Drei Tage nach dem verheerenden Dachgeschoss-Brand in der Freisinger Altstadt wird klar, dass die Bewohner der verrußten und verwüsteten Wohnungen vor dem Nichts stehen. Nach Informationen von Robert Zellner von der Stadt Freising hat keiner der Betroffenen eine Hausratversicherung. Kleidung und Möbel aber sind nicht mehr zu gebrauchen. Die Stadt Freising bemüht sich jetzt darum, mit allen Kontakt aufzunehmen, um zu sehen, was am dringendsten benötigt wird. Auch die SZ will helfen und ruft ihre Leser zu Spenden zugunsten des SZ-Adventskalenders auf.
Die Menschen aus den drei Häusern an der Unteren Hauptstraße brauchen nicht nur Kleidung und neuen Hausrat. Sie benötigen auch eine neue Wohnung, denn die Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude wird dauern. Derzeit sind sie teilweise in Notunterkünften der Stadt oder bei Bekannten und Verwandten untergekommen. Der Wohnungsmarkt in Freising aber ist bekanntermaßen mehr als angespannt und Robert Zellner, zuständig für die Wohnungsvermittlung, klingt einigermaßen verzweifelt. "Ich weiß gar nicht, wie wir da helfen können", sagt er. Stefan Schwingshandl, Besitzer des Hauses mit der Nummer 40, appelliert an potenzielle Vermieter in Freising. "Das sind alles super Mieter, da kann man mich gerne fragen", versichert er. Schwingshandl hat sich am Mittwoch mit seinen Mietern getroffen und ihnen erklärt, wo sie Hilfe finden können und wie es für sie nun weiter geht.
Sechs Wohnungen gibt es allein in Haus Nummer 40. Die Mieter selbst gehen nur ungern. "Seit Jahren leben wir hier und haben immer gut mit Herrn Schwingshandl zusammengearbeitet. Wir wollen auf jeden Fall wieder zurück, dann müssen wir eben solange in der Notunterkunft leben, auch wenn das nicht schön ist", sagt einer von ihnen, ein Kroate. Und weiter: "Aber da wo ich herkomme, da haben die Leute gar nichts, da leben sie auf der Straße." Auch sein Hausrat muss entsorgt werden. Im Gebrauchtwarenkaufhaus Rentabel hat er sich und seine Frau mit dem Nötigsten versorgt. Unten vor der Tür auf dem Treppenabsatz sitzt derweilen eine junge alleinerziehende Mutter aus Bulgarien, die auch in dem Haus gelebt hat. Sie muss frische Luft schnappen, der beißende Rauchgeruch in dem verwüsteten Haus hat ihr den Atem genommen. "Gott sei dank ist meinem Kind nichts passiert, Gott sei dank ist niemandem hier im Haus etwas passiert", sagt sie. Kleidung und Möbel, all das werde sich schon wieder finden.
Einen Überblick über den Schaden in diesem Haus hat sich auch eine Bevollmächtigte der zuständigen Gebäudeversicherung verschafft, der Basler Securitas. Die schätzt laut Pressesprecher Thomas Wedrich den Schaden allein in diesem Haus auf mehrere 100 000 Euro. Die Sanierung werde Monate in Anspruch nehmen. Die Versicherung übernehme die Kosten für die Sicherung und den Wiederaufbau des Gebäudes sowie den Mietausfall für den Eigentümer. Die Mieter unterstütze die Versicherung aus freien Stücken, indem sie deren beschädigten Hausrat kostenfrei entsorge.
Mit der Sanierung der anderen beiden Häuser ist bereits der Freisinger Architekt und FSM-Stadtrat Reinhard Fiedler beauftragt worden. Er hat zunächst eine Firma gesucht, die alle Räume ausräumt. "Wenn das geschehen ist, müssen wir die Böden öffnen und alles zusammen mit einem Statiker abgehen, damit wir wissen, welche Balken noch tragfähig sind und was erneuert werden muss." Die Häuser stünden unter Denkmalschutz, darum müsse jeder Schritt mit dem Landesamt für Denkmalschutz abgesprochen werden. Jeder Balken in den jahrhundertealten Dachstühlen werden begutachtet. Dann werde entschieden, ob er komplett oder nur in Teilen erneuert werden müsse. Auch eine Firma für Brandsanierung müsse beauftragt werden, um den unangenehmen Geruch aus den Räumen zu bekommen. "Von den Oberflächen muss alles weg, der Putz muss abgeschlagen werden, bis die Ziegel kommen. Mit normalen Malerarbeiten bekommt man das nicht weg", so Fiedler.