Freising:Praxistipps für das Arme-Leute-Essen

Freising: Bisher noch eher selten: eine Pflanze mit Blüten und fast reifen Linsen.

Bisher noch eher selten: eine Pflanze mit Blüten und fast reifen Linsen.

(Foto: LfL/oh)

Landesanstalt für Landwirtschaft initiiert neues Projekt für den Anbau von Hülsenfrüchten wie Linsen und Kichererbsen

Von Petra Schnirch, Freising

Linsen, Bohnen und Kichererbsen sind wieder gefragt, doch das war nicht immer so. Für die bayerischen Bauern sieht die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hier eine Perspektive. In den vergangenen Jahrzehnten ist jedoch viel Wissen um den Anbau verloren gegangen. Deshalb hat die LfL ein neues Forschungsprojekt mit dem Titel "Speiseleguminosen Bio-Bayern" initiiert.

Der kommerzielle Anbau der Hülsenfrüchte sei in Bayern seit den Fünfzigerjahren nahezu vollkommen zum Erliegen gekommen. Deshalb fehlen laut LfL jetzt Praxistipps und Beratungsunterlagen für die Standortverhältnisse in Bayern, diese Lücke soll mit dem Projekt, das bis Mai 2023 läuft, geschlossen werden.

Einst galten Hülsenfrüchte als Arme-Leute-Essen. Doch durch ihren hohen Eiweiß- und Ballaststoffgehalt werden sie als wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Ernährung empfohlen - und auch immer mehr Fleischersatzprodukte entstehen auf Linsen- oder Erbsenbasis. Gefragt ist vor allem regional erzeugte Öko-Ware. Derzeit werden Linsen aber überwiegend aus dem Ausland importiert.

Früher sei es zur Erhaltung der Bodenqualität gängige Praxis gewesen, beim Getreideanbau eine geringe Menge Leguminosen einzusäen, vor allem Linsen und Wicken, erklärt Bärbel Eisenmann, die an dem Projekt mitarbeitet. "Diese können durch ihre Rhizobienbakterien in den Wurzeln aus der Luft Stickstoff fixieren und düngen dadurch ökologisch den Boden." Mit der steigenden Wirtschaftskraft nach dem Zweiten Weltkrieg, dem vermehrten Einsatz von Kunstdünger und dem Einsatz moderner Landmaschinen sei der Gemengeanbau von Getreide und Leguminosen fast völlig verdrängt worden.

Gerade durch den Ökolandbau und den Verzicht auf Kunstdünger sei "dieses Wissen aus den Jahren vor 1950" wieder gefragt, sagt Eisenmann. Als Teil des Projekts sammelt die Landesanstalt Berichte, Bilder oder Hofchroniken, die den Anbau dokumentieren, um "trockenen Geschichtsdaten ein Gesicht zu geben". Mit den Erfahrungen von anno dazumal aber es nicht getan. Denn was die Linsensorten, aber auch die Bearbeitungstechnik angeht, hat sich viel verändert.

Vor allem in der Direktvermarktung haben sich laut Eisenmann Sorten wie Teller- oder Belugalinse etabliert, die mit den Klimabedingungen gut zurechtkommen. Aber gerade bei der Wahl des geeigneten Gemengepartners, der Trennung in saubere Partien und der Vermarktung außerhalb eines Hofladens "fehlt noch ein Netzwerk". Auch Buschbohnen und Kichererbsen werden in das Projekt einbezogen. Hier seien die Erfahrungen in Bayern noch gering. "Mit dem Klimawandel könnten diese Kulturen aber auch bei uns interessant werden", sagt die LfL-Mitarbeiterin. Einige Sorten würden deshalb getestet.

Mit mehreren Landwirten unternimmt die LfL Anbauversuche für Linsen, schwarze Buschbohnen und Kichererbsen in ganz Bayern. In nächster Zeit ist ein Anbautagebuch bei Landwirten mit Linsengemenge geplant. Auch das Potenzial hierzulande eher unbekannter Pflanzen wie Platterbse, Borlotti-, Mung-, Kuh- oder Kidneybohne prüft die LfL.

Auf der Webseite www.lfl.bayern.de/Speiseleguminosen wird das Wissen dann gebündelt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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