalten.

© SZ vom 31.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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