Baubeginn für die Westtangente:Nicht mehr zu stoppen

Baubeginn für die Westtangente: Hier wird in einigen Jahren die neue Westumfahrung der Stadt Freising auf die Bundesstraße 11 treffen.Hier wird in einigen Jahren die neue Westumfahrung der Stadt Freising auf die Bundesstraße 11 treffen. Der symbolische Spatenstich ist längst gesetzt, doch die Gegner des Projekts kämpfen weiter.

Hier wird in einigen Jahren die neue Westumfahrung der Stadt Freising auf die Bundesstraße 11 treffen.Hier wird in einigen Jahren die neue Westumfahrung der Stadt Freising auf die Bundesstraße 11 treffen. Der symbolische Spatenstich ist längst gesetzt, doch die Gegner des Projekts kämpfen weiter.

(Foto: Marco Einfeldt)

Stadt und Landkreis Freising feiern den ersten Spatenstich für die umstrittene Umfahrung. Während etwa 30 Bürger gegen das Projekt demonstrieren, erneuert der Vertreter der Baubehörde die Zuschusszusage des Freistaats

Von Kerstin Vogel, Freising

Gut 40 Jahre lang haben die Freisinger um den Bau ihrer Westtangente gestritten - und dass man sich immer noch nicht einig ist, haben die Gegner der Umgehungsstraße am Donnerstag noch einmal beweisen wollen: Den offiziellen ersten Spatenstich für das 86 Millionen Euro teure Projekt begleiteten sie mit einer Demonstration, zu der sich allerdings nur etwa 30 Bürger eingefunden hatten, darunter auch einige Freisinger Stadträte.

Den Demonstranten ist vor allem die Finanzierung der neuen Umgehungsstraße zu unsicher. Ihnen fehlt speziell der offizielle Förderbescheid der Regierung von Oberbayern, mit dem die von zwei Ministern zugesagten 70 Prozent Anteil des Freistaats dann endgültig schwarz auf weiß fixiert wären.

Weil außerdem die Freisinger Westtangente einen Verkehrskollaps in Allershausen befürchten lässt und die Fortsetzung der Trasse über die B 11 in Richtung Flughafen einen neuen Stauschwerpunkt schaffen dürfte, forderten die Tangentengegner am Donnerstag den Stopp des Spatenstichs.

Baubeginn für die Westtangente: Auf Transparenten in Warnfarben haben die Demonstranten ihren Protest gegen den Spatenstich für den Bau der Westtangente erneuert.

Auf Transparenten in Warnfarben haben die Demonstranten ihren Protest gegen den Spatenstich für den Bau der Westtangente erneuert.

(Foto: Marco Einfeldt)

Aufhalten konnte die Demonstration die Feierlichkeiten zum offiziellen Baubeginn freilich nicht. Musikalisch umrahmt von der Stadtkapelle, wies Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher in seiner Rede an der Schlüterallee noch einmal darauf hin, dass die neue Straße von den Freisingern ausdrücklich gewünscht werde.

Der Bürgerentscheid von 2013 habe "das Ja zur Westtangente klar und deutlich unterstrichen", sagte er - und hatte auch noch die Zahlen parat: 56,6 Prozent, also 12 173 Freisingerinnen und Freisinger hätten für die Umgehungsstraße gestimmt.

Was man über die Westtangente wissen muss

Die Stadt vollziehe den Bau der Westtangente auf festem rechtlichem Boden, versicherte der Oberbürgermeister weiter. Man habe gut 270 000 von insgesamt etwa 350 0000 Quadratmetern Grund auf freiwilliger Basis erworben und "wir gehen aktuell davon aus, das auch bei den meisten restlichen" Flächen tun zu können.

An die Adresse der Anwohner in Vötting sagte Eschenbacher, dass man ihnen "mit der Baustelle in der Bauzeit natürlich wenig Freude bereiten werde", mit dem geplanten Tunnel aber die Variante mit der geringsten Belastung baue. Die Einladung zum Spatenstich, die von einigen Vöttingern als Affront aufgefasst worden war, sollte "ein Zeichen sein, dass wir sie trotz unterschiedlicher Meinung zu diesem Projekt weiterhin mitnehmen wollen".

Die Westtangente sei ein Bauwerk, das "in dieser Form und Größe aber auch in seiner enormen Bedeutung für die Zukunft der Stadt noch nie da war", sagte Eschenbacher weiter. Dieses Projekt schreibe Stadtgeschichte und sei Voraussetzung für eine weitere Entwicklung für ganz Freising. Was die umstrittene Finanzierung angeht, so versprach der Oberbürgermeister, dass nach Ende der Ausschreibungen im Sommer "neu gerechnet und transparent in alle Richtungen informiert wird".

Unterstützung kam von Bernhard Zanker von der Obersten Baubehörde. Der versicherte in seinem Grußwort, dass die Zusage der Staatsregierung, sich mit 70 Prozent an den Kosten der Umgehungsstraße zu beteiligen, nach wie vor gelte. "Das ist völlig klar", betonte Zanker. Das sei ein "sehr hoher Fördersatz", räumte er ein: "Wegen der Bedeutung dieser Straße ist das aber berechtigt."

Landrat Josef Hauner, der ebenfalls für ein Grußwort an die Schlüterallee gekommen war, sprach von einem "guten Tag für die Stadt und den Landkreis Freising". Letzterer übernimmt bekanntlich 50 Prozent der verbleibenden förderfähigen Kosten für die Westtangente. Auch Hauner betonte noch einmal die unbedingte Notwendigkeit eines Straßenrings um die Stadt Freising. Der zusätzliche Verkehr, der durch das Wachstum im Landkreis zu erwarten sei , könne nicht alleine durch Fahrräder und den ÖPNV aufgefangen werden, sagte er - auch wenn der Landkreis ganz klar auf Verbesserungen im Radwegenetz und im Bussystem setze.

Um die Tangente werde es auch während der Bauzeit "immer wieder Aufregung geben", so Hauners Prognose. Am Ende werde das Projekt aber auch viele überzeugen, die jetzt noch skeptisch seien. Er habe "Respekt vor anderen Meinungen", sagte Hauner noch an die Adresse der Demonstranten: "Aber wer den Bürgerentscheid zu dieser Straße gefordert hat, sollte sich jetzt auch an das Ergebnis halten."

Hauners Stellvertreterin Birgit Mooser-Niefanger (Grüne) hatte sich für den Spatenstich entschuldigt. Aus ihrer Sicht sei dieser Tag ein "schwarzer Tag für Natur und Umwelt", teilte sie über das soziale Netzwerk Facebook mit. Sie respektiere jedoch den Bürgerentscheid, und nehme deshalb auch nicht an der Demonstration gegen den Spatenstich teil.

Ebenfalls entschuldigen ließ sich Alt-Oberbürgermeister Dieter Thalhammer, der den Bau der Umgehung in den gesamten 18 Jahren seiner Amtszeit vorangetrieben hatte. Gründe für sein Fernbleiben nannte Nachfolger Eschenbacher nicht.

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