Süddeutsche Zeitung

Freising:Reif für Recyclingpapier

Die Stadt steigt auf Altpapier um. Landratsamt, HSWT und TUM verwenden dieses schon seit Jahren.

Von Thilo Schröder, Freising

Nach der Stadtratsdebatte um den Klimanotstand in Freising kündigte Hauptamtsleiter Rupert Widmann an, den Papierverbrauch der Stadt künftig nachhaltiger zu gestalten. Dafür solle die Verwendung von Recyclingpapier in der Geschäftsordnung des neuen Stadtrats verankert werden. Grünen-Stadtrat Jürgen Maguhn dazu in einem Leserbrief: "Und ich hatte es schon lange aufgegeben." Bereits vor zwölf Jahren habe er Widmann darum gebeten, später noch einmal. Erfolglos. Nachfragen beim Landratsamt, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und dem Wissenschaftszentrum Weihenstephan (WZW) der TU München ergeben: Andere öffentliche Einrichtungen sind der Stadt Freising teils um viele Jahre voraus.

Laut Maguhn hatte Widmann die umweltschonende Maßnahme in der Vergangenheit wegen unzureichender Qualität und hoher Preise von Recyclingpapier abgelehnt. Etwa 100 000 Papierbögen verbrauche die Stadt Freising monatlich, so Widmann, umgerechnet zwei Blatt pro Einwohner. Der Verbrauch unterliege "den gesetzlichen Vorgaben der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit" gemäß der Gemeindeordnung und der Kommunalen Haushaltsverordnung, sagt Widmann. Er betont: "Es ist beabsichtigt, schnellstmöglich in allen Bereichen auf Recyclingpapier umzustellen."

Landratsamt und HSWT drucken schon seit Jahren auf Recyclingpapier

Das Landratsamt Freising, für etwa dreieinhalb Mal so viele Menschen zuständig wie die Kreisstadt, "verwendet seit vielen Jahren fast ausschließlich Recyclingpapier - und zwar aus eigenem Antrieb heraus", sagt Pressesprecher Robert Stangl. Auch der amtseigene Veranstaltungsservice achte auf Nachhaltigkeit, kaufe bei lokalen Händlern und zumeist aus bayerischer Produktion. Der Kreisausschuss habe ein Nachhaltigkeitskonzept für die kreiseigenen Liegenschaften beschlossen; der neue Kreistag werde daran mitwirken.

Auch die HSWT drucke und kopiere auf wiederverwertetem Papier, sagt Pressesprecherin Christine Dötzer: freiwillig, seit 2014 und auf Papier, das mit dem sogenannten Blauen Engel zertifiziert ist. Das vom Bundesumweltministerium seit 1978 vergebene Umweltzeichen steht für besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen. Recyclingpapier zu verwenden, sei keine zwingende Maßnahme gemäß Eco-Management and Audit Scheme (EMAS), einem freiwilligen Instrument der EU für ökoorientierte Organisationen, so Dötzer.

Am WZW würden Büromaterialien dezentral und individuell von den einzelnen Lehrstühlen beschafft, sagt Pressereferentin Katharina Baumeister-Krojer. Ob WZW-weit auf Recyclingpapier gedruckt werde, könne sie deshalb nicht sagen. "Für viele Lehrstühle/Professuren und Verwaltungseinheiten trifft dies aber sicher zu." Es existiere seit 2014 eine interne Richtschnur, um Umweltgesichtspunkte zur berücksichtigen. Unabhängig davon beschäftige sich die TU München in der Forschung in vielerlei Hinsicht mit Nachhaltigkeitsthemen. Inzwischen, so scheint es, hat auch die Stadt Freising einen Mehrwert von Recyclingpapier für sich entdeckt. "Nach zwölf Jahren ist die Zeit endlich reif", schreibt Jürgen Maguhn. "In Freising währt sehr vieles lang und nicht alles wird gut, aber ich hatte Glück."

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SZ vom 31.01.2020/lada
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