Freising:Neuer Glanz für ein Juwel

In der ehemaligen Klosterkirche St. Peter und Paul in Neustift beginnt jetzt die Renovierung des Kirchenraums. Gottesdienste finden bis Weihnachten im Pfarrheim statt

Birgit Goormann-Prugger

Die Kirchgänger von Sankt Peter und Paul in Neustift sind Kummer gewohnt. Seit 2009 wird das Gotteshaus umfassend saniert. Zunächst wurde außen alles eingerüstet und instandgesetzt, auch das Dach. Zuvor hatte man prüfen müssen, ob die kostbare Fresken von Johann Baptist Zimmermann auch keinen Schaden nehmen würden, wenn man die Deckenlast bei der Sanierung ändert. 2010 wäre es dann beinahe zu einer Katastrophe gekommen, als nach einem Funkenflug ein Feuer unter dem Kirchendach ausbrach. Gott sei dank, möchte man fast sagen, ging das gut aus. Nun beginnt die große Innenrenovierung der ehemaligen Neustifter Klosterkirche und das bedeutet, dass die Kirchgänger vom 22. April an für die Gottesdienste ins Pfarrheim umziehen müssen.

Bis Weihnachten, so kündigt der neue Neustifter Kirchenpfleger Josef Geißdörfer an, werde dieser Zustand wohl dauern. Pater Mariasoosai Arulundu informiert ebenfalls auf der Website der Pfarrgemeinde über die vorübergehende Kirchenschließung und hofft, dass "die Messbesucher ihrer Pfarrei treu bleiben und zahlreich im Pfarrheim erscheinen".

Insgesamt fünf Millionen Euro sind für die komplette Generalsanierung der Neustifter Kirche angesetzt, wobei man das laut einer Sprecherin des Erzbistums München und Freising nur als "sehr grobe Schätzung" betrachten dürfe. 70 Prozent der Kosten übernimmt in diesem Fall die Erzdiözese, 30 Prozent die Pfarrgemeinde selbst. Weil man aber noch nicht genau wisse, wie sich die anstehende Innenrenovierung des Gotteshauses, das als eine der schönste Rokokokirchen Bayerns gilt, gestalte, könne man auch noch nicht ganz genau sagen, was das alles kosten werde, so die Sprecherin des Erzbistums weiter.

Geplant ist laut Kirchenpfleger Geißdörfer folgendes: Nach dem Sonntagsgottesdienst und der Erstkommunionfeier am 21. April zieht die Gemeinde zur Feier der Gottesdienste ins Neustifter Pfarrheim um. Vom 22. April an übernehmen dann die Handwerker in der Kirche die Regie und beginnen mit der Renovierung des Kirchenraumes. Dafür muss zunächst das Gestühl ausgebaut werden. Festgelegt hat man sich darauf, nach dem neuesten Stand der Technik vorzugehen. Die bisherige Ölheizung werde durch eine gasbetriebene Heizungsanlage ersetzt, so Geißdörfer. Im Kirchenschiff werde zudem eine warmwassergeführte Wandheizung installiert, die eine Grundtemperierung in der Kirche schaffe. Im Chorgestühl soll eine Bankheizung installiert werden. Zum Schutz vor Zugluft erhält das Hauptportal einen Windfang.

Es geht noch weiter. Gleichzeitig mit den geschilderten Maßnahmen werden die elektrischen Leitungen und Anlagen erneuert und die Sakristei generalsaniert. Im Bereich vor dem Hochalter wird die Stufe am Ende des Chorgestühls wieder in den ursprünglichen Zustand zurück verlagert. Bis Weihnachten soll das alles erledigt sein. Danach wird die Kirche eingerüstet, damit die Renovierung an der Raumschale und der Ausstattung des Kirchenraumes beginnen kann. Dann finden die Gottesdienste auch wieder in der Kirche statt - unter dem Gerüst.

Neu gestaltet werden auch die liturgischen Orte in der Neustifter Kirche Sankt Peter und Paul. Dazu gehören der Altartisch, der Ambo, also das Lesepult, und die Sitze für Priester, Diakone und Messdiener, Sedilien genannt. Vier Künstler haben dazu ihre Entwürfe vorgestellt, die Entscheidung darüber soll in den kommenden Wochen getroffen werden. Die Modelle der einzelnen Entwürfe kann man auf der Website der Pfarrei (st-peterundpaul-freising.de) bereits sehen.

Das Entscheidungsgremium freut sich auch über ein Feedback aus den Reihen der Gemeindemitglieder. Interessierte sprechen dazu entweder direkt mit Pater Mariasoosai, mit den Mitgliedern der Kirchenverwaltung oder des Pfarrgemeinderats oder schreiben eine Email an johannes.untermarzoner@)web.de. Die Originalmodelle sind in der Sakristei der Kirche ausgestellt. Die ehemalige Prämonstratenser-Klosterkirche St. Peter und Paul gilt als eine der schönsten Rokokokirchen Bayerns. Sie wurde von dem italienischen Baumeister Giovanni Antonio Viscardi um 1700 entworfen und nach einem Brand (1751) erneuert. Die Ausstattung stammt von den bedeutendsten bayerischen Rokokokünstlern. Den Stuck schuf der Wessobrunner Franz Xaver Feichtmayr d. J.. Die Deckenfresken sind ein Spätwerk von Johann Baptist Zimmermann. Sie zeigen die Übergabe des weißen Ordenskleides durch Maria an den Heiligen Norbert, die Gründung des Klosters Prémontré und die Heilige Cäcilia mit der Gründung des Prämonstratenserklosters von Mariagaarde in Friesland. In der Krypta der Kirche wurden von 1722 bis 1793 die Neustifter Chorherren bestattet. An sie erinnern 47 kleine Marmortafeln an den Wänden.

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