Süddeutsche Zeitung

Querdenker-Demo in Freising:Unentschieden

Etwa 110 Menschen versammeln sich am Freitag am Marienplatz, um gegen die Corona-Politik zu protestieren. Bei der Gegenveranstaltung warnen genauso viele Teilnehmer vor einer Vereinnahmung durch Rechte.

Von Kerstin Vogel, Freising

Es ist ein Bereitschaftspolizist, der an diesem Freitagnachmittag die Lage auf dem Freisinger Marienplatz für eine unbedarfte Passantin zusammenfasst. "Die da sind gegen die Coronapolitik", sagt er - und weist in Richtung der Bühne, die gegenüber vom Asamgebäude aufgebaut wurde. "Und die da", der Arm des Polizisten schwenkt Richtung Brunnen, "die sind gegen die da", die Hand zeigt wieder zur Bühne, vor der auch ein Sarg steht. Das Grundgesetz sei hier begraben, lautet die Botschaft.

Etwa 110 Querdenker hat Polizeichef Ernst Neuner gut zwanzig Minuten nach Beginn der Veranstaltung gezählt, alles ganz normale Bürger, wenn man den Rednern auf der Bühne glaubt, Menschen, die einfach nur kritischer nachfragen würden, nicht alles glaubten, was die "Mainstream-Medien" verbreiten und stattdessen "der Wahrheit auf den Grund gehen" würden. Keine Nazis, das werden sie nicht müde zu betonen.

Ein Mann reckt ein Plakat in die Höhe, auf dem steht: "Gegen unser Licht sind sie machtlos". Eine Frau in bizarrer Verkleidung, sie trägt einen weißen Schutzanzug und eine aufgeschlitzte Maske unter einem Plastikschild, schwirrt durch die Versammlung und misst mit einem Zollstock die Abstände zwischen den Menschen. Manche habe Masken mit dem "Q" darauf umgebunden, dem Zeichen der Verschwörungstheoretiker von Qanon.

Viel wird gefilmt und fotografiert an diesem Nachmittag, eine Frau, auf deren Maske das Wort "Diktatur" steht, macht ganz viele Selfies, eine andere filmt mit ihrem Handy hartnäckig die Gegendemonstranten, die sich weiter unten zwischen Brunnen und Mariensäule versammelt haben und unter dem Motto "Freising setzt sich hin" protestieren. Gut 120 Menschen haben sich hier eingefunden, auch das hat Neuner gezählt, und hören nach ein paar technischen Schwierigkeiten unter anderem der Grünen-Stadträtin Joana Bayraktar zu, die zusammenfasst, was die Botschaft auf dieser Seite ist: Sicher seien nicht alle Querdenker Rechte, sagt die junge Frau: "Aber sie lassen sich von ihnen instrumentalisieren."

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sz.de/vo/van
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