Pilzausstellung in Freising:Die stillen Helfer im Wald

Pilzausstellung in Freising: Pilzfans in jedem Alter gaben sich am Wochenende in der Landesanstalt für Landwirtschaft und Forst die Klinke in die Hand.

Pilzfans in jedem Alter gaben sich am Wochenende in der Landesanstalt für Landwirtschaft und Forst die Klinke in die Hand.

(Foto: Marco Einfeldt)

Viele Interessierte nutzen die Pilz-Ausstellung in der Landesanstalt für Wald und Forst, um die Bestimmung zu üben und um Fragen zu stellen. Gleichzeitig erfährt man auch viel über die ökologische Bedeutung der geheimnisvollen Art.

Von Gudrun Regelein, Freising

Der riesige Pilz thront auf einem der Stelltische. Fast so groß wie ein kleiner Medizinball ist der Bovist. "In der Größe sehe ich den auch nicht so oft", sagt Markus Blaschke, Forstoberrat bei der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), beeindruckt. Eine Frau habe ihn aus ihrem Garten zu der Pilzausstellung der LWF mitgebracht, erzählt er.

Schon traditionell lud die LWF dazu am vergangenen Wochenende ein. Insgesamt etwa 250 Pilze gab es hier zu entdecken, die meisten davon wurden im Landkreis gesammelt. Kleine Kärtchen lieferten Informationen zu jedem - beispielsweise, ob das Exemplar essbar ist oder wo es vorkommt. Einige kennt man, wie den Fliegenpilz, andere dagegen sind selten. Wie die Herkules-Riesenkeule, die optisch tatsächlich an einen gut trainierten Oberarm erinnert oder der Flockenstielige Hexenröhrling, dessen Fleisch sich blau verfärbt, wenn man ihn aufbricht.

250 Pilze werden in der Ausstellung gezeigt, die meisten davon sind aus dem Landkreis

"Schaut mal, den kennen wir auch", sagte ein Besucher zu seinen beiden Kindern und deutete auf einen Steinpilz. Er sei gekommen, um sich im Bestimmen zu üben, erzählt er. Im Herbst würden er und die Kinder in einem Wald gegenüber ihrem Haus Pilze sammeln, am liebsten möge er Steinpilze, aber die gebe es dort nicht. Er wisse um die radioaktive Belastung der Pilze, "aber bei den wenigen, die wir im Jahr essen, finde ich das nicht so dramatisch".

Gegenüber, am Tisch mit den Baumpilzen, steht eine Besucherin mit umgehängtem Fotoapparat. Sie sei Baumkontrolleurin, erzählt sie. "Ich interessiere mich für Bäume und da landet man automatisch bei den Pilzen." Die Ausstellung findet sie klasse, sie sei interessant gemacht. "Pilze schauen aber auch toll aus, deshalb fotografiere ich die schönsten für mich." Eine junge Mutter ist gerade mit ihren beiden kleinen Kindern dabei, das ausgeteilte Kinder-Pilzquiz zu lösen. Sie stehen bei den Tintlingen, die eine tiefschwarze Farbe absondern. Früher sei tatsächlich damit geschrieben worden, sagt eine der Pilzberaterinnen. Eine Frage aus dem Quiz ist damit dann auch schon beantwortet. Eigentlich habe sie ja auch Pilze gesammelt und wollte sie mitbringen, um sie bestimmen zu lassen, erzählt die Mutter. "Aber jetzt habe ich sie leider zu Hause vergessen."

Pilze versorgen Bäume mit Wasser und Nährstoffen

Etwa 20 weitere Besucher aber nutzten schon am ersten Tag, dem Samstag, die Gelegenheit, zu erfahren, welchen Pilz sie gefunden haben. "Darunter waren auch ein paar giftige Sachen, wie der Karbolchampignon", sagte Markus Blaschke. Daneben habe es viele Fragen gegeben, beispielsweise zur Cäsiumbelastung. Die sei im Landkreis vergleichsweise niedrig, beruhigt der Experte. Zum einen sei der Fallout bei der Tschernobyl-Katastrophe relativ niedrig gewesen, zum anderen die natürliche Bodenbelastung eher gering. Für ihn sei aber nicht nur der Genuss der Pilze ein Thema, betont Blaschke. Pilze, die übrigens weder zu den Pflanzen oder Tieren gehören, sondern eine eigene Art sind, hätten für den Lebensraum Wald viele wichtige Funktionen. So lebten viele in Symbiose mit den Waldbäumen, die auf ihre Nährstoffe angewiesen seien. "Ohne Pilze würden Bäume nicht so wachsen können, da ihnen dann Wasser und Nährstoffe fehlen würden", erklärt Blaschke.

Die Pilze in der Ausstellung sind thematisch und übersichtlich sortiert: In Baumpilze, wie den Fichtensteinpilz und die Krause Glucke, ein blumenkohlartiger Pilz, in Partnerpilze, wie den Steinpilz, und in Streuzersetzer. Diese seien für den Abbau toter, organischer Substanz verantwortlich, erklärt Blaschke. Dabei werden darin gebundenen Nährstoffe wieder für andere Lebewesen freigesetzt. "Pilze, das sind die stillen Helfer im Wald", sagt er.

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