Süddeutsche Zeitung

Freising:Radikalkur für den Domberg

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Die Erzdiözese arbeitet zusammen mit der Stadt an einem Gesamtkonzept. Über Details schweigen sich Generalvikar Beer und OB Eschenbacher aus. Die Bürger können über eine Befragung eigene Ideen einbringen

Von Christian Gschwendtner

So einig wie am Dienstag dürften sich Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und Peter Beer, Generalvikar der Erzdiözese München Freising, selten gewesen sein. Es geht um den größten Umbau auf dem Freisinger Domberg seit Jahrzehnten, Kirche und Stadt waren deshalb sichtlich um größtmögliche Geschlossenheit bemüht. "Wir wollen gemeinsam gute Ideen entwickeln und gemeinsam diesen Prozess führen", sagte Beer. Sein Gegenüber Eschenbacher zeigte sich ebenfalls überzeugt, dass die Stadt als Plan- und Genehmigungsbehörde gut mit dem kirchlichen Bauherren zusammenarbeiten werde.

Allein, wie diese Kooperation konkret aussehen könnte, ließen beide offen. Fest steht aber, dass die katholische Kirche für ihr neues Gesamtkonzept tief ins Portemonnaie greifen wird. Der Umbau des seit einem Jahr geschlossenen Diözesanmuseums soll nach ersten Schätzungen 30 Millionen kosten. Neben den notwendigen Nachbesserungen beim Brandschutz wird laut über eine umfassende architektonische Neugestaltung nachgedacht. Die Raumaufteilung soll verbessert werden, um mehr Besuchern die christlichen Kunstschätze schmackhaft zu machen.

Einig war man sich auch, dass erheblicher Nachholbedarf bei der Anbindung zwischen Domberg und Innenstadt besteht. "Das kulturelle Angebot von Stadt und Kirche ergänzen sich in idealer Weise", sagte Beer. Umso wichtiger sei es deshalb, ein Konzept auf die Beine zu stellen, das den Domberg in seiner Gesamtheit besser ins Bild setze. Bisher führt der Hauptweg zum "mons doctus" über die enge Untere Domberggasse. Ein zusätzlicher Fußweg könnte über den Südhang etwas Entlastung bringen. Die Frage eines barrierefreien Zugangs steht ebenso im Raum. Auch die nur auf Umwegen zu erreichende Tiefgaragenzufahrt des Dombergs will das erzbischöfliche Bauordinariat verbessern. Daneben stehen umfassende Renovierungsarbeiten ebenso wie energetische Sanierungen im Kardinal-Döpfner-Haus und anderen Einrichtungen an. Nicht zuletzt die Dombibliothek kämpft mit Schimmelbefall.

Über die genauen Pläne schweigen sowohl die Erzdiözese als auch die Stadt. Zur Begründung hieß es, man befinde sich bei der Erarbeitung des Gesamtkonzepts in der Anfangsphase. Denkbar sei Vieles. Dem Domberg könnte eine Radikalkur bevorstehen. Oberbürgermeister Eschenbacher brachte die Planungsoffenheit mit einer ironischen Sentenz am besten zum Ausdruck: "Alles ist offen, vielleicht wird es auch ein neues Erschließungskonzept mit einem Tunnelzugang am Südhang geben."

Angesichts der enormen Kosten ist der katholischen Kirche aber an einem engen Dialog mit den Bürgern gelegen. Die Erzdiözese startet von Dienstag an eine Online-Umfrage (unter: www.domberg-freising.de), in der Interessierte ihre Meinung zum Großprojekt kundtun können. Gefragt wird etwa nach dem gewünschten Veranstaltungsangebot auf dem Domberg oder aber, in welchem Rahmen sich die Baukosten für das Gesamtkonzept bewegen sollen. Damit dürfte die katholische Kirche auf den Imageschaden reagieren, den sie nach dem Bekanntwerden der Protzbauten im Bistum Limburg davontrug. So ganz offen sagen möchte man das freilich nicht. Generalvikar Beer ist vielmehr bemüht, die Philosophie für das Gesamtkonzept zu erläutern: "Die spirituelle Kraft des Ortes kann kaum unterschätzt werden." Man wolle zeigen, wo man als Kirche herkomme, wer man sei und wo man hinwolle. Die Freisinger können über den Fragebogen mitreden, in welche Richtung es gehen wird. Erst frühestens Anfang nächsten Jahres wird die Kirche ein ausgebreitetes Gesamtkonzept vorlegen. Auf den zeitlichen Rahmen der Rundumerneuerung will man sich nicht festlegen. Nur das Diözesanmuseum könnte bis 2020 vielleicht wieder seine Pforten öffnen.

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SZ vom 02.07.2014
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