Süddeutsche Zeitung

Evaluierung:Prop-Suchtsprechstunde bekommt gute Bewertung

Im Jahr 2013 hat der Verein Prop eine eigene Suchtsprechstunde für Jugendliche eingerichtet. Bei einer Evaluierung durch die Hochschule Landshut bekommt das Angebot nun eine sehr gute Bewertung.

Von Peter Becker, Freising

Sind Erwachsene drogensüchtig, gibt es ein komplexes Netzwerk des Bezirks Oberbayern, das versucht, sie von der Abhängigkeit zu befreien. Jugendlichen unter 18 Jahren blieb dies im Landkreis Freising lange Zeit versagt. Sie fielen durch das Versorgungsraster. Darum hat der Verein Prop im Jahr 2013 unter dem Leitsatz "Jugend ist Jetzt" eine eigene Sprechstunde für diese Klientel eingerichtet. Die Erfahrungen, so die Erkenntnis der Beratungsstelle, hätten nämlich gezeigt, dass die meisten ihrer Kunden im Alter von 14 Jahren ihren Erstkonsum hatten, um oft mit 16 Jahren ein Substanzbezogenes Suchtverhalten zu entwickeln.

Bärbel Würdinger, Leiterin der Freisinger Prop-Geschäftsstelle, hat im Jugendhilfeausschuss des Freisinger Kreistags nun ein positives Fazit aus der mittlerweile siebenjährigen Arbeit in der Jugendsprechstunde gezogen. Eine Evaluation durch Studierende der Landshuter Hochschule hat Ergebnisse geliefert, welche den Verein Prop in seiner Arbeit bestätigen.

Demzufolge fühlen sich die Jugendlichen in der Suchtberatung gut aufgehoben. Das ist wichtig für den Verein. "Wir leben von Mundpropaganda", betonte Würdinger. Der Erfolg des Angebots liege im "Ambivalenzmanagement". "Wir sagen zu den Jugendlichen nicht, dass sie jetzt aufhören sollten, zu kiffen", beschrieb Würdinger die Vorgehensweise. "Sondern wir gehen in die Reflexion." Im Gespräch sollen die jungen Konsumenten die Vor- und Nachteile ihres Drogenkonsums gegeneinander abwägen. Im Einsatz sind dabei vor allem junge Beraterinnen, die auf Augenhöhe mit den Jugendlichen sind.

Auch Medien- und Glücksspielsucht sind Thema

Im Jahr 2019 nahmen 310 Personen das Abgebot von Prop wahr. 103 davon waren unter 18 Jahre alt. Die Beratungsstelle konzentriert sich dabei nicht nur auf stoffliche Substanzen wie Alkohol und Drogen, sondern auch auf nichtstoffliche. Darunter fallen etwa exzessiver Medienkonsum und Glücksspiele. Würdinger sagte auf Nachfrage von Landrat Helmut Petz (FW), dass es hier sehr viele Jugendliche mit riskantem Konsumverhalten gebe, das nahe an der Grenze zur Sucht liege. In der Therapie gehe es nicht um vollkommene Abstinenz, sondern um die Änderung des Konsumverhaltens. Dabei erfahren die Berater viel über die Jugendlichen: "Viele hüpfen von Spiel zu Spiel", beschrieb Würdinger.

Was die Evaluation durch die Landshuter Hochschule anbelangt, hatten sich 31 Jugendliche beteiligt. Die Mehrheit kam auf eine Aufforderung oder Empfehlung durch das Gericht, die Familie, Freunde oder Polizei zu Prop. Viele gaben an, dass sich ihre Lebenssituation oder das Suchtproblem nach der Beratung verändert habe. Viele begriffen erst durch die Gespräche, wie die Drogen wirken und was sie ihrem Körper durch den Konsum überhaupt antun.

Die Jugendlichen empfanden die Beratungssituation als angenehm und fühlten sich ernst genommen. 76 Prozent der Befragten waren mit dem Beratungsprozess zu frieden. Zwei wünschten sich eine bessere Terminfindung, eine weitere Person fragte nach einer besseren Aufklärung über die Rechtslage nach. Die Mehrheit der Jugendlichen gab an, sie würden sich bei Bedarf wieder an Prop wenden und die Beratungsstelle empfehlen. Diese zieht aus der Studie den Schluss, das Angebot der Jugendsuchtberatung unbedingt fortzusetzen und bei Bedarf auch noch weiter auszubauen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5206006
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/nta
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.